EIN OFFENES OHR FÜR JUNGE BEDÜRFNISSE

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2002 von Philipp Kutter

Gedanken zur Wädenswiler Jugendpolitik aus der Sicht der städtischen Jugendkommission

Sportvereine, Kirchen und die Stadt Wädenswil. Sie alle betreiben Jugendarbeit. Die Jugendkommission nicht. Sie vertritt die Anliegen Jugendlicher auf politischer Ebene. Sie berät den Stadtrat und wirkt als Vermittlerin zwischen Generationen.
Jugendpolitik und Jugendarbeit zu betreiben ist eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Es ist Aufgabe der Familie, den Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Einen wichtigen Beitrag leisten auch die Schule sowie Wirtschaft und Gewerbe im Lehrlingsbereich. Wenn wir im umgangssprachlichen Sinn von Jugendarbeit sprechen, meinen wir meist die «Jugendarbeit im Freizeitbereich». Hier gibt es kulturelle, sportliche oder ideelle Organisationen, die Jugendlichen eine Vielzahl von Möglichkeiten der Freizeitgestaltung eröffnen.
Aufgabe der Stadt Wädenswil ist es, die Rahmenbedingungen so zu definieren, dass Jugendliche sich hier wohl fühlen. Dies ist das Ziel ihrer Jugendpolitik. Hierzu steht ihr als beratendes Gremium die Jugendkommission zur Verfügung. Diese erwachsene Experten-Runde, die mit Jugendarbeit und den Wädenswiler Gegebenheiten vertraut ist, wurde 1994 eingesetzt.

HORIZONTE PRALLEN AUFEINANDER

Dass Jugendliche und Erwachsene die Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, ist keine neue Erkenntnis, sie ist aber ebenso wenig überholt. Es ist genau diese Beobachtung, die das Tun und Wirken der städtischen Jugendkommission (Juko) im Kern berührt. Die Juko ist dort aktiv, wo die Positionen aufeinander prallen. Auf der einen Seite stehen üblicherweise Jugendliche oder junge Erwachsene, auf der anderen der Stadtrat oder die städtische Verwaltung. Die jungen Menschen haben wache Bedürfnisse, die sie lieber heute als morgen befriedigt haben wollen. Sie sind begeisterungsfähig, herausfordernd und leben in ständiger Veränderung. Politische Gremien wie der Wädenswiler Stadtrat hingegen haben einen langfristigen Horizont. Sie sind eingebettet in ein ausdifferenziertes Regelwerk, deren Mechanismen strikt einzuhalten sind. Diese grundlegenden Unterschiede führen zu Distanz und Missverständnissen. Jugendliche sehen sich mit einem undurchdringbaren Verwaltungsapparat konfrontiert, die Wartezeit bis zu einer Entscheidung erscheint ihnen frustierend lang. Wenn wir bedenken, dass allenthalben auch Erwachsene ihren Unmut über das gemächliche Tempo der politischen Mühlen äussern, kann uns das nicht erstaunen.
 

JUGENDKOMMISSION: JUGENDLICHE BEGLEITEN, DEN STADTRAT BERATEN

In diesem Spannungsfeld wirkt die städtische Jugendkommission. Sie vermittelt auf beiden Seiten. Ihr Ziel ist es Brücken zu bauen, damit die Bedürfnisse von jugendlichen und erwachsenen Wädenswilerinnen und Wädenswilern gleichermassen berücksichtigt werden. Die Jugendkommission versteht sich als kritischer Unterstützer und Förderer jugendlicher Anliegen, und sie ist der Beraterstab des Stadtrats im Jugendbereich. Deren Mitglieder sind darum «Fachpersonen», die in der einen oder anderen Form in Wädenswil mit Jugendlichen arbeiten. Gleichzeitig ist die neunköpfige Jugendkommission bestrebt, die wichtigsten Anbieter von Jugendarbeit im Boot zu wissen. Aktuelle Mitglieder sind:
- ein Vertreter der städtischen Jugendarbeit: Sebastian Zink, Leiter,
- ein Vertreter des Jugendhauses Adlerburg: Simon Kägi, Vorstandsmitglied,
- ein Vertreter der Jugendabteilung der reformierten Kirchgemeinde: Heinz Kernwein, Sozial-Diakonischer Mitarbeiter (SDM), zuständig für Jugend und Familie
- ein Vertreter aus dem Jugendbereich der katholische Kirche: Martin Kopp, Pfarrer,
- ein Vertreter der Oberstufenschule: Urs Aellig, Sek-B-Lehrer,
- ein Vertreter der Interessengemeinschaft Wädenswiler Sportvereine (IWS): Jürg Zürrer, Vorstandsmitglied,
- ein Vertreter der Interessengemeinschaft Jugend (IG Jugend), dem Zusammenschluss der Jugendverbände und der Jugendhäuser: Simon Kägi, Präsident,
- zwei Vertreter des Gemeinderats: Karin Bütler und Philipp Kutter. Bemerkung: Karin Bütler ist seit 1998 die offizielle Vertreterin des Gemeinderats in der Jugendkommission. Seit der Wahl von Philipp Kutter in den Gemeinderat im März 2002 ist die Legislative nun doppelt vertreten.
- der zuständige Stadtrat: Johannes Zollinger, Vorsteher der Schul- und Jugendabteilung,
- der Präsident: Philipp Kutter.
Indirekt – über deren Mitglieder, allen voran über das Team der städtischen Jugendarbeit – steht die Jugendkommission in Kontakt zu weiteren Gruppen. So ist sie in Verbindung mit jenen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die bei einem der Jugendprojekte mitwirken. Aktuelle Beispiele:
- der Club Industrie im Erdgeschoss des Jugendhauses Sust, geführt von jungen Erwachsenen,
- der Jugendrat, deren jugendliche Mitglieder die Anliegen ihrer Altersgruppe vertreten wollen,
- der Verein Skate-Unit, der sich für den Bau eines Skate-Parks in der Rietliau einsetzt.

Über den IWS-Vertreter gelangt sie auch an alle Sportvereine, über den IG-Jugend-Präsidenten an die Jugendorganisationen. Die Jugendkommission tagt in der Regel sechs bis sieben Mal pro Jahr, bei grösseren Projekten öfter.

Das Zentrum der Städtischen Jugendarbeit: Das Jugendhaus Sust mit Kaffee, Jugendräumen und Büros. Im Erdgeschoss betreiben junge Erwachsene eigenständig einen Club, das «Industrie».

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Bei Renovationsarbeiten im Jugendhaus packen Jugendliche selber an.

AKTUELLE SCHWERPUNKTE IN DER JUGENDPOLITIK

Der inhaltliche Boden der Juