Wer isch de Fritz Ostertag?

Quelle: Laudazio von Peter Ziegler anlässlich der Vernissage vom 9. Dezember 1997 im Haus zum Morgenstern: Fritz Ostertag stellt Zeichnungen, Theres Burkhardt neue Farbbilder aus.

Ich han de Architäkt Fritz Ostertag (FO) und sini Frau Ruth i de früene 90er Jaar känegleert.
Si händ damals s Neuguet gägenüber vo de Burgruine kauft und di beide Hüüser mit grossem Geschick, Sachverstand, Iifüüligsvermöge und Kunstsinn restauriert. Dass de FO schööni Fassade, Grundriss, Schnitt und Detail zeichne cha, das hani gwüsst. Das er aber au in andere Beriiche Künstler ischt, mit siim Stift Landschafte ufs Papier banne cha, das hani nöd gwüsst.
So hani gstuuned, wo mer s erscht Maal ufs Nöijaar e Nöijaars-Charte is Huus gfladeret isch mit Wättischwiler Motiv vom FO. Si liit jetzt guet versorget i miim Archiv und hät sider na e paar Gschwüschterti überchoo.
 
Sonigs Chöne chunnt nöd vo hüt uf morn. Und tatsächli: De FO ist gewüssermaasse mit em Skizzebuch uf d Wält choo. Da spilt d Vereerbig mit.
Scho sin Vatter isch künstlerisch begabt gsi, er hät gut chöne aquareliere.
De FO hät scho als Kind und Jugendliche zeichnet, wänns immer mügli gsi isch. U.a. häd er a de Zeichnigs-Weppewärb vom Pestalozzikalender mitgmacht.
Mee das eimaal häd er en Priis ggune für siis Schaffe. Das hät Mumm gää zum Wiitermache.

Neugut, Zeichnung von Fritz Ostertag, 1996.

Wäred em Studium zur Uusbildig zum Architäkt häd er Studiereise gmacht. Au da isch de Skizzeblock en ständige Begleiter gsii. Und wänn en es Motiiv psunders fasziniert hät, dänn häd er sogar ufs Ässe verzichtet. In der Nöchi von Barcelona isch es gsii. Da häd er au emaal imene Chlooschter zeichnet. E jungi Kommilitonin häd em debii über d Achsle ggüxlet und bewunderend meint:
«Chasch Duu aber guet zeichne!» Es isch de erscht Kontakt gsi mit de Ruth, sinere kümpftige Frau!
Si gsend also, wer gut zeichne cha, cha fürs Lääbe beloont werde.
 
De FO behärrscht vili Tächnike: näbed Bleistift, Tusch, Rötel, Chole au s Aquareliere. Für di hüttig Uusstellig sind aber bewusst nu Zeichnige uusgewält worde. Si setzed de Gägepool zu de Werk vo de Theres B.
 
Di meischte vo Ine händ scho emaal en Rucksack ggkauft und e Jagge wool au.
Wänn de FO so öppis chauft, mues d Waar psundere Aaschprüch genüge. D Bedingig für de Rucksack: De Zeichnigs- und Malblock mues drin Platz haa.
Bedingig für d Jagge: I de Täsche muss me s Formaat A5 verstaue chönne!

Himmeri, Zeichnung von Fritz Ostertag, 1970.

Und dänn macht sich de FO uuf. Zum Wandere, tägliche Jogge, in siine neue Heimet Wättischwiil, uf de Wättischwiiler Berg und id Umgäbig. Aber au zur Tochter uf Afrikaa ziets en vo Zit zu Zit, wos Wätter immer schöön isch und de Skizzenblock nüd vom Rääge uufgweicht wird.
 
Überaal entdeckt de FO markanti Pünkt, faszinierendi Uussichte, entzückendi Detail. Dänn werded Stimmige iigfange, wo uf de Zeichnige i dere Uusstellig zgsee sind. Es sind Landschafte wo mer käned, wo öis vertrout sind: de Sterneweier, d Gäged bim Mistlibüel im Winter, s Ghöft Giserüti, de Räbberg am Auhügel, s Auried mit de Pumpstation, d Bucht vo Richterschwil, d Engelhaab. Aber au de Urirotstock und de Glärnisch werded Si entdecke. Es sind wiiters Boute, wo de Architäkt und Künstler in Bann ziend, won er skizziere mues: d Burgruine, es Detail a de Zääteschüür im Schloss, s Schloss Au, s Saagiwerch vo der Aamüli, s Puurehuus uf der Aahalde, d Chanzle im Innere vo de reformierte Chile, d Hüüser am Plätzli, de Turm vo Pfäffike. Doch nüd nu s Romantisch, s Idülisch, s Historisch fangt er mit siim Stift ii: Au e Partii a de Seefere, mit der Iisepaanlinie, de Seestrass und de renovationsbedürftige Hüüserreie bannt er ufs Blatt. Und das de Nöizuezüger schon en rächte Wättischwiiler worde isch, zeigt e Notiz im undere rächte n Egge do dere Zeichnig. Deet staat nämmli: «Türkei».
«Türggei» hät me früener em Quartier Seefere gseit, will deet ärmeri Lüüt und au Gaschtarbeiter gewont händ.
Giessen, Zeichnung von Fritz Ostertag, 1997.

De Zeichner FO, mueterseelenelei und ugestört i de Landschaft? Überhaupt nöd! Er schetzt d Begägnig, s Gespröch. Er redt mit de Püüri, erfaart öppis vo de Geschicht vom Huus won er zeichnet; oder er zeichnet i de Chile, zun Klänge vo der Orgele, wil d Organischtin grad übe tuet. Und er wagt sich au zeichnend is Gwüel: Vo dem züged Darstellige vom Früeligsmärt a de Friedbergstrass oder vom Wättischwiiler Wuchemärt  und di beide Chilbiszene mit der Achtibaan.
 
D Qualität vomene Kunstwerk und demit s Chöne vom Künstler wo zeichnet, misst sich nüd zletscht a de Prezision vo de Strichfüerig, e chli laiehaft uustruckt heisst das: a dem, wieviel Ziit er bruucht, bis sini Zeichnig fertig isch. Au da isch de FO en Meischter. Zwo Zeichnige i der Uusstellig dokumäntiered daas: Si zeiged s Zürcher Sächsilüüte, wo de Zöifter FO festgehalte hät. Weniger als e Viertelstund hät er Ziit ghaa, um d Guutsche ufs Blatt z bringe. S gliich gilt für d Darstellig vo de Zöifter, wo mit irne Laterne vor em Zoufthuus warted, biss ine chönd go di andere psueche.

Wädenswiler Berg, Zeichnung von Fritz Ostertag, 1996.




Peter Ziegler