Das Naglikoner Seeried grenzt im Süden an ein Strässchen, welches parallel der SBB-Linie Au − Horgen verläuft, im Norden an den Zürichsee, westwärts an die Gärtnerei von Herrn Hesse und im Osten an die Liegenschaft der Familie von Schulthess im Au-Gut stösst.
Das Ried ohne Schilfgürtel bedeckt ein Areal von rund 96 a, der seewärts gelegene Schilfgürtel nimmt eine Fläche von zirka 18 a ein.
Das genannte Gelände stellt das letzte noch gut erhaltene und von der menschlichen Kultur wenig beeinflusste Seeried des linken zürcherischen Seeufers dar.
Im Raume der alten Herrschaft Wädenswil sind seit den beiden Weltkriegen über 80 Prozent aller Moore durch Melioration, Strassenbauten, Deponien vernichtet worden. Im Gegensatz zu den vom Menschen kultivierten Bodenflächen stellen die noch vorhandenen Reste eine Art Urlandschaft dar, die seit Jahrtausenden noch ihr ursprüngliches vielfältiges Pflanzenkleid und eine ihr eigentümliche Tierwelt bewahrt hat.
Durch den Wechsel seiner Vegetation im Laufe des Jahres bringt dieses Seeried einen angenehmen Farbenwechsel in die gleichgeschaltete grüne Landschaft der Umgebung und ermöglicht vor allem, Einblicke zu gewinnen in eine ganz anders geartete Pflanzen- und Tierwelt und erhält dadurch neben den rein landschaftlichen Vorzügen einen hohen wissenschaftlichen Wert für Forschungszwecke.
Im noch braungefärbten Ried des Frühjahrs erfreut uns hier eine erste Moorflora durch das Hellgelb der Schlüsselblumen, durch die goldfarbigen Sträusse der Dotterblumen, das zarte Lila des Schaumkrautes und die Milchsterne der Frühlingsanemonen.
Die Entwicklung der typischen Riedflora beginnt erst im Frühsommer. Da zeigt sich dann, welch kostbare floristische Schätze das Naglikoner Ried in sich birgt. Zwischen den zahlreichen, für das Auge unscheinbaren Seggensprossen entfalten jetzt die durch ihre Farbenpracht und Grösse auffälligsten Sumpfgewächse ihre herrlichen Blüten. Weit über hundert blaue Schwertlilien leuchten uns entgegen, beinahe über die ganze Riedfläche verstreut. Ihre stolze Verwandte, die gelbe Schwertlilie, bildet an mehreren Stellen kleine und grössere Gruppen mit ihren hohen Säbeiblättern. Auf dünnen, schlanken Stielen hat der Wiesenknopf seine braunen Blütenähren emporgetragen. Der gelbblütige Moorhahnenfuss hat seine Blütensterne geöffnet. Der zweihäusige Baldrian entfaltet seine zarte rosafarbigen Scheindöldchen zwischen den Kleinseggen. Am Grunde der Riedgrasbüschel verborgen, sind die lilafarbigen Blütchen des Kreuzblümchens. Eben haben sich die rosafarbigen Schmetterlingsblüten der seltenen Sumpfblatterbse zu öffnen begonnen. Herrlich leuchten uns die purpurneu Blütenähren von Knabenkräutern entgegen, neben einzelnen grünblütigen Exemplaren des Zweiblattes.
Nähern wir uns seewärts dem Schilfgürtel, dann treten wir zuerst in eine schmale Zone von eigenartigen Riedgräsern. Ganze Bestände werden von der scharfblättrigen Grossegge aufgebaut.