Der Kunstmaler August Weber (1898-1957)

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1985 von Peter Ziegler

In manchen Wädenswiler Wohnungen hängen Ölgemälde oder Radierungen, die mit «Aug. Weber» signiert sind. Wer war dieser Künstler?

August Weber wurde am 18. Juli 1898 in Wädenswil geboren. Er besuchte hier die Schulen machte anschliessend eine Lehre als Dekorationsmaler im Atelier von August Pfister in Richterswil. Dann zog es den angehenden Kunstmaler in die Fremde. 1917/18 hielt er sich an der Ecole des Beaux Arts in Genf auf. Es folgten zweijährige Studien im Malen, Radieren und Holzschnitzen an der Kunstschule von W. Hummel in Zürich, 1920/21 bildete sich August Weber an der Académie Colarossi in Paris weiter, unter anderem durch das Kopieren berühmter Gemälde im Louvre. Nachdem er nochmals während eines Jahres bei W. Hummel in Zürich tätig gewesen war, begab sich der Maler 1922 für anderhalb Jahre nach Rom, wo er besonders im Vatikan-Museum kopierte. 1928 verbrachte er acht Monate als Porträtkopist an der Nationalgalerie in London. Später sah man den gereiften Künstler auf Reisen in Italien und Frankreich, in Deutschland und Spanien.

August Weber in London, 1927.

Blick vom Seeplatz auf das Wädenswiler Bahnhofsquartier. Radierung von August Weber, 1930.

Nach dem Maskenball. Radierung von August Weber.

Von 1936 bis zu seinem frühen Tod am 22. Oktober 1957 erteilte der nun in Zürich niedergelassene August Weber-Meier als Fachlehrer für Zeichnen Unterricht an der städtischen Sekundarschule Zürich. Weber fühlte sich auch zur Musik hingezogen. Er spielte Oboe und Englischhorn. Jahrelang gehörte er dem Musikverein «Harmonie Wädenswil» sowie dem Orchesterverein an, und er war Mitglied des Zürcher Orchesters Dr. Marius Meng.

August Weber: Fresco von 1925 in der Gaststube des Alkoholfreien Gasthauses "Sonne" in Wädenswil, 1950 überstrichen.

Das Leben des Malers August Weber war erfolgreich. Seine Bilder waren im Kunsthaus Zürich, in seiner Heimatgemeinde Wädenswil, an Zürich-Land-Ausstellungen, an der Schweizerischen Landesausstellung 1939 in Zürich und in verschiedenen anderen Ausstellungen zu sehen. Unter seinem Zeichenstift und Pinsel entstanden gute Werke: Landschaften des oberen Zürichsees und aus dem Süden, Porträts (zum Beispiel von Charles Bänninger, 1946, und von Regierungsrat Hans Streuli, 1951); mit besonderer Vorliebe hielt August Weber aber in seinen Bildern Fasnachtsszenen, Maskentreiben und Kirchweihstimmungen fest, Leben und Brauchtum am See. So etwa mit der 1939 herausgebrachten «Zürichsee-Mappe», welche folgende 20 Radierungen enthält: Titelbild Zürich, Alpenquai, Sechseläuten, Zürichhorn, Ledischiffauslader, Wollishoferkläuse, Badende, Weinlese, Halbinsel Au mit Fischer, Hochzeit auf dem Schiff, Frühling, Fabrik am See (Giessenhorn, Wädenswil), Kirchweih, Winter bei Richterswil, Masken, Uerikon, Ufenau, Seedamm bei Rapperswil, Friedhof.
Zwei frühe Werke von August Weber sind heute im Original nicht mehr sichtbar: ein 1925 gemaltes Fresco in der Gaststube des Alkoholfreien Gasthofes «Sonne» in Wädenswil (1950 überstrichen) und ein 1935 geschaffenes Wandgemälde in der Eingangshalle des neuen Spitals Wädenswil, dienende Liebe der Diakonissin symbolisierend.

Fritz Stüssi (1874-1923), Organist und Dirigent. Holzschnitt von August Weber, 1914.

Viele Motive für seine Ölbilder und Radierungen fand August Weber in seiner Heimatgemeinde Wädenswil. Im Besitz der Stadt Wädenswil befinden sich die Ölgemälde «Der alte Bahnhofplatz in Wädenswil (1931), «Burgruine» (1935), «Wädenswil im Winter» (1935), Blick auf Wädenswil (1948), ferner die 1930 entstandenen Radierungen «Wädenswil vom See her», Seeplatz», «Seeplatz mit Passerelle». Manche Bilder, wie die Ansichten aus dem zu Beginn der 1930er Jahre abgebrochenen Bahnhofquartier oder Ölgemälde mit dem alten Hotel auf dem Auhügel, zeigen ein heute verschwundenes Wädenswil und haben damit nicht nur künstlerischen, sondern auch dokumentarischen Wert.

August Weber beim Radieren im Künstlerpavillon an der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich, 1939.

Rössliriiti an der Wädenswiler Chilbi. Oelgemälde von August Weber.




Peter Ziegler