Das Wädenswiler Kadettenkorps

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2003 von Peter Ziegler

Vor 150 Jahren, 1853, wurde in Wädenswil ein Kadettenkorps gegründet: Anlass, auf die Geschichte dieser 1979 aufgelösten Jugendorganisation zurückzublicken. Als Quelle dienen die Protokolle der Jahre 1853 bis 1939 und Akten in der Dokumentationsstelle Oberer Zürichsee.
 
1853
Mitglieder der Offiziersgesellschaft Wädenswil − Bat Kdt Carl Brupbacher zum Holderbaum, Oblt und Gemeinderat Johann Jakob Treichler, Sekundarschulpfleger Jakob Hauser zum Scharfeck, Lehrer Heinrich Blattmann und Art Lt Jakob Billeter − gründen ein Kadettenkorps, um durch Waffenübungen die körperliche und geistige Entwicklung der Jugend zu fördern. Zur Finanzierung der neuen Jugendorganisation werden 74 Aktien zu 25 Franken ausgegeben, von denen der Vorstand der Gesellschaft jedes Jahr sieben durch das Los ermittelt und zurückbezahlt. Ausserdem werden im Dorf 825 Franken freiwillige Beiträge gesammelt. Gründungsdatum ist der 17. September 1853. Als Zweck der Übungen bestimmen die handschriftlichen Statuten: «Gewöhnung an Zucht, Ordnung und Reinlichkeit, Liebe zur Gesittung und ein kameradschaftliches, braves Betragen.»
 
1854
Am 28. Februar findet unter J. J. Treichler die erste Rekrutierung statt. Jeder der 37 Kadetten hat einen Beitrag von zwei oder drei Franken zu leisten. Die vorgeschriebene Uniform besteht aus dunkelblauer Mütze, dunkelblauem Waffenrock, der vier Zoll unter die Knie reichen muss, und hechtgrauer Hose. Es werden 50 Vorderlader-Gewehre angeschafft, bemessen nach der Länge der Träger. Alle vierzehn Tage findet eine Übung statt. Die Organisation entspricht weitgehend jener des damaligen Milizwesens: Stramm exerzieren, Wachtdienst leisten, Rapporte ausfertigen, in verschiedenen Chargen kommandieren, Gewehr, Ladstock und Säbel handhaben. Ankauf von vier Trommeln mit Zubehör.
 
1855
42 Kadetten holen am Kadettenfest in Horgen 25 Natural- und 17 Geldgaben im Gewehrschiessen. Die Dorfschulpflege bewilligt der Gesellschaft, die Gewehre im Schulhaus Eidmatt aufzubewahren. Gegen Quittung der Eltern erhält jeder Kadett ein Gewehr, ein Bajonett, eine Bajonettscheide, eine Patronentasche und einen Gurt. Zwölf Wädenswiler Offiziere verpflichten sich, im Turnus unentgeltlich an der Instruktion der Kadetten mitzuwirken. Ende September findet die erste Prüfung der Aspiranten statt. Sämtliche Mitglieder der Offiziersgesellschaft erscheinen zu diesem Anlass in Uniform. Zum Abschluss wird im «Engel» das Kader gewählt: zwei Offiziere, ein Feldweibel, ein Fourier, drei Wachtmeister, vier Korporäle.
 
1856
Während des mehrtägigen Kadettenfestes in Zürich stellen sich die Wädenswil Kadetten in der «Schlacht von Schwamendingen» den anstürmenden Bündnern «tapfer, kämpferisch und mutig» entgegen. Die für beiden Offiziere werden Säbel angeschafft, für die Uniformen von Fourier und Feldweibel je sechs, für die drei Wachtmeister je vier und für die vier Korporale je zwei Sterne.
 
1857
Mehrere Austritte reduzieren den Korpsbestand; nur wenige Knaben treten neu bei. Das Fortbestehen des Korps ist in Frage gestellt. In einem Aufruf wird den Eltern klar gemacht, welchen Nutzen die militärischen Übungen den Knaben bringen.
 
1858
Kadetten, die den Übungen unentschuldigt fern bleiben, haben fortan eine Busse von zehn Rappen zu zahlen, verspätetes Erscheinen wird mit fünf Rappen gebüsst. Wer innerhalb eines Jahres austreten will, muss fünf Franken bezahlen. Zwei Sekundarlehrer und die Mittelstufenlehrer Lutz, Egg und Rebsamen erklären sich bereit, «das Ihrige zur Hebung und Förderung des Cadettenwesens zu thun». In Wädenswil findet am 11. Oktober ein Kadetten- und Turnfest statt, an dem Oberst Escher die Korps Wädenswil, Horgen und Richterswil inspiziert.
 
1859
Das Korps zählt 53 Kadetten. Es wird die Einführung eines Kadetten-Musikkorps geprüft, analog jenem in Horgen. Formiert wird es nicht. Zu einem ersten Knabenschiessen sind auch die Horgner und Richterswiler Kadetten eingeladen.
 
1860
Im Vorstand wird besprochen, was für Strafen Kadetten auferlegt werden dürfen. Da man sich nicht einig ist, wird die Schulpflege um Rat gefragt.
 
1861
Hptm Johann Jakob Treichler, Abgeordneter der Sekundarschulpflege, teilt mit, die Schulpflege sei nicht abgeneigt, die Waffenübungen für Sekundarschüler obligatorisch zu erklären. Vorerst gelte es aber verschiedene Fragen zu klären.
 
1862
Die Sekundarschulpflege beschliesst das Obligatorium, hebt es aber wegen energischem Widerstand vieler Eltern nach einem Monat wieder auf.
 
1863
Das Wädenswiler Kadettenwesen ist in eine Krise geraten. Soll man die Instruktion der Kadetten fortsetzen oder nicht? Die Gesellschaft berät vorsorglich, wie die noch ausstehenden Aktien zurückbezahlt werden können und wie das Defizit zu decken sei.
 
1864
Die Zahl der Wädenswiler Kadetten ist weiter rückläufig. Die Kadettenkommission ersucht die Sekundarschulpflege Wädenswil-Schönenberg erneut, das Obligatorium zu beschliessen. Die Pflege lenkt ein. Jeder Sekundarschüler ist fortan auch Kadett. Die Uniform wird abgeändert und besteht nun aus einem grauen Waffenrock mit grünen Aufschlägen. Als Instruktoren amten Jean Schnyder, August Hauser und Art Lt Walter Hauser. Letzterer führt die älteren Kadetten in die Handhabung der zwei Gemeindekanonen ein.
 
