40 Jahre Jugendmusik Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2006 von Peter Schwarzenbach

DIE GRÜNDUNG

Im Jahre 1966 wurde die Jugendmusik (Jumu) Wädenswil von einigen initiativen Musikanten des Musikvereins Harmonie Wädenswil gegründet. Eigentlicher Grund dieser Initiative war das Nachwuchsproblem in der «Harmonie», hatte doch das Interesse an der Blasmusik nachgelassen. Man entschloss sich, Jungbläserkurse auszuschreiben. In der Glärnischhalle fand ein Konzert der Kadettenmusik Horgen statt, an welchem man einer interessierten Zuhörerschaft die einzelnen Instrumente demonstrierte und erklärte. Es meldeten sich danach etwa zwanzig Buben und Mädchen zur Ausbildung an. Als Musiklehrer stellten sich hauptsächlich bestausgewiesene Mitglieder des eigenen Musikvereins zur Verfügung. Die mehrheitlich in Gruppen ausgebildeten Jugendlichen wurden danach, je nach Ausbildungsstand, zu einem Jugendspiel zusammengeschlossen. Der Zeitpunkt für die Gründung einer Jugendmusik war damals günstig, weil die Harmonie als Folge einer Neuinstrumentierung die alten Instrumente der zukünftigen Jugendmusik als Grundstock schenken konnte.

ERSTER AUFTRITT

Die erste musikalische Gesamtleitung übernahm Oskar Tanner. Als hervorragender Flügelhornist der «Harmonie» verstand er es ausgezeichnet, den jungen Musikantinnen und Musikanten das wunderbare Erlebnis des gemeinsamen Musizierens näher zu bringen. Auch wenn die Besetzung noch etwas einseitig war – das Korps bestand damals lediglich aus Trompeten, Klarinetten, Flöten und einzelnen Hörnern – waren die eifrigen Instrumentalisten und Instrumentalistinnen nach sechsmonatigem Zusammenspiel bereits in der Lage, zu Weihnachten im Spital und in den Altersheimen aufzutreten.
Im November 1968 stellte sich die Jugendmusik im Rahmen des Unterhaltungsabends der «Harmonie» erstmals der Öffentlichkeit musikalisch vor. Die Kritik in der Zeitung lautete auszugsweise wie folgt: «Den zweiten Teil des musikalischen Programms bestritt nun erstmals die Jugendmusik. Sieben Mädchen und nicht ganz zwanzig Knaben gaben unter der Stabführung des Leiters Oskar Tanner ihr Bestes, um es den ‚Grossen’ nachzutun. Dabei zeigte sich mit nachdrücklicher Deutlichkeit, wie lang und hart der Weg bis zu jenem Standard ist. Immerhin, die ersten Leistungsbeweise unserer Jungen sind vielversprechend.»
Gerade überwältigend war diese Kritik nicht und trotzdem bedeutete dies den Start zu einer erfolgreichen Jugendmusik. Die Jumu gehörte danach während Jahren zum festen Bestandteil der Abendunterhaltung des Musikvereins Harmonie, bis sie selber ihre eigenen Konzerte organisieren und bestreiten konnte.

LAGER UND KONZERTE

Ein Höhepunkt im Vereinsjahr ist das alljährliche Jumu-Lager, welches immer wieder an verschiedenen Orten stattfindet. Sinn und Zweck dieser Lager sind ganz klar das Fördern der Kameradschaft, das musikalische Zusammenspiel und der Spass mit Spiel und Sport.
Das erste Lager fand vom 16. bis 19. Oktober 1975 mit 34 Mitgliedern in den Flumserbergen, in der Jugendherberge Schwendiwiese, statt. Mittlerweile sind die Jumu-Lager immer in den Frühlingsferien und gelten als wichtige musikalische Vorbereitung auf das Sommerkonzert in der Glärnischhalle. Nebst dem Sommerkonzert im Juni gehört anfangs Februar das Winterkonzert in der reformierten Kirche Wädenswil zu den musikalischen Höhepunkten im Vereinsjahr. Die Jugendmusik nimmt auch an nationalen und sogar internationalen Wettspielen teil, an denen sie schon mit sehr guten Auszeichnungen belohnt wurde.

Konzert der Jugendmusik Wädenswil in Luxemburg, 2004.

