150 Jahre «Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee»

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1991 von Peter Ziegler

1838

Der Krämer Felix Rüegg-Hürlimann (1791-1870), seit 1816 neben dem «Hirschen» in Wädenswil wohnhaft, lässt die alten Wohnbauten abbrechen und 1838/39 ein grosses, neues Haus erstellen: den «Florhof». Darin führt er das bisherige Geschäft weiter, eine «Quincaillerie-, Messing-, Stahl- und Eisenwarenhandlung». Diese vermittelt anderswo kauffertig hergestellte Waren. Der Sohn Arnold Rüegg (1814-1892) tritt als Prokurist ins väterliche Geschäft ein.

1841

Arnold Rüegg sucht zur Reklame für seinen Handel und Laden in Wädenswil ein geeigneteres Mittel als den Kirchenruf und gründet den «Allgemeinen Anzeiger am Zürichsee», die zwölfte Zeitung am See. Auf Weihnachten erscheint die Probenummer.
Arnold Rüegg, 1814-1892. Gründer des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee».

1842

Das jeden Samstag im Format 18 x 26 cm herausgegebene vierseitige Anzeigenblatt vermag die Auflage bis zum Jahresende auf tausend Exemplare zu steigern. Arnold Rüegg ist Redaktor und Verleger zugleich. Bis jeweils am Donnerstag können bei Rüegg in Wädenswil Inserate aufgegeben werden. Am Freitag begibt sich der Redaktor mit dem Manuskript nach Zürich, um die Zeitung im Berichthaus zu redigieren. Dort wird der «Anzeiger» in der darauffolgenden Nacht gedruckt und am Samstagmorgen um 8 Uhr bei J.J. Ulrich im Berichthaus Zürich ausgegeben. Vom 3. Dezember an heisst das Blatt «Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee».

1843

Nachdem die Kirchgemeindeversammlung Wädenswil am 28. August 1842 beschlossen hat, dass in der Kirche keine amtlichen Publikationen mehr verlesen werden sollen, wird der «Anzeigen» mit Neujahr 1843 amtliches Publikationsorgan von Wädenswil.

1848

Die Gemeinden Richterswil, Thalwil und Rüschlikon wählen den «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» ebenfalls als amtliches Publikationsorgan.

1849

Der «Anzeiger» erscheint seit Jahresbeginn im je um 1,5 cm vergrösserten Format 19,5 x 27,5 cm.

1856

Verleger, Redaktor und Drucker Rüegg bringt den «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» nun dreimal pro Woche heraus. An Montagen ergänzt ein «Nachläufer zum Anzeiger vom Zürichsee» die regulären Mittwoch- und Samstagausgaben, letztmals unter dieser Bezeichnung am 28. Dezember 1857.

1858

Seit Jahresbeginn erscheinen die Montag-, Mittwoch- und Samstagausgaben unter einheitlichem Zeitungskopf.

1864

Der neue Jahrgang zeigt das vergrösserte Format 23 x 32 cm. Weitere Formatwechsel folgen in verhältnismässig kurzen Abständen: 1869 (25 x 37 cm), 1877 (25 x 39 cm), 1883 (27 mal 40,5 cm).

1883

Adolf Stutz-Spühler eröffnet an der Zugerstrasse eine Druckerei und gibt am 24. November die erste Nummer der zweimal wöchentlich erscheinenden «Nachrichten vom Zürichsee» heraus. Wädenswil hat nun zwei Lokalzeitungen, die bald in gesundem Wettbewerb, bald in harter Konkurrenz stehen und sich in ihren Ausgaben gerne gegenseitig kritisieren, berichtigen und belehren.

1891

Der kinderlose Arnold Rüegg verkauft am 31. Oktober den Zeitungsverlag, die Druckerei und das Papierwarengeschäft zum Florhof an Jakob Baumann und Arnold Funk. Diese führen das Unternehmen als Firma Baumann & Funk weiter. Jakob Baumann, seit 1865 im Florhof tätig, hat zuletzt den technischen Betrieb geleitet und seinen Prinzipal als Berichterstatter unterstützt. Der Kaufmann Arnold Funk wird auf Rüeggs Wunsch in die Nachfolgefirma einbezogen.
Haus zum «Florhof» in Wädenswil um 1900, Verlag und Druckerei des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee».

Jakob Baumann-Isler, 1852-1927, Verleger des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee» von 1897 bis 1927.
Jakob Baumann-Siegfried, 1886-1966, Verleger des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee» von 1927 bis 1966.

1892

Der Zeitungsgründer Arnold Rüegg stirbt am 29. September im Alter von 78 Jahren.

1897

Arnold Funk scheidet aus dem Geschäft aus. Jakob Baumann-Isler (1852-1927) wird alleiniger Inhaber der Verlagsrechte des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee».

1898

Seit Jahresbeginn erscheint der «Anzeigern mit einer wöchentlichen Gratisbeilage, dem illustrierten Un­terhaltungsblatt «Sonntagsruhe».

1900

Mit dem Schritt ins neue Jahrhundert vergrössert der «Anzeigern das Format auf 33 x 49 cm.

1909

Neben der «Sonntagsruhe» bereichert jeweils am Montag, erstmals am 3. November, die wöchentliche Unterhaltungsbeilage «Der Feierabend» den «Anzeiger» mit feuilletonistischen Beiträgen.

1913

Seit Jahresbeginn kommt der «Anzeiger» – bis Ende 1936 – viermal wöchentlich heraus: am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.

1917

Ende Dezember erscheint die Beilage «Sonntagsruhe» zum letzten Mal. Im Zeitungskopf wird sie noch bis zum 18. Januar 1918 aufgeführt.

1923

Als Ersatz für die seit 1909 herausgegebene wöchentliche Beilage «Der Feierabend» wird – bis 1965 – neu die Wochenbeilage «Für den Familienkreis» publiziert.

1927

An Weihnachten stirbt Jakob Baumann-Isler. Der Betrieb geht an den Sohn über, den Buchdrucker und Verleger Jakob Baumann-Siegfried (1886-1966).

1929

Um den Geschäftsinhaber Jakob Baumann zu entlasten, tritt Dr. iur. Ernst Kunz (1890-1954) als Redaktor in den Verlag ein.

1936

Infolge freundschaftlicher Vereinbarung zwischen den Verlegern der beiden Wädenswiler Zeitungen stellen die «Nachrichten vom Zürichsee» mit Ende des Jahres ihr Erscheinen ein. Die Verlagsrechte der «Nachrichten» gehen an den «Anzeiger» über.

1937

Der «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee», seit Jahresbeginn sechsmal wöchentlich herausgegeben, ist die erste Tageszeitung am linken Seeufer.

1954

Dr. Martin Schärer (sch.) wird Redaktor des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee», als Nachfolger des am 16. Oktober verstorbenen Dr. Ernst Kunz. – Am 4. Oktober erscheint der «Anzeiger» in neuer Auf­machung: die modernere und lesbarere Antiquaschrift, die man im Inseratenteil schon lange verwendet hat, ersetzt die bisherige Fraktur. Im Zeitungskopf wird der ursprüngliche Schriftzug belassen.

1956

Am 2. Juli präsentiert sich der «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee» erstmals in neuer grafischer Aufmachung: die vierspaltige Seite hat die dreispaltige abgelöst. – Ab 19. Oktober wird im «Anzeiger» jeden Freitag ein Veranstaltungskalender publiziert.

1958

Am 11. Januar erscheint erstmals die von Peter Ziegler redigierte Monatsbeilage «Heimatblätter», in welcher, letztmals im Dezember 1962, lokalgeschichtliche Beiträge veröffentlicht werden.

1959

Am 12. Januar enthält der «Anzeiger» wieder eine neue Beilage: die fortan jährlich publizierte «Theater­Zeitung», mit vielfältigen Informationen über die bevorstehende Aufführung der «Freunde des Volkstheaters Wädenswil».