1865
Aus den ersten gedruckten Statuten vom April 1865:
«§ 1 Das Kadettenwesen der Gemeinde Wädensweil beruht auf der Grundlage einer möglichst zahlreichen Kadettenschaft und auf der Mitwirkung des Gemeinderathes, der Schulbehörden, der Waisenhauskommission, des Offiziersvereins und der Lehrerschaft. Es soll in möglichst genauer Verbindung mit dem Schul- und Turnwesen betrieben werden.
§ 2 Die Kadettengesellschaft beschafft die nöthigen Geldmittel durch freiwillige Jahresbeiträge, zu welchen auch die Gemeindskasse und die Sekundar- und Primarschulkassen ihre angemessenen Zuschüsse zu reichen ersucht werden sollen.
§ 3 Mitglied der Gesellschaft ist Jeder, der einen jährlichen Beitrag leistet.»
80 Mann stark marschiert das Korps mit den zwei Geschützen zu einem Treffen mit den Kadetten von Richterswil.
 
1866
Die Dorfschulpflege beschliesst, das Kadettenkorps für die nächsten vier Jahre mit einem jährlichen Beitrag von 200 bis 250 Franken zu unterstützen. Der Gemeinderat gewährt einen Jahresbeitrag von 250 bis 300 Franken.
 
1867
Das Korps erreicht mit 103 Kadetten einen Höchstbestand. Der in den Stundenplan eingebaute Instruktionsunterricht findet am Samstag von 10 bis 11.30 Uhr statt.
 
1868
Tambour Heinrich Kleiner, der die neuen Tambourrekruten im Jahr 1867 instruiert hat, erhält eine Gratifikation von zehn Franken. Da die vergoldeten Uniformknöpfe ausgegangen sind, werden fortan solche aus Messing verwendet.
 
1869
Zweitägiges Kadettenfest in Neumünster, unter anderem mit Turnen, Lagerleben (Erfrischung Wein und Brot), Zapfenstreich von allen Tambouren, Feuerwerk, sowie mit Inspektion und Defilieren am zweiten Tag. Neueintretenden wird gestattet, ihre Uniformröcke beliebigen Orts anfertigen zu lassen. Der dazu benötigte Stoff wird jedoch nur gegen bar abgegeben.
 
1870
Verleger Arnold Rüegg offeriert, das Rechnungsergebnis 1869 im «Anzeiger» zu publizieren. Die Kommission befürchtet, dass sich dadurch die freiwilligen Beiträge vermindern könnten, und lehnt dankend ab. An der Generalversammlung der Kadettengesellschaft erläutert Präsident Baumann, weshalb die Versammlungen in den letzten Jahren ausgefallen sind. Als Gründe nennt er die Cholera-Epidemie (1867) sowie die Kadettenzusammenkünfte in Thalwil (1868) und Neumünster (1869). Dies habe verhindert, ein lokales Fest zu veranstalten, wie für die Generalversammlung üblich.
 
1871
Für 3500 Franken werden 80 Kadettengewehre System Vetterli angeschafft, dafür verkauft man 1872 den grössten Teil der alten Gewehre, die man in acht Bewegungen laden musste. Auf dem Seeplatz inspiziert Art Hptm Walter Hauser das Wädenswiler Kadettenkorps. Die Instruktion mit dem neuen Gewehr lässt noch zu wünschen übrig.
 
1872
Die Generalversammlung der Kadettengesellschaft genehmigt Protokoll, Jahresbericht und Rechnung und nimmt die ihr zustehenden Wahlen in die Kommission vor.
Blick ins Innere des 1872 vollendeten Turnschopfes in der Eidmatt. An der südöstlichen Schmalseite drei Scheiben für das Armbrustschiessen der Kadetten.
 
1873
Aus einem Bericht an die «hohe Militär-Direktion»: «Während die 29 Rekruten (neu eingeteilt, 1 Jahr Dienst) ihre Schiessübungen mit der Armbrust bewerkstelligten, ersehen Sie aus den beigelegten Schiesstabellen, dass die 48 älteren Kadetten im Zielschiessen auf 200 Schritte 18 scharfe Patronen per Mann verbrauchten und damit ein Durchschnittsresultat von 74% im Einzelschuss und von 65% im Schnellfeuer erreichten.»
 
1874
Damen aus Wädenswil schenken dem Korps eine Fahne. Am 12. Oktober findet in Wädenswil ein Kadettenfest nach folgendem Programm statt:
06.00 Tagwache
08.30 Einrücken der Korps Neumünster, Horgen, Thalwil, Meilen und Stäfa
09.00 Inspektion in der Wiese zur alten Kanzlei
11.00 Entlassung in die Quartiere
11.30 Besprechung der Manöver durch die Herren Offiziere
12.00 Gemeinsames Mittagessen für Offiziere und Kadettenfreunde im «Engel»
13.00 Generalmarsch und Sammlung auf dem Dampfschiffplatz, Ausrücken zum Manöver
15.30 Rückmarsch zum Dorfschulhaus
16.00 Abendessen und Entlassung
 
1875
Die engere Kommission besteht gegenwärtig aus Hptm Schnyder, Kdt Brupbacher, Baumeister Blattmann Sohn, Maj Walter Hauser und Lehrer J. Lattmann. Die grössere Kommission setzt sich zusammen aus je zwei Vertretern des Gemeinderats, der Gemeindeschulpflege und der Sekundarschulpflege, einem Vertreter der Waisenhauskommission, fünf Abgeordneten der Kadettengesellschaft und je zwei Vertretern der Offiziersgesellschaft, der Sekundar- und der Primarlehrerschaft.
 
1876
Nach der Einführung des neuen Militärgesetzes kommt der Erziehungsrat in einem Rekursentscheid zur Auffassung, die Sekundarschulpflegen hätten nicht mehr das Recht, die Zugehörigkeit zum Kadettenkorps als obligatorisch zu erklären. Der Regierungsrat hebt im ganzen Kanton das Kadetten-Obligatorium für Sekundarschüler auf. In Wädenswil geht der Korpsbestand dadurch auf 45 Knaben zurück.

1877
Die grosse Kommission beschliesst, das Kadettenwesen fortzusetzen, auch wenn die Teilnahme für Sekundarschüler nicht mehr obligatorisch ist. «Dem Ausreissen der Kadetten während des Jahres soll durch persönliche Unterredung mit den betreffenden Eltern entgegengesteuert werden.» Eltern, welche Beiträge für Kadettenröcke beanspruchen, werden verpflichtet, «ihre Knaben zwei Jahre beim Corps zu lassen».

