Ein Gang durch den Dorfkern von Wädenswil im Jahre 1947 (Teil 1)
Quelle: Gewerbezeitung, Donnerstag, 3. November 2016 von Peter Ziegler
In den letzten 70 Jahren sind rund 100 Läden und Betriebe aus dem Wädenswiler Zentrum verschwunden. Der Historiker Peter Ziegler wagt einen Rückblick.
Lindenstrasse mit Messerschmiede Rüegg.
Von rechts: «Schwanen» mit Kegelbahn, Schwyzerhüsli und «Ochsen».
Veränderte Produktions- und Konsumgewohnheiten haben in den letzten Jahrzehnten zu einer Umstrukturierung, Neuorientierung und Konzentration des Wädenswiler Handwerks und Gewerbes geführt. Dies fällt vor allem auf, wenn man bedenkt, dass in den vergangenen 70 Jahren gegen 100 Betriebe und Läden aus dem Dorfzentrum verschwunden sind.
Ich erinnere mich an die Situation im Jahre 1947 auf einem Spaziergang von der
Schmiedstube aus über Oberdorfstrasse – Rosenbergstrasse – Zugerstrasse zum Central, von da bergseits der Seestrasse und durch den Hoffnungsweg bis zum Sagenrain und seewärts zurück zum
Plätzli, dann weiter über Friedbergstrasse – Gerbestrasse – Schönenbergstrasse wieder zum Ausgangspunkt. Dabei erwähne ich nur solche Betriebe, die in der Zwischenzeit verschwunden oder an einen anderen Standort innerhalb der Gemeinde verlegt worden sind. Nicht berücksichtigt sind also Geschäfte und Handwerke, die heute im gleichen Haus von einem anderen Inhaber weitergeführt werden. Als Gedächtnisstütze dienen das Branchenverzeichnis und das Telefonbuch von 1947.
Blick vom Schwanenplatz gegen Türgass und Rosenbergstrasse. Im Vordergrund der Coiffeursalon Höhn.
Haus «Löwenburg», Oberdorfstrasse 22, von «IsenÄschme».
Vom «Schwanen» zum «Ochsen»
Wir erreichen den Schwanenplatz, wo sich am Eingang zur Türgass das Coiffeurgeschäft von Hans Höhn (Rosenbergstrasse 3) befindet, und daneben, im grossen Riegelhaus Türgass 4/6, der «Mödeli- oder Anke-Huuser», die Butter –und Käsehandlung von Hans Hauser. Im oberen Hausteil ist Büchsenmacher Conrad Gehring in seiner mechanischen Werkstätte anzutreffen. Gegenüber, an der Zugerstrasse 25, wirtet Frau Forrer im Gasthof Schwanen, der dem Platz den Namen gegeben hat. Im selben Gebäude führt Paul Meier seine Metzgerei und Charcuterie. Dorfbekannt ist sein Ausläufer mit Dächlikappe und geflochtenem Henkelkorb, der kleingewachsene Eduard Hofmann. Zur Metzgerei Meier gehört ein Schlachthaus unter dem seeseitigen Kegelbahnanbau der Wirtschaft.
Auf der andern Seite der Zugerstrasse, im
«Tuchhof» (Zugerstrasse 24), handelt Ernst Pfister mit Tuchwaren, Wäsche und Bekleidungsstücken. Im Nachbarhaus (Zugerstrasse 22) betreibt Ernst Staub eine Bäckerei und Konditorei. Dann folgt die Apotheke und Drogerie «Zum Lindenhof» (Zugerstrasse 20) von Hans Meyer. Wir gehen auf der rechten Seite der Zugerstrasse entlang Richtung Hirschenplatz und kommen vorbei am Schwyzerhüsli (Zugerstrase 23) mit der Schuhmacherei von Hans Müller. Es folgt der Gasthof Zum Ochsen (Zugerstrasse 19/21) von Familie E. Zryd-Fehr, ein mächtiger Bau, unter dessen gegen den «Schwanen» weit ausladendem Schleppdach auch Frau Margrit Leuzingers Herren- und Damenwäschegeschäft Platz gefunden hat. An der Ladentüre warnt ein Schild «Achtung Stufe!», und einmal soll hier die Reklame gehangen haben: «Empfehle mich in Unterhosen!»
Im «Ochsen» führen sodann Emil und Hans Fehr eine Spenglerei und ein Geschäft für Zentralheizungen und sanitäre Installationen, und im Anbau an der Lindenstrasse kann man bei Messerschmied Rüegg Messer und Scheren zum Schleifen geben.
