Aus dem Gemeinderat

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1988 von Walter Hofmann

Der Gemeinderat, das Wädenswiler Parlament, hat es sich im Amtsjahr 1987/88 nicht leicht gemacht. Es wurden an 11 Sitzungen 29 Sachgeschäfte und 24 persönliche Vorstösse behandelt sowie zahlreiche Wahlgeschäfte vollzogen. Die bürgerliche Abteilung nahm vier Einbürgerungen vor.
Grosse, zeitaufwendige Vorarbeiten wurden in den Kommissionen, Fraktionen und Parteien geleistet. Diese Vorarbeiten, oft durch gegenseitige Kontaktnahmen und Verhandlungen ergänzt, verhalfen zur speditiven Abwicklung der teilweise umfangreichen Geschäftslisten. Mit Recht darf erwähnt werden, dass zum Wohle unserer Gemeinde viel Arbeit geleistet wurde. Trotz unterschiedlicher Meinungen und trotz Gegensätzen konnte politische Fairness eingehalten werden. Die Bereitschaft, in Zusammenarbeit nach Lösungen zu suchen, war meistens vorhanden.
Ratspräsidium 1987/88. Von rechts nach links: Walter Hofmann (SVP), Präsident; Maria Christener (FDP), 1. Vizepräsidentin; Josef Auf der Mauer (CVP), 2. Vizepräsident.

Bei den persönlichen Vorstössen, fällt auf, dass vermehrt der Respekt vor der Natur die Einsicht und das Handeln beeinflusst. Zum Themenkreis zählten grösstenteils Probleme von Umweltschutz, Energieeinsparung, Entsorgung und Verkehr. Bauliche, kulturelle und soziale Aspekte standen eher im Hintergrund. Dass für die betagten Mitmenschen auch etwas geschieht, zeigte die Aufrichte des neuen Altersheims Frohmatt. Für die Jugend setzten sich viele ein, indem sie bei Veranstaltungen mithalfen oder diese unterstützten.
Die Ratssitzungen, die immer öffentlich sind, wurden ganz unterschiedlich besucht. Es scheint, dass das Interesse der Besucher oft nur bei sie direkt berührenden Geschäften geweckt wird, oder wenn etwas Brisanz im Verhandlungsablauf erwartet werden kann. Trotz der Wichtigkeit vieler Geschäfte ist eine gewisse Interessenlosigkeit festzustellen. Andererseits darf mit Genugtuung festgestellt werden, dass die Berichterstattung in unserer Presse immer sachlich und lückenlos erfolgt. Auch der jährlich veröffentlichte Geschäftsbericht des Stadtrates orientiert umfassend über das Geschehen in Wädenswil.
Das vergangene Jahr war geprägt vom «Wädi-Fäscht» zur Erinnerung an den Verkauf der Herrschaft Wädenswil an den Johanniterorden vor 700 Jahren.
Dank der Zusammenarbeit der Vereine und vieler Gruppen, dank grösstem Einsatz und der Mitwirkung der ganzen Einwohnerschaft wurde das Volksfest zum Erfolg. Dies zeigt, was in Zusammenarbeit erreicht werden kann und wie Kontaktpflege gefördert wird. Nicht unerwähnt seien auch die übrigen Anlässe ganz unterschiedlicher Art, die das Dorfleben bereichern helfen.
Als Behördemitglied ist es aufmunternd zu wissen, dass es sich lohnt, für das Gemeinwesen zu dienen und aufbauend zur wirken. Das Parlament bringt sicher Vorteile gegenüber der Gemeindeversammlung. Da sich der Rat aus Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Altersgruppen, Berufe und Gesellschaftsschichten zusammensetzt, sind Zufallsentscheide weniger zu befürchten. Möge es dem Rat auch künftig gelingen, viel beizutragen zur Lösung der Probleme unserer Zeit. Dazu braucht es die Unterstützung und Anteilnahme der ganzen Gemeinde. Schon vor 2400 Jahren sagte der Grieche Perikles: «Wer an den Dingen seiner Stadt keinen Anteil nimmt, ist nicht ein stiller Bürger, sondern ein schlechter Bürger.» Es gilt, das Gute und Erhaltenswerte zu bewahren und in gleicher Weise die notwendigen Auf- und Ausbauarbeiten zu leisten, im Sinne gegenseitiger Achtung und gegenseitigen Vertrauens.




Walter Hofmann
Gemeinderatspräsident 1987/88