1878
Da das eidgenössische Militärgesetz immer noch nicht vorliegt, wird das Hauptgewicht auf das Armbrust-, Zimmer- und Feldschiessen sowie auf die Handhabung des Gewehres gelegt. Auf die Soldaten- und Kompanieschulung wird verzichtet; das Schulturnen bietet Ersatz.
Der 1872 eingeweihte Turnschopf Eidmatt.
Weil die Statuten von 1865 keine Gültigkeit mehr haben, wird die Kadettengesellschaft aufgelöst. Die Kadettenkommission erhält den Auftrag, ein Regulativ betreffend die Schiessübungen der Kadetten auszuarbeiten. Dieses liegt im Mai 1878 vor und bestimmt in § 1: «Der Kadetten-Unterricht wird auf Schiessübungen beschränkt, welchen die Kenntnis und Handhabung des Gewehrs und nöthigenfalls Repetitionen der turnerischen Ordnungsübungen nach militärischem Commando voranzugehen haben. Die Schiessübungen sollen mit Armbrustschiessen beginnen und stufenweise zum Zimmerschiessen und Scharfschiessen übergehen.»
 
1879
Am Wädenswiler Turnfest für die Jugend beteiligen sich im Herbst 21 Kadetten, die sich am Nachmittag im Armbrust- und Zimmerschiessen messen.
 
1880
Am Ende des Semesters erhalten die Kadetten Schiessprämien in Geld sowie Diplome, wofür der Quästor aus der Kasse einen Betrag von 50 Franken frei gibt.
 
1881
Anlässlich des Schlussmanövers wird «wieder das übliche Minensprengen» durchgeführt: Hinter der Scheibe wird eine Mine aufgestellt, welche bei gutem Treffer explodiert.
 
1882
Die Fasnachtsgesellschaft Schönenberg stellt das Gesuch «um Verabreichung von 25 Kadettengewehren zur Aufführung des Bockenkrieges. Sehr ungern tritt man auf dieses Gesuch ein und wäre eher geneigt, dasselbe abzuweisen im Interesse besserer Erhaltung der Waffe. Um aber auch äusserlich das nachbarliche Verhältnis nicht zu beeinträchtigen und in Berücksichtigung, dass Wädensweil mit Schönenberg mehr als mit den andern Nachbargemeinden zusammengehört, wird dem Gesuch entsprochen.»
 
1883
Die Wädenswiler Kadetten tragen wieder eine neue Uniform: blaue Militärbluse mit Umlegkragen, fünf Knöpfen und roten Auszeichnungen auf Kragen und Ärmel, dazu die Winterthurer Kadettenkappe. Die Militärdirektion bewilligt auf Gesuch für alle 67 Kadetten je 45 scharfe Patronen. Anschaffung von sechs neuen Armbrüsten. Das Unterrichtstableau zeigt, dass der Unterricht sich immer noch auf «Soldatenschule, Schiessen und Marschübungen mit Tiraillieren» beschränkt.
 
1884
Ausmarsch mit Schiessen in Hütten. Als Verpflegung wird Wurst, Brot und Most abgegeben.
 
1885
Das Korps besteht aus 41 älteren und 10 jüngeren Kadetten. Teilnahme am Kadettenfest in Horgen, organisiert zum 50jährigen Bestehen des dortigen Korps. Einige Kadetten aus der 3. Sekundarklasse wünschen von den Übungen am Samstagnachmittag dispensiert zu werden. Da sich solche Gesuche mehren würden, gibt die engere Kommission abschlägigen Bescheid.
 
1886
Rock und Kappe sind für die Kadetten obligatorisch. Ohne Beiträge aus der Kasse kann keine einheitliche Beinkleidung verlangt werden. Als Präsidenten der Gesamtkommission wie der engeren Kommission wählt die Gesamtkommission Hptm Jean Schnyder. Die Trommeln dürfen in Zukunft nur noch für den Kadetten- und Schuldienst verwendet werden. Da sie auch der Turnverein und die Rekruten benützt haben, sind Schäden entstanden.
 
1887
Durch das Anbringen von Stahlbögen können die sechs alten Armbrüste wieder schiesstüchtig gemacht werden. Ausmarsch nach Hütten, verbunden mit einem Zielschiessen auf die Meterscheibe und ausgeschnittene Mannsfiguren, Distanz 150 Meter. Die engere Kommission hält am früheren Entscheid fest, dass nur Knaben ins Kadettenkorps aufgenommen werden, die nicht vom Turnunterricht dispensiert sind.
 
1888
Das Korps zählt 20 Armbrustkadetten und 33 Gewehrkadetten. Coiffeur Heinrich Funk instruiert die Tambouren.
 
1889
Die Wädenswiler Kadetten besuchen vom 19. bis 21. August das Kadettenfest in Aarau, organisiert zur 100-Jahr-Feier des dortigen Korps. Da im Vorfeld etliche Bedenken geäussert worden sind − Strapazen, Massenquartiere, zu junge Armbrustkadetten für ein dreitägiges Fest − haben die Eltern die Einwilligung zur Teilnahme geben müssen. Die Leistungen der Wädenswiler werden in Aarau allgemein anerkannt.
 
1890
Die Kadetten beteiligen sich in Corpore am Umzug und Jugendfest zur Einweihung des neuen Eidmattschulhauses.
 
1891
Gemeinsames Schiessen mit den Korps von Rüti und Horgen in Wädenswil. Verkauf von vier Bollingerschen Armbrüsten, die nicht gebraucht werden, dafür Ankauf von fünf Flobertgewehren.
 
1892
Wenige Stunden vor der Sitzung der Gesamtkommission erliegt am 6. April der Präsident, Hptm G. Brupbacher, einem Schlaganfall. Am Ausmarsch wird auf dem Rossberg in militärischer Art abgekocht. Das kantonale Kriegskommissariat liefert hiefür Gamellen, Kochgeschirr und Kochgeräte. Als Proviant werden beschafft: 20 Kilogramm Fleisch ohne Knochen, 20 Kilogramm Brot und 25 Liter Wein.
 
1893
Durch den regen Gebrauch haben die mehr als zwanzig Jahre alten Kadettengewehre stark gelitten. Gute Resultate sind unmöglich geworden; die Geschosse schlagen teilweise quer in die Scheiben ein. Der Waffenkontrolleur der 6. Division soll sein Urteil abgeben, dann wird die Kommission über das weitere Vorgehen entscheiden.
 
1894
Am 29. September findet der traditionelle Ausmarsch nach Hütten statt. Nach dem Schiessen erhalten die Kadetten im Hotel Kreuz Wurst, Brot und Wein.
 