Bäckerei Staub, Apotheke Meyer, Lindenhof und Florhof.
Metzger Paul Meier mit Eduard Hofman.
Ein Gang durch den Dorfkern von Wädenswil im Jahre 1947 (Teil 2)
Quelle: Gewerbezeitung, Donnerstag, 8. Dezember 2016 von Peter Ziegler
In den letzten 70 Jahren sind rund 100 Läden und Betriebe aus dem Wädenswiler Zentrum verschwunden. Der Historiker Peter Ziegler wagt einen Rückblick.
Von rechts: Häuser Ceder, Bianchi und Reformhaus Epprecht.
Blick über den Hirschenplatz gegen das Zentral.
Gasthof Hirschen mit angebautem Schlachthaus.
Blick vom Zentral in die Zugerstrasse. Die Häuser Denzler und Langedorf wurden für den Bau von Coop abgebrochen.
Der Reblaubenweg führt einst vom Hirschenplatz zum See. Rechts der «Sonnenhof» mit Baugespann für die ZKB.
Auch das Riegelhaus Fleckenstein am Reblaubenweg musste dem Neubau von Coop weichen.
Beim Central
Wir blicken beim Restaurant Central hinüber auf die andere Seite der Zugerstrasse, hinüber zum Haus 5 mit der Konditorei und Bäckerei von W. Leemann, und hinüber zum Haus Zugerstrasse 3, wo Gottfried Hugi mit Kolonialwaren und Delikatessen handelt. Den Abschluss gegen die Seestrasse hin bildet das «Goldschmied-Hess-Haus» (Seestrasse 111). Hier sind gleich drei Läden untergebracht: die Handarbeitsstube von Helen Steiger und Margrit Pretto, das Hut- und Modegeschäft, die «Chapellerie», von Frau A. Bamert-Rusterholz und das von Frau Frieda Killias geführte, in diesem Jahr – 1947 – anstelle des an die Schönenbergstrasse 19 verlegten Coiffeur-Salons Müller eröffnete Delikatessengeschäft «Gourmandia».
Goldschmied-Hess-Haus am Zentral, abgebrochen zur Verbreiterung der Seestrasse und für Parkplätze.
Glashandlung von Albert Stamm an der Südecke Hoffnungsweg.
Am Hoffnungsweg
Zwischen den Häusern gehen wir nun hinauf in den Hoffnungsweg, an dessen südöstlichem Ende Otto Schweizer eine Velohandlung betreibt. An der Kreuzung von Hoffnungsweg und Trubengass stehen wir vor einem mächtigen roten Haus. Hier wohnt Albert Stamm, der nicht nur mit Geschirr handelt, sondern auch mit Lumpen, Knochen und Altmetallen. Wir folgen dem Hoffnungsweg bis zur Einmündung in die Florhofstrasse hinter der Färberei, erreichen bald wieder die Seestrasse und überqueren sie.
Ein Gang durch den Dorfkern von Wädenswil im Jahre 1947 (Teil 3)
Quelle: Gewerbezeitung, Donnerstag, 2. Februar 2017 von Peter Ziegler
In den letzten 70 Jahren sind rund 100 Läden und Betriebe aus dem Wädenswiler Zentrum verschwunden. Der Historiker Peter Ziegler gibt einen Rückblick. Im dritten Teil seiner Serie auf das Gebiet Weinrebe bis Plätzli.
Wir beginnen an der Seestrasse und gehen über den Bahnweg Richtung Central. Beim Sagenrain stehen wir vor der Bäckerei und Konditorei von Konrad Irion (Seestrasse 156). Entlang den zwischen Bahngleisen und Seestrasse gelegenen Häusern geht es vorbei an der Mechanischen Schreinerei und Glaserei Hausenbaur u. Co. (Seestrasse 150), am Reklameatelier von Paul Zürrer (Seestrasse 146) und an der Garage «Seerose» von Carl Büchi.
«Steinburg» und Bäckerei Irion an der Seestrasse beim Sagenrain. Heute steht hier das Gebäude der Feuerwehr.
Links Haus Alpina, rechts Haus Reblaube.