1960

Auf den 1. Juli wandelt Jakob Baumann-Siegfried die Firma «Jakob Baumann z. Florhof» in die Familienaktiengesellschaft «Baumann + Co. zum Florhof» um. – Hans Jakob Furrer (-rr-) wird – als Nachfolger des ausscheidenden Dr. Martin Schärer –Redaktor des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee» und versieht diese Tätigkeit während mehr als zwanzig Jahren, bis zum Hinschied am 23. April 1981. – Zum Jahresschluss veröffentlicht Redaktor Hans Jakob Furrer einen Rückblick auf das Lokalgeschehen. Man steht damit am Anfang einer neuen Tradition, die seither mit immer umfangreicheren und ab 1963 auch illustrierten Beiträgen weitergeführt wird.

1962

Gründung der «Baumann zum Florhof AG».

1965

Die ursprüngliche Wochenbeilage «Für den Familienkreis», in jüngster Zeit in grösseren Abständen veröffentlicht, wird mit Jahresende aufgegeben.

1966

Nach dem Tode seines Vaters übernimmt Hans Baumann die Verlagsleitung. – Als Ersatz für die Beilage «Für den Familienkreis» lebt bis 1968 die 1909 geschaffene Beilage «Feierabend» wieder auf.

1969

Die Baumann zum Florhof AG beschliesst, den «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» nicht mehr als eigenständige Tageszeitung herauszugeben, sondern als Partnerblatt der «Zürichsee-Zeitung» in Stäfa. Der «Anzeigern bezieht ab 1. Oktober den redaktionellen Mantel von der grösseren Zeitung des rechten Ufers, behält aber für den Regionalteil die Eigenständigkeit. Der Druck erfolgt fortan aus Gründen der Rationalisierung in Stäfa.

1971

Die Buchdruckerei Richterswil, Verlegerin der «Grenzpost am Zürichsee», schliesst sich dem Zusammenarbeitsvertrag mit Wädenswil und Stäfa an, unter Beibehaltung ihrer eigenen Redaktion.

1978

Hans Baumann übergibt die Geschäftsführung im November dem heutigen Verleger Rolf Gerber.

1981

Nach dem Tod von Redaktor Hans Jakob Furrer (23. April) besorgt Recco Däppeler die Redaktion, seit 1. November unterstützt von Kurt Rohr.

1985

Emil Länzlinger tritt Ende Februar als Redaktor der «Grenzpost am Zürichsee» zurück. Die Redaktion in Richterwil wird in eine Halbtagsstelle umgewandelt.

1988

Aus der Buchdruckerei Stäfa wird die Zürichsee Medien AG.

1990

Am 15. Juni beziehen Verlag, Redaktion und Druckerei der Baumann zum Florhof AG den Neubau an der Moosacherstrasse 14 in der Au. Am 21. Juni erscheinen «Anzeigern und «Grenzpost» erstmals in grafisch neuer Aufmachung: fünfspaltig, mit grösseren Titelschriften und farbigen Balken. Der Druck erfolgt nicht mehr in Stäfa, sondern im neuen Druckzentrum Oetwil AG. Seit 1. Oktober setzt sich die Redaktion wie folgt zusammen: Chefredaktor Christoph Marthaler (chm.), Recco Däppeler (dä.), Kurt Rohr (ro.), Christoph Bachmann (cba.).
Der 1990 bezogene Neubau der Baumann zum Florhof AG an der Moosacherstrasse in der Au.

1991

Der «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee» feiert das 150jährige Bestehen und veranstaltet im Jubiläumsjahr verschiedene Sonderaktionen. In loser Folge werden in der Zeitung faksimilierte Seiten veröffentlicht, welche in Abständen von zehn Jahren den Wandel des Blattes seit dessen Gründung im Jahre 1841 veranschaulichen. Die Beiträge dokumentieren gleichzeitig die Bedeutung der Lokalzeitung als historische Quelle zur Erforschung der Ortsgeschichte von Wädenswil.




Peter Ziegler