1895
Die Reparatur hat die Spannkraft der vier Armbrüste geschmälert. Daher sollen leichtere Pfeile angeschafft werden.
 
1896
In der Gesamtkommission wird wieder einmal die Auflösung des Kadettenkorps diskutiert. Da sich die Instruktoren Lattmann und Knabenhans erneut zur Verfügung stellen, entschliesst man sich weiterzumachen. Statt des Ausmarsches nach Hütten findet ein Endschiessen im Stand Steinacher statt. Mit der dortigen Wirtschaft wird vereinbart, dass jeder Kadett zwei Deziliter Rotwein und eine Wurst mit Brot erhält.
 
1897
Erneut steht zur Diskussion, ob das Korps fortbestehen oder aufgehoben werden soll. Man ist der Ansicht, das Kadettenkorps habe in seiner jetzigen Form «seinen Werth zum grössten Theil eingebüsst»: Manche Knaben sind für den militärischen Unterricht zu jung; reifere Jünglinge können den militärischen Vorunterricht besuchen. Das neue Exerzierreglement für die Armee verlangt zudem gegenüber früher einschneidende Änderungen. Die ausgebrauchten Gewehrläufe verunmöglichen zur Zeit Übungen im scharfen Schuss. Die Kommission entscheidet sich zum Weitermachen, doch sollen neue Gewehre angeschafft werden.
 
1898
Das Korps wird mit 50 Kleinkaliber-Gewehren Modell 97 ausgerüstet. Für Sekundarschüler wird die bisherige Uniform beibehalten; Sechstklässler tragen die Mütze, aber keinen Waffenrock. Am Ausmarsch nach Hütten, verbunden mit einer Schiessübung, nehmen am 2. Oktober 57 Kadetten teil. Als Inspektor amtet Maj Walter Wyssling, Mitglied der Kadettenkommission. Nach Schluss der Übung wird jedem Teilnehmer in der «Krone» eine grosse Wurst mit Brot und Wein serviert.
 
1899
Anstelle des Ausmarsches am Ende des Jahres wird bei der Säge Schönenberg eine eintägige Schiessübung durchgeführt. Das Frühstück wird in der Sonne» Schönenberg gefasst, das Mittagessen besteht aus Rindsbraten, Kartoffeln und einem Glas Wein.
 
1900
Im Hortlokal des alten Eidmattschulhauses lagern gemäss Inventar 50 Gewehre Modell 97, 50 Schraubenzieher, 50 Schnüre, 50 Lagerreiniger, 5 Fettbüchsen, 21 neue und 42 alte Patronentaschen, 3 Säbel, 1 Fahnenbandelier, 6 Flobertgewehre und 582 scharfe Patronen.
 
1901
Die Verordnung über die Abgabe und Kontrolle des Kadettengewehres Modell 1897 und den Schiessunterricht der Kadettenkorps vom 19. April bestimmt unter anderem: «Zu den Schiessübungen dürfen nur Kadetten zugelassen werden, welche das 14. Altersjahr zurückgelegt haben, bzw. solche, die im betreffenden Kalenderjahr ihr 14. Altersjahr zurücklegen. Kadetten vom 14. bis 16. Altersjahr haben mit Kadettengewehren zu schiessen. Vom 17. Altersjahr an ist die Benützung des Infanterie-Ordonnanzgewehrs Modelle 1889/96 gestattet. Das Schiessen hat nach den im Militärdienst gültigen Vorschriften und auf Grund eines vom Militärdepartement festzustellenden Schiessprogrammes zu erfolgen.»
 
1902
Lehrer J. Lattmann bestätigt, dass beim Armbrustschiessen im Jahre 1902 total 1600 Schüsse abgegeben worden sind. Mit 1560 Treffern liegt die Quote bei 97,5 Prozent.
 
1903
Am grossen Kadettenmanöver in Effretikon präsentiert sich das nunmehr 50 Jahre alte Korps in neuer Montur. Das Jubiläum wird am 23 Oktober gefeiert: mit Endschiessen im Steinacher, Rückmarsch ins Dorf unter den Klängen des Musikvereins Harmonie, Schiessen der Armbrustkadetten. An der abendlichen Jubiläumsfeier im «Engel»-Saal halten Notar Nägeli, Präsident der Kadettenkommission, Gemeindepräsident Heinrich Rusterholz und Oberinstruktor Hptm Paul Schnyder in ihren Ansprachen Rückschau auf das erfolgreiche Korps und würdigen die Vorteile, welche das Kadettenwesen mit sich bringt.
 
1904
Das Jubiläum von 1903 bewirkt in der Rechnung einen Rückschlag von Fr. 362.35. Das Vermögen vermindert sich dadurch auf Fr. 4273.80. Ein Ausmarsch mit Gefechtsschiessen zum Abschluss des Unterrichts führt in den Raum Chalchtaren, Stocken, Bachgaden, Schlieregg und Rechberg. Jeder Kadett verschiesst zehn blinde Patronen.
 
1905
Anstelle des zurückgetretenen Lehrers J. Lattmann übernimmt dessen Kollege Willy Zürrer die Instruktion des Armbrustschiessens. Als Dank für seine langjährigen Dienste erhält Instruktor Lattmann eine Tellstatuette.
Das Kadettenkorps Wädenswil im Jahre 1905.
 
1906
Die allgemeine Inspektion findet auf dem Geren statt. Ihr schliesst sich eine einfache Gefechtsübung Richtung Langrüti und Schönenberg an, mit Verpflegung im dortigen «Rössli».
 
1907
Anlässlich des Rücktritts von Sekundarlehrer Ernst Flaigg verdankt der Präsident, Notar J. Nägeli, dessen langjährigen Verdienste als Schiessinstruktor. Seit 1878 hat sich Lehrer Flaigg ununterbrochen für das Kadettenwesen eingesetzt. Vom Korps Winterthur werden neue Gradabzeichen bezogen.
 
1908
Aus dem Programm für die Schlussübung: «Besammlung 12.30 Uhr, Fassen der Munition, Abmarsch nach dem Geren. Inspektion daselbst in Gruppen und Zugschule. 14.30 Uhr Weitermarsch Richtung Schiessplatz Säge Schönenberg, Gefechtsschiessen mit scharfen Patronen. Zirka 17 Uhr Verpflegung im ‚Rössli’».
 
1909
Das Korps benützt die Einweihungsfeier des Morgarten-Denkmals zu einem Ausmarsch. Das Protokoll vermerkt: «Möge die Erinnerung an diesen Gedenktag den jungen Eidgenossen ein Stützpunkt bleiben zu allzeit rechtem Schweizersinne und wahrer Vaterlandsliebe.»
 
