Wädenswil 1916 – eine Zeitreise

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2016 von Mariska Beirne / Christian Winkler

Dr. med. Florian Felix

1859 Geburt als Sohn des Pfarrers Johann Friedrich Felix und der Margaretha Felix-Flury in Peist GR. Er ist das zweite Kind. Im gleichen Jahr stirbt die Mutter. Der Vater heiratet bald wieder, es folgen vier weitere Kinder
1866–1874 Primarschulzeit in Tamins, Sekundarschule in Affeltrangen, wo sein Vater eine Pfarrstelle angenommen hat, anschliessend Kantonsschule in Frauenfeld
1878 Er beginnt das Studium der Chemie, was ihn aber nicht befriedigt, weil er Armen und Kranken helfen will, deshalb wechselt er zur Medizin
1883 Heirat mit Anna Flury, die zufällig den gleichen Nachnamen trägt wie seine Mutter. Mit ihr wird er vier Kinder haben
1885 Umzug nach Wädenswil und Eröffnung einer Praxis
1896 Tod seiner Frau Anna. Die Bindung soll so eng gewesen sein, dass er keine neue Beziehung eingehen konnte
1931 Florian Felix stirbt mit 73 Jahren in Wädenswil

 

Der Dorfarzt
Fast ein halbes Jahrhundert praktizierte Dr. Florian Felix als Dorfarzt in Wädenswil. Der vielseitig gebildete Mann interessierte sich für die Natur, Ornithologie, bildende Kunst, Musik und Literatur, insbesondere mochte er Gottfried Keller, den er persönlich gekannt hatte. Früh verwitwet, unterstützte ihn seine älteste Tochter Anna in der Praxis und im Haushalt. Sohn Paul machte dem Vater zeitlebens Sorgen: Er begann verschiedene Studien, brach aber alles ab, nannte sich später Schriftsteller, dies jedoch mit bescheidenem Talent, sodass er nie finanziell unabhängig wurde. Dem Humor von Florian Felix konnten seine privaten Schwierigkeiten nichts anhaben; immer wieder werden sein sonniges Gemüt und sein schallendes Lachen erwähnt. Zahlreiche Anekdoten von ihm sind überliefert. So soll ein Kind der Familie Hauser einmal im Auftrag des Vaters zu Dr. Felix geschickt worden sein, um auszurichten:

Florian Felix (1859–1931).

Mit der Rechnung könne etwas nicht stimmen, denn bei ihnen sei im vergangenen Jahr niemand krank gewesen. Felix soll geantwortet haben: «Buebeli, sag deinem Vater, das wisse der Felix auch. Die Rechnung ist aber zu bezahlen, sonst werde ich die Familie Hauser nie mehr besuchen.» Florian Felix liess auf diese Weise offenbar finanziell besser gestellte Patienten für die Behandlung der Ärmeren aufkommen.

Florian Felix war 1891 Mitbegründer der SAC-Sektion Hoher Rohn.

Florian Felix hatte seine Praxis im Haus zur Gerbe.

Krankenasyl Wädenswil, eingeweiht 1886. Hier wirkte Florian Felix als Belegarzt.

«Er war ein kleiner, rundlicher Mann mit blondem Schopf, grossen blauen Augen und weithin schallendem Lachen. Immer für gute Laune, voll Begeisterung für seinen Beruf, für Musik und alles, was ‹kreucht und fleucht›, daneben leidenschaftlicher Bergsteiger. Wir unternahmen viele Hochtouren zusammen.»

Mentona Moser




Mariska Beirne




Christian Winkler