Wir durchqueren die Weinreben-Anlage mit dem Springbrunnen mitten im mit kleinen Hägen eigefassten Rasen und erreichen die Autoreparaturwerkstätte und Garage von Hans Räber am Bahnweg 21. Etwas weiter vorn, am schmalen Strässchen parallel zu den Bahngleisen, im Haus Bahnweg 15, handelt Fritz Treichler, der «Chole-Treichler», mit Holz, Kohle und Heizöl. Er führt auch Autotransporte aus. Am Bahnweg 7 betreibt W. Meier eine Mechanische Schreinerei.
Springbrunnen in der Weinreben-Anlage.
Friedegg-Weg bis zur Seestrasse
Durch den schmalen Friedegg-Weg geht es vom Bahnweg hinauf zur Seestrasse, zur Spenglerei und zum Geschäft für Sanitär-Installationen und Zentralheizungen von Arnold Schneebelian der Seestrasse 130 und zum Laden von Hans Loy (Seestrasse 128), in dem man Nähmaschinen, Velos und Schreibmaschinen kaufen kann. Bereits ist Richtung Central das mächtige Haus «Alpina» sichtbar (Seestrasse 120/122). Walter Furrer führt hier die Drogerie Alpina und handelt mit Chemikalien,
Kolonialwaren und Sanitätsartikeln. Auch Bärendreck und das bei Kindern so beliebte Süssholz sind bei ihm zu haben. Vergessen wir den Schuhmacher Emil Luchsinger nicht, der im hinteren Teil der «Alpina» (Seestrasse 122) in seiner Mechanischen Schuhreparatur-Werkstätte arbeitet, in welcher es immer herrlich nach Leder und Leim riecht.
An der Seestrasse 116, gegenüber dem Schuhhaus Stiep, befindet sich die Kupferschmiede von Ernst Brupbacher. Der «Chüpferi-Brupbacher» hämmert, in Schürze und Dächlikappe, noch oft vor seiner Werkstatt im Freien, schmiedet Kaffeekannen, Giesskännchen, Kupferhäfen und Haushaltartikel aller Art, mit denen er auch handelt. Im Anbau der Kupferschmiede, zur Engelstrasse orientiert, hat Uhrmacher Theo Guelbert seinen Uhren- und Bijouterie-Laden eingerichtet.
Kupferschmied Ernst Brupbacher.
Links: Conditorei Ammann, Häuser Fortuna und Merkur, recht Haus Ziit.
Der 1931 eröffnete Migros-Laden im Anbau ans Haus Fortuna.
Kaiser's Kaffeegeschäft im Saalanbau des alten Hotels Krone.
Restaurant Rosenegg am Plätzli.
Restaurant Eintracht am Plätzli.
Ein Gang durch den Dorfkern von Wädenswil im Jahre 1947 (Teil 4)
Quelle: Gewerbezeitung, Donnerstag, 16. März 2017 von Peter Ziegler
In den letzten 70 Jahren sind rund 100 Läden und Betriebe aus dem Wädenswiler Zentrum verschwunden. Der Historiker Peter Ziegler wagt einen Rückblick. Heute vom «Plätzli» bis zur «Hohlen Eich».
Durch die Friedberg- und Gerbestrasse Vom Plätzli her, wo seit 1940 das Gebäude der
Sparkasse Wädenswil steht, biegen wir in die Friedbergstrasse ein und kommen – vorbei am Haus Nummer 3 mit der Malerwerkstätte von
Eugen Grüninger, vorbei am Haus
Nummer 5 mit dem Nähmaschinen- und Velogeschäft von Emil Müller sowie dem Stickerei-Atelier von Rösi Müller und vorbei am
«Friedberg» von J. Hasler-Ehrenberg, Eisenwaren en gros, – zum Haus «Scharfeck» (Seestrasse 109), wo Walter Fischer seine Schuhmacherei und Orthopädische Werkstätte hat und sich das Blumengeschäft der Gärtnerei Werner Schulthess befindet. Bergseits der Friedbergstrasse, neben dem «Friedberg», liegt der «Seidenhof », der Sitz der Bank Wädenswil.
Das 1940 eingeweihte Haus der Sparkasse am Plätzli.
Von links: Häuser Ziit, Scharfeck, Seidenhof (Bank Wädenswil) und die Trafostation.
Laden der Geschwister Julie und Elise Bindschedler.
Laden der Bäckerei Homberger, 1947.
Fanny Rusterholz, Klavierlehrerin.
Mechanische Glaserei und Schreinerei von Hermann Walz im Jahre 1962.
Der Sonnenbrunnen vor der Umplatzierung.
Alkoholfreies Gemeindehaus Sonne.
Hutfabrik Hochstrasser, Schönenbergstrasse 6.