1910
Aus einem Schreiben der Kadettenkommission an die Eltern: «Es gestattet sich hiedurch die Kommission an die tit. Eltern das Ersuchen zu stellen, ihre Knaben zum Besuche des Unterrichts anhalten zu wollen... Es ist für die Kommission besonders bemühend, wenn die Schüler der 3. oder sogar solche der 2. Klasse Sekundarschule aus dem Corps austreten, wodurch dem Corps der Staatsbeitrag verloren geht. Wir möchten grundsätzlich den Entscheid über das Wegbleiben vom Unterricht nicht aus dem Munde der Schüler vernehmen, sondern hierüber nur das Machtwort der Eltern anerkennen. Die Kommission ist bestrebt, die Teilnahme am Kadettenunterricht zu erleichtern und hat die Frage der Uniformierung vom Corps aus ins Auge gefasst.» Um eine grössere Beteiligung zu bewirken, werden 40 Blusen beschafft und zum Selbstkostenpreis an die Kadetten abgegeben. Es werden zudem 40 Gewehre, 50 Gurte und 50 Patronentaschen gekauft.
 
1911
Gedruckte Anmeldeformulare werben bei den Schülern für den Beitritt zum Kadettenkorps. Dass das Korps jetzt 90 Kadetten zählt, wird auf die Erleichterung in der Uniformierung zurückgeführt. Die Tuchfabrik Pfenninger schenkt dem Korps 90 Paar Hosenschoner. 50-Kilometer-Marsch auf der Route Sihlwald – Albishorn – Hausen – Kappel – Blickenstorf – Baar – Lorzetobelbrücke – Edlibach – Menzingen – Suenersteg – Schönenberg – Wädenswil.
Gefecht zwischen Hirzel und Spitzen, zusammen mit den Korps Horgen und Thalwil.
 
1912
Anstelle des zurückgetretenen Willy Zürrer übernimmt Coiffeur Amstein die Instruktion der Armbrustschützen, Büchsenmacher Jean Blattmann instruiert das Zimmerschiessen, Wm August Furrer und Lehrer Hans Häberling sind als Schiessinstruktoren tätig. Bei den Wahlen werden Maj Paul Schnyder als Präsident und Sekundarlehrer Paul Waldburger als Quästor bestätigt; Lehrer Häberling übernimmt neu das Aktuariat.
 
1913
Versuchsweise wird den Kadetten das Gewehr mit nach Hause gegeben, worüber die Eltern mit Zirkular informiert werden. Die Wädenswiler Färberei Hummel erhält den Auftrag, die leihweise abgegebenen Waffenröcke chemisch zu reinigen. Jeder Kadett hat hiefür 50 Rappen zu bezahlen. Da nun sechs Tambouren unterrichtet werden müssen, werden zwei neue Trommeln beschafft. Damit er jederzeit über den Stand der Kadetteninstruktion orientiert ist, führt Maj Schnyder Rapportkarten ein, die nach jeder Übung auszufüllen sind. Ausmarsch am Chilbi Samstag und Sonntag von Bäretswil nach Bauma und über Gibswil nach Rapperswil (50 km). Um bei Ausmärschen einheitlich ausgerüstet zu sein, beschafft die Kommission hundert alte Brotsäcke.
 
1914
Die Firmen Felber und Fürst erhalten den Auftrag, neue Kadettenmützen herzustellen: in der ganzen Höhe steif und in einem blauem «ordinairen Stoff». Dazu gehört eine Kokarde aus Messingblech mit dem Wädenswiler Wappen, welche für die Dauer des Kurses leihweise an die Kadetten abgegeben wird. Leichte Tornister werden fortan den Proviant aufnehmen.
Ob auch Ausländer ins Kadettenkorps aufgenommen werden können, soll von Fall zu Fall entschieden werden. Maj Paul Schnyder gibt das Präsidium der Kadettenkommission ab. Nachfolger wird 1916 Oberstlt Jacques Bünzli.
 
1915
Zweitägiger Ausmarsch über Schönenberg – Finstersee – Menzingen nach Morgarten, mit Ansprache beim Denkmal, und Rückkehr über St. Jost (Feindkontakt bei dichtem Nebel) – Gottschalkenberg – Hütten nach Wädenswil. Auf Antrag der Instruktoren werden vier Kochkessel (je 15 Liter) und 70 Suppenteller aus Aluminium angeschafft. Um die Kontrolle zu erleichtern, werden die Teller nummeriert.
 
1916
Um die Gewehre in gutem Zustand zu erhalten, soll sie Büchsenmacher Jean Blattmann künftig vor der endgültigen Magazinierung kontrollieren und wo nötig instand stellen. Aus Anlass ihres hundertjährigen Bestehens beschenkt die Sparkassa-Gesellschaft das Kadettenkorps mit 400 Franken. Neu sind im Korps fünf Radfahrer eingeteilt. Die Instruktoren werden fortan nicht mehr im Stundenlohn, sondern mit einer Pauschale honoriert.

1917
Die Firma Pfenninger & Cie. stellt Hosenstoff zu annehmbaren Preisen zur Verfügung, so kann die Uniform weiter vereinheitlicht werden. An die Bürgerwehr wurden Kadettengewehre abgegeben. Da diese stark litten, muss an eine Neuanschaffung gedacht werden. Den von Coiffeur Funk ausgebildeten Tambouren wird eine Pfeifergruppe angegliedert.
 
1918
Die Kadettengewehr-Munition wird nicht mehr hergestellt, und der Bund gibt die Munition alter Ordnung, die auch mit Kadettengewehren verschossen werden kann, nicht ab. Büchsenmacher Blattmann versucht Munition 98 aufzutreiben oder wird Gisimunition selbst herstellen. Die Pfadfinderbewegung nimmt starken Aufschwung, wird aber nach Ansicht der Kommission das Kadettenwesen nicht gefährden, «da sich diese Erziehungsmethode für unsere Knaben nicht eignet». Dennoch will man im Kadettenkorps einige Neuerungen einführen, so Märsche nach in der Nähe liegenden Aussichtspunkten mit Gelände- und Geschichtsorientierung, Meldeübungen, Signaldienst. Ein grösserer Ausmarsch über Biberbrücke − Einsiedeln − Etzel − Feusisberg − Richterswil mit einer Gefechtsübung am Katzenstrick bildet den Abschluss des diesjährigern Kurses.

Kadett Otto Brupbacher, 1918.

Die Wädenswiler Kadetten in neuer Uniform mit steifer Mütze, 1918.
 