Selbstverständlich gehört auch Marschmusik zu den Pflichten und Aufgaben eines Jugendblasorchesters. Die Jumu hat das Glück, dies alle Jahre am Umzug der «Räbechilbi» in Richterswil zu beweisen.
 

ZUSAMMENHALT – ZUSAMMENSPIEL

Der Zusammenhalt und das Zusammengehörigkeitsgefühl all dieser jungen Musikantinnen und Musikanten ist fantastisch und erfreut mich immer wieder. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Aspirant (zirka 10-jährig) und Jugendmusikant (bis 22-jährig) so gut verstehen.
Die Schwierigkeiten eines Jugendblasorchesters entstehen hauptsächlich durch die altersbedingten Abgänge der Musikanten. Diese hinterlassen menschlich und auch musikalisch grosse Lücken, welche nicht immer sofort wieder geschlossen werden können. Für den Dirigenten heisst es, den musikalischen Ausgleich wieder herzustellen, sei dies in der Instrumentierung oder im homogenen Klangkörper des Orchesters.
 

Das Aspirantenkorps am Konzert in der reformierten Kirche Wädenswil, 2006.

AUSBILDUNG

Für die Jugendmusik ist der Nachwuchs und somit die musikalische Ausbildung enorm wichtig. Leider hat die Zusammenarbeit mit der Musikschule Wädenswil bis heute noch nicht stattgefunden, weshalb die Jumu ihre Instrumentalisten/innen immer noch selber ausbildet.
Stets nach den Sommerferien findet ein Jungbläserkurs statt, in welchem zuerst an einigen Abenden die Theorie vermittelt wird, bevor sich die jungen Leute an ihre Instrumente wagen.
Die Jugendmusik Wädenswil ist in verschiedene Gruppierungen unterteilt. Die erste Stufe bildet der Jungbläser, welcher nach genügender Beherrschung des Instrumentes die Möglichkeit hat, nach einer den Anforderungen entsprechenden  Übertrittsprüfung im Aspirantenkorps (Aspi) mitzuwirken. Nach dem Aspi wird wieder mittels einer Prüfung getestet, ob die Musikantin oder der Musikant den Anforderungen des Jugendblasorchesters gewachsen ist.

Konzert der Jugendmusik in der reformierten Kirche Wädenswil, 2006.

Für Jugendliche, welche sich für Big Band-Musik begeistern, besteht die Möglichkeit, in der Wädi Big Band mitzuwirken.
 

AM «EIDGENÖSSISCHEN» IN LUZERN

Ein grossartiges Erlebnis für die jugendlichen Musikanten war bestimmt das Eidgenössische Musikfest vom 24. Juni 2006 in Luzern. An diesem bis dato grössten Musikfest der Welt durfte das Jugendspiel zusammen mit den Musikanten der «Harmonie» an einem friedlichen musikalischen Wettstreit teilnehmen. Der Dirigent, Domenico Emanuele, verstand es ausgezeichnet, aus zwei verschiedenen selbständigen Orchestern ein einheitliches, klanglich ausgeglichenes Musikkorps zu formen. Der Sinn dieses Projekts war das gemeinsame musikalische Erlebnis. Man verzichtete absichtlich darauf, die verschiedenen Register mit professionellen Musikern zu verstärken, denn nicht die Klassierung stand im Vordergrund, sondern das Miteinander von «Jung» und «Alt».
Zum Schluss sei allen gedankt, welche in irgend einer Weise der Jugendmusik geholfen haben, auf ihrem Weg weiterzukommen, sei dies als Musikant, Sponsor, Passivmitglied, Gönner, Vorstandsmitglied, Dirigent, Präsident oder einfach nur als begeisterter Zuhörer.

 



Peter Schwarzenbach,

Präsident Jugendmusik Wädenswil


DIRIGENTEN DER JUGENDMUSIK

Oskar Tanner
Mathias Zopfi
Frantisek Tichy
Franz Honegger
Hans Schoder
Rudolf Geiger
Martin Schiesser
Domenico Emanuele
 

PRÄSIDENTEN DER JUGENDMUSIK

Heinz Zimmerli
Andreas Ganz
Hans Stössel
Peter Hüppi
Franz Kupper
Doris Richter
Gérard Destraz
Bea Göltenboth
Roger Spälti
Peter Schwarzenbach