Wädenswiler Wintersport in den 1940er Jahren

Quelle: Gewerbezeitung Mittwoch, 28. Januar 2015 von Peter Ziegler

Winter in Wädenswil in meiner Jugendzeit. Das hiess zunächst einmal mehr Schnee als in den letzten Jahren. Und vor allem: Auch die zum noch mit Pferdezug gepfadeten Strassen waren schneebedeckt und nicht schwarzgeräumt. Salz verwendete man kaum oder gar nicht. Sand und Splitt an gefährlichen Stellen genügten vollauf. Ausser den Schneeballschlachten in den Schulpausen, dem Bau einer Schneehütte oder eines Schneemanns mit Rübennase und Kohlenaugen in der Freizeit gab es drei Wintervergnügen: das Schlitteln, Skifahren und den Schlittschuhlauf.
An der Türgass.

Schlitteln

Geschlittelt wurde entweder auf dem älteren Kesslerschlitten oder dem moderneren hölzernen «Davoser». Jedes Quartier hatte seine eigenen bevorzugten Schlittelrouten. Jene für die Kinder im Fuhr- und Weidstrassegebiet begann auf dem höchsten Punkt des Rötibodenholzes nordwestlich des Furthofs und führte in rasantem Tempo über Rötiboden und den alten Rotweg in schneereichen Jahren einst bis zum Hirschenplatz mitten im Dorf. Dann gab es bei der Mündung in die Oberdorfstrasse einen Unfall mit einem Auto und so endete der Schlittelweg fortan hier. Meist sass man zu zweit oder dritt auf einem Schlitten, was mehr Geschwindigkeit verlieh. Manchmal wies der Vorderste mit Schlittschuhen den Weg. Besonders beliebt war der Tatzelwurm. Dabei lag man bäuchlings auf dem Schlitten und zog mit eingehängten Füssen das nächste Gefährt. Fussgänger warnte man mit dem Ruf «Huet!» oder länger: «Huet um de Rank, de Schatz isch chrank, hät Buuchwee ghaa, isch gschtorbe draa!»

Skifahren

Beliebte Skigebiete waren die noch unbebauten Abhänge unter dem Furthof und unterhalb des Kinderheims Bühl bis zur Oberen Weidstrasse. Es gab damals weder die Speer-, noch die Friedheimstrasse. Meine hölzernen Skier mit Riemenbindung und Bambus- oder Haselstöcken stammten wie bei den meisten Kindern vom einheimischen Sportbär und zeigten an der Spitze, wo man die Felle einhängte, einen Bärenkopf. Gewachst wurde ebenfalls mit einheimischem Produkt: mit A 21 Granit von Paul Hürlimann im Buck. Topmoderne Skianzüge wie heute kannte man nicht. Für Knaben genügten Bergschuhe, Knickerbockerhosen, Windjacke, Halstuch, gestrickte Handschuhe und eine wollene Kappe. Mädchen wagten sich noch in gestrickten Strümpfen und Röcken auf die Bretter.
Höhepunkt war jeweils das Skirennen, das der Skiklub Wädenswil organisierte. Gestartet wurde auf dem Furthof. Dann ging es in Schwüngen durch das Gelände der Bauernhöfe Zuppinger und Rellstab zum Ziel: einer kleinen Scheune an der Fuhrstrasse nahe dem Unteren Leihof.
Start auf dem Furthof zum Skirennen 1942.

Kampf um den Sieg, 1942.

Schlittschuhlaufen

In besonders kalten Wintern war auch das Schlittschuhlaufen möglich. Dann waren die Engelhaabe und der neue Hafen am Seeplatz ein beliebtes Tummelfeld. Zudem wurden der Gasiplatz – erstmals 1939/40 durch den Verkehrsverein – und der Schulhausplatz Eidmatt gewässert und für den Eissport freigegeben. Bisweilen fror auch der Obere Zürichsee für einige Zeit zu, so 1948. Ältere erzählten vom Jahr 1929, als der ganze Zürichsee eine Eisfläche war, und Jüngere erinnern sich noch gerne an die Seegfröörni 1963. 1970 wurde die «Kunsteisbahn-Genossenschaft Johanniter» gegründet, die im Hang zwischen Neuguet und Einsiedlerstrasse eine Kunsteisbahn eröffnen wollte und für das Zeichnen von Anteilscheinen warb. Realisiert wurde das Projekt nie. Schöner Ersatz ist nun die Eisbahn auf dem Seeplatz.