1919
Das Korps zählt 62 Schüler. Der Unterricht trägt auch dieses Jahr in erster Linie dem Eidgenössischen Schiessprogramm für die Kadettenkorps vom 20. August 1915 Rechnung: «Es soll den Schülern während wenigstens 30 Stunden Unterricht erteilt werden in den notwendigsten Grundbegriffen der Gewehrkenntnis und Schiesstheorie.» Ausserdem werden «volkstümliche Leibesübungen und Samariterdienst» ins Jahresprogramm aufgenommen. Das Turnen ohne Gewehr soll indessen der Schule überlassen werden. Wieder steht die Neuuniformierung auf der Traktandenliste. Die alten Röcke sollen zum Verkauf angeboten und neue aus grauem Segeltuchstoff angefertigt werden. Es zirkulieren Muster für eine Skimütze und einen Hut.
 
1920
Neu werden auch die Knaben der 6. Klasse zu den Kadettenübungen zugelassen. Das Kadettenwesen soll – wie zur Zeit der Gründung 1853 – auf breitere Basis gestellt werden, auch finanziell. Mit einem Zirkular werden Offiziere und Gönner angesprochen, der wieder gegründeten Kadettengesellschaft beizutreten und das Kadettenwesen mit einem jährlichen Beitrag zu unterstützen. Die Gesellschaft konstituiert sich am 7. Dezember 1920 im Hotel Engel und genehmigt die Statuten. Da der Schiesstand Steinacher abgebrannt und in Wädenswil zudem die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist, kann das Schiessprogramm nur zum Teil absolviert werden.
 
1921
Lt August Furrer löst Oberstlt Jacques Bünzli im Präsidium von Kadettengesellschaft und Kadettenkommission ab. Gemäss Statuten ordnen der Gemeinderat und die beiden Schulpflegen nur noch je einen Vertreter in die Kadettengesellschaft ab. Die blauen Uniformen sind liquidiert. Neu trägt man eine windjackenähnliche Bluse und eine graue Mütze.
 
1922
Im Vorstand wird über «die leider nicht allzu hochstehende Popularität» des Wädenswiler Kadettenkorps gesprochen. Man macht sich Gedanken, wie die Freude am Kadettenwesen zu heben wäre. Die Mitglieder der Gesellschaft werden eingeladen, an den Übungen und Ausmärschen teilzunehmen. Das Korps zählt 72 Schüler: 34 Kadetten mit Gewehr und 38 mit Armbrust.
 
1923
Sekundarlehrer Fritz Schwarzenbach übernimmt die Leitung des Korps und legt sein Jahresprogramm vor: zwei bis drei Nachmittage auf dem Turnplatz, dann drei bis vier Nachmittage Übungen im Gelände, an zwei bis drei Nachmittagen kleinere und grössere Ausmärsche. Das Hauptgewicht wird auf körperliche Erstarkung der jungen Leute, auf Erziehung zur Disziplin und auf die Kenntnis der Waffe und das Schiesswesen gelegt. Die Instruktion der Tambouren übernimmt weiterhin Coiffeur Funk.
 
1924
Schreiner Burlet liefert fünf neue Armbrustscheiben in die Turnhalle Eidmatt. Maj Barich übernimmt das Präsidium der Kadettengesellschaft und Sekundarlehrer Emil Rellstab von seinem Kollegen Johannes Schläpfer das Quästorat. Der zweitägige Ausmarsch mit Gefechtsübungen und Lagerleben führt nach Morgarten − Aegeri und über Menzingen nach Wädenswil. Die Marschleistung beträgt 12 Stunden 20 Minuten.
 
1925
In verschiedenen Gemeinden steckt das Kadettenwesen in der Krise. Herrliberg, Thalwil, Pfäffikon ZH und Rüti haben die Korps aufgehoben. Wie lange kann das Korps Wädenswil noch bestehen? Da die jungen Leute an vielen Orten am Samstagnachmittag von ihren Eltern beansprucht werden, ist es schwierig, neue Mitglieder für das Korps zu gewinnen, dem zur Zeit 45 Kadetten angehören. Die Fahne − ein Geschenk von August Gessner aus den Jahren 1885/86 − ist brüchig geworden. Es soll eine neue angeschafft werden. Ausmarsch: Schönboden − Stöcklikreuz − Willerzell (erster Tag) − Kleiner Aubrig − Wäggitalersee − Lachen − Wädenswil (zweiter Tag).
 
1926
Bankier J. C. Brupbacher in Zürich stiftet eine neue Kadettenfahne − angefertigt im Kunstgewerbeatelier Furrer-Rusterholz in Wädenswil −, sein Bruder, Sattler Brupbacher, das Bandelier. Die turnerischen Leistungen der Kadetten sind befriedigend. Das Minimum des Weitsprungs beträgt 2.20 Meter, das Maximum 3.6 Meter. Offiziersgesellschaft, Schützenverein, Pistolenschiessverein und Kavallerieverein werden gebeten, das Defizit des Kadettenkorps decken zu helfen. Fussmarsch Wädenswil − Hohron − Rothenthurm (Übernachtung) − Hochstuckli − Neuselstock − Einsiedeln.
 
1927
Im Korps herrscht ein guter Geist; es wird mit Eifer und Freude gearbeitet. Wegen grosser Propaganda der Pfadfinder melden sich dieses Jahr nur 34 Gewehrkadetten, gegenüber 44 im Vorjahr. Nach sechsjähriger Amtszeit gibt Wädenswil den Vorsitz im Verband der Kadettenkorps der Kantone Zürich und Schaffhausen an Horgen weiter.
 
1928
Rudolf Schobinger löst den Aktuar Lt Hans Pfenninger ab, der dieses Amt 1924 von Lehrer Emil Weber übernommen hat. Neu sind die Kadetten in der Schulversicherung eingeschlossen. Nach einer Reihe von Defizitjahren schliesst die von Oblt Emil Rellstab geführte Rechnung mit einem kleinen Gewinn. Ausmarsch von Rapperswil nach Schmerikon und Goldingen (Nachtlager) und am zweiten Tag über Kreuzegg – Tössstock nach Wald (rund 42 km).
 
1929
Das Kadettenkorps Wädenswil hätte 1928 das 75-Jahr-Jubiläum feiern können. Wegen der Scharlachepidemie muss das Fest ins Frühjahr 1929 verschoben werden. Am Tag nach dem Examen wird es begangen mit Wettschiessen der Kadetten im Steinacher (Auszug aus dem Dorf mit wehender Fahne), Armbrustschiessen in der Turnhalle, Wettturnen beim Eidmattschulhaus und Preisverteilung im Hotel Engel. Für die Heimkehr stellt Herr Waldmeier zur Krone den «Berglern» in zuvorkommender Weise sein Auto zur Verfügung. Ausmarsch ab Willerzell auf den Kleinen Aubrig und ins Wäggital. Damit das Korps für die Tour beweglicher ist, wird ohne Gewehr marschiert.
 
1930
An der Gewerbeausstellung in Wädenswil sind Kadetten als Quartierführer eingesetzt.
 
1931
Heinrich Funk, Tamboureninstruktor seit vierzig Jahren, fällt wegen Krankheit aus. Der Vertreter, Herr Sperb, «äussert sich über seine vier Lehrjungen befriedigend». Primarlehrer Emil Weber unterrichtet seit elf Jahren die Sechstklässler im Armbrustschiessen.
 
1932
Sekundarlehrer Emil Rellstab übernimmt die militärische Ausbildung der 30 Kadetten, Sekundarlehrer Walter Bleuler den turnerischen Teil. Zum dritten Mal wird ein Wettturnen mit dem Korps Horgen durchgeführt. Der grosse Ausmarsch (29 km) führt über Schindellegi − Bennau − Alptal (Nachtlager) − Bützlistock − Spitalberg nach Einsiedeln.
 
1933
Zur Abwechslung wird nebst Schiessen und Turnen das Signalisieren eingeführt. Die Depeschen militärischen Inhalts, umfassend 40 Buchstaben, werden alle innerhalb vier Minuten fehlerfrei übertragen. Auf den Ausmärschen ins Reidholz, nach Schönenberg und auf die Höhe von Geren und Ödischwänd werden das Signalisieren, das Übermitteln von Meldungen und das Erkunden geübt. Vom 26. bis 30. Dezember nehmen 18 Wädenswiler Kadetten an einem Skikurs in der Steinbachhütte teil.
 
1934
Skirennen Rossberg − Scherensteg, organisiert von den Kadettenleitern Emil Rellstab und Karl Ziegler. Paul Hürlimann stellt jedem Kadett gratis eine Büchse «A 21» (von ihm hergestellter Skiwachs) zur Verfügung. Erster Preis ist eine von Direktor Zürrer zur Verfügung gestellte Taschenuhr.
 
1935
Für dieses Jahr sind keine Protokolle erhalten.
 
1936
Der Vorstand greift die Frage der Neuuniformierung des Korps auf; der Wädenswiler Schneider Rudolf Schobinger legt eine Musteruniform vor. Als Kopfbedeckung wird eine Policemütze mit Kokarde in den Wädenswiler Farben akzeptiert. Die Tuchfabrik Wädenswil AG wird den feldgrauen Stoff zum Engrospreis liefern.
 
1938
Nachdem Karl Ziegler während eines vollen Jahres die Arbeit allein bewältigt hat, stellt sich ab 1939 Dr. Albert Hauser als weiterer Instruktor zur Verfügung. Für die Neuuniformierung sind 3900 Franken Gönnerbeiträge zusammengekommen. Da die Uniformen lediglich 2700 Franken kosten, kann mit dem Überschuss von 1200 Franken ein Fonds für Uniformbeschaffungen geäufnet werden.
 
1939
Im Begleitbrief an die Eltern für das Skilager vom 2. bis 7. Januar in der Pension Brüesch in Tschiertschen heisst es: «Jeder Teilnehmer ist verpflichtet, mindestens einmal nach Hause zu schreiben.» Das Korps kann am Haus Gerbestrasse 3 von Gemeinderat Heinrich Brändli einen Anschlagkasten anbringen. Das Korps, dem 1933 nur noch 33 Knaben angehörten, ist auf 85 Kadetten angewachsen.
 
1940
Von diesem Jahr an liegen keine Protokolle vor.
 
1941
Gründung des Kaderverbandes des Kadettenkorps Wädenswil. Im Saal des Hotels Engel findet erstmals ein Kadettenabend statt. Zu den Anlässen in den folgenden Jahren gehören turnerische Übungen, Schnitzelbänke, Sketches, Clown-Nummern und ein Theaterstück. Auch waghalsige Nummern sind zu sehen, so Sprünge vom Balkon in den Saal oder Hechtrollen über Gewehre mit aufgepflanztem Bajonett!
 
1943
Das Armbrustschiessen kann wieder aufgenommen werden. Als Leiter amtet Lehrer Fritz Matzinger.
Von links: Wm Hans Egli, Fw Hans Lüssi, Wm Ernst Straub, 1943.
 
1944
Oblt Emil Hauser tritt als Instruktor zurück. Neuer Korpsleiter wird Kpl Walter Rusterholz. Ausmarsch der drei Züge mit Trommelklang von Rüti nach Wald und über Josenberg zum Gasthof Scheidegg (Übernachtung); Rückmarsch über Goldingen und Eschenbach nach Rapperswil.
 
1945
An der 93. Generalversammlung wird beschlossen, die Wintertätigkeit des Korps einzustellen, da dieses hiefür ungenügend ausgerüstet ist. Ein Ausmarsch Ende Oktober soll das Instruktionsjahr abschliessen. Skilager werden weiterhin stattfinden. Anlässlich der Einweihung des umgebauten Engel-Saals tragen die Tambouren einige Stücke vor. Zudem wirken sie an der Bundesfeier mit.
 
1946
Der Gemeindeschützenmeister Conrad Gehring schreibt den Wädenswiler Schiessvereinen und dem Kadettenkorps, dass in der Munitionskammer im Schützenhaus Steinacher 1180 Patronen fehlen und verlangt die Munitionsrapporte. Das Kadettenkorps antwortet: «Obwohl Sie nicht angeben, um welche Art von Munition es sich handelt, nehmen wir ohne weiteres an, dass damit nicht unsere Kadettenmunition gemeint sein kann. U.E. ist es zwecklos, wenn wir Ihnen die Munitionsrapporte zur Verfügung stellen und nehmen davon Umgang. Die Kadettenkorps haben keine Berechtigung, mit Munition Ord. 11 zu schiessen.»
 
1947
Der Übungsbericht von Feldweibel Max Colpi erwähnt an Aktivitäten u.a.: Gewehrausbildung, Wettlauf durch das Gerenholz, Gefecht längs des Gulmentobels, Mitwirkung an der Springkonkurrenz, Patrouillenlauf, Wettbewerb im Schwimmen und Tauchen, Singen am Lagerfeuer, Wettschiessen, Ausmarsch von Killwangen nach Hüttikon und zurück, Velotour über den Klausen, Kompanieabend.
 
1948
Das Kadettenkorps führt Anfang Januar ein Skilager in Davos-Laret durch. Seit 1945 hat Wädenswil keine Beiträge mehr an den eidgenössischen Kadettenverband bezahlt, weil die Mitglieder des Zentralvorstandes ein Taggeld beziehen. Man ist der Auffassung, eine Jugendbewegung wie das Kadettenwesen solle von Leuten geführt werden, die ehrenamtlich tätig sind. Damit der Verband die Wädenswiler nicht von der Teilnahme an den Eidgenössischen Kadettentagen ausschliesst, werden die Beiträge für die Jahre 1945 bis 1948 nachbezahlt.
 
1949
Das Korps nimmt an den Eidgenössischen Kadettentagen in Aarau teil.
Eidgenössische Kadettentage Aarau, 1949.
 
1950
An der Generalversammlung der Kadettengesellschaft entschuldigt sich Präsident Paul Hürlimann, dass während fünf Jahren keine Generalversammlung mehr abgehalten worden ist und verleiht der Hoffnung Ausdruck, dass sein Nachfolger Emil Hauser das Amt gewissenhafter ausüben werde. Walter Rusterholz wird Vizepräsident und gibt das Amt des Instruktors ab. Neue Instruktoren sind Kurt Haldimann und Max Colpi.
 
1952
Der Vorstand beschliesst, die aus dem Jahre 1937 stammende, stark abgenützte Uniform durch eine zeitgemässere nach dem Modell der Firma PKZ zu ersetzen. Einige Gewehre werden auf Kleinkaliber umgebaut.
 
1953
Am 29./30. August messen sich 340 Kadetten aus den Kantonen Zürich und Schaffhausen an den Kadettentagen in Wädenswil im Standarten-Wettschiessen und in turnerischen Wettkämpfen. Organisiert wird der Anlass vom Korps Wädenswil, das seit hundert Jahren besteht und eine neue Fahne einweihen kann.
Kompanieabend Ende der 1940er Jahre.
 
Kompanieabend 1955.
 
Skilager 1958 in Andermatt.
 
Eidgenössische Kadettentage Brugg, 1959.
 
1954–1960
Aus diesen Jahren sind weder Protokolle noch Akten erhalten.
 
1961/62
Unter Instruktor Karl Meier werden u.a. folgende Anlässe durchgeführt: Nachtorientierungslauf, Leistungsstern-Wettkampf, Endschiessen, Skilager, Kompanieabend.
 
1962
Am 17. Dezember wird unter dem Präsidium von Ruedi Ziegler der Tambourenverein Wädenswil gegründet.
 
1964
Der zurücktretende Kadettenleiter Walter Gut äussert sich zum stagnierenden Bestand des Korps und nennt als Gründe die Fünftagewoche (Ausflugswochende mit den Eltern), gesteigerte Beanspruchung in den Mittelschulen, Verlangen nach Ungebundensein, mangelnde Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung, Fernsehen, Aktivierung der Pfadfinder-Abteilung.
 
1965
Der Gemeindebeitrag ist sehr klein. Zum Glück fliesst der Überschuss der Kompanieabende in die Kasse, und ausserdem gibt der Kaderverband des Kadettenkorps finanzielle Unterstützung. Für die Eltern der Kadetten wird erstmals ein Elternabend durchgeführt. Hinschied des langjährigen Tamboureninstruktors Emil Leoni. Nachfolger als Instruktor wird Max Langendorf.

1966
Die Kadettengesellschaft zählt per 1. April 158 Mitglieder, die einen minimalen Jahresbeitrag von 5 Franken entrichten. Kantonaler Kadettenskitag in Unteriberg und Skilager mit Unterkunft in der Kaserne Andermatt. Ausmarsch an den Sämtisersee im Appenzellerland. Für die Kadettenhosen und Westons wird bei der Tuchfabrik Wädenswil Uniformstoff gekauft, den die Spilag AG in Laufen BE verarbeitet.
Kadettentage in Wädenswil, 1953.


Die Wädenswiler Tambouren am Eidgenössischen Kadettentag Brugg, 1959.
Ausmarsch an den Oberblegisee, 1960.
 
1967
Der Kaderverband, der Altherrenverband des Kadettenkorps Wädenswil, revidiert die Statuten. Vom Zürcher Zeughaus können neun noch fast neue Ordonnanz-Reservetrommeln der Zürcher Infanterierekrutenschule erworben werden. In der Kadettenkommission werden Bedenken zum Kadettenbetrieb geäussert. Es sei die Mode aufgekommen, keine vollständige Uniform mehr zu tragen, anstelle von Hemden sehe man zum Beispiel Rollkragen-Pullover. Ein solcher Betrieb schade dem Ansehen der Kadetten. Skitag in Filzbach.
 
1968
Ernst Brupbacher übernimmt in der Nachfolge von Walter Gattiker als neuer Instruktor das Wädenswiler Korps, dem 48 Kadetten angehören. Nonnen des Frauenklosters Au/Einsiedeln reparieren für 30 Franken die alte Kadettenfahne.
 
1969
Am 6./7. September finden in Wädenswil die Kantonalen Kadettentage statt. Anwesend sind die Korps Horgen, Schaffhausen, Zürich, Winterthur, Stäfa und Meilen. Geschossen wird auf den Schiessplätzen Käpfnach und Steinacher. Zudem ist ein Orientierungslauf zu absolvieren, und auf dem Sportplatz Eidmatt werden Handballspiele ausgetragen. Das Korps Wädenswil weiht eine neue Fahne ein.
Jungkadetten des Korps Wädenswil, 1965.
 
1970
Am 18. April führt das Kadettenkorps im Saal des Hotels Engel den 30. Kompanieabend durch. Im Jahresbericht 1969/70 wird festgehalten, dass sich in andern Korps des Verbandes Zürich/Schaffhausen Tendenzen entwickeln, «welche ein langsames, aber sicheres Abwandeln vom Gedanken der traditionellen Kadettenkorps verursachen. Der Betrieb im Korps Meilen hat sich bereits auf ‚Jugend und Sport’ eingestellt, eine reine Sportorganisation, weitab vom Kadettenbetrieb, wie wir ihn in Wädenswil, Horgen, Winterthur und Zürich kennen. Die Uniformen werden langsam verschwinden.»
 
1979
Nachdem die Übungen nur noch durchschnittlich von fünf Kadetten besucht werden, beschliesst die Generalversammlung der Kadettengesellschaft am 12. Juni, den Kadettenbetrieb einzustellen und das Korps aufzulösen.
 
1984
Die Kadettengesellschaft Wädenswil wird durch Beschluss der Generalversammlung vom 28. Mai ebenfalls aufgelöst. Das Mobiliar wird verkauft, das Vermögen geht an den Kaderverband der Altkadetten, der weiter besteht, wie auch der aus dem Korps hervorgegangene, aber eigenständige Tambourenverein.




Peter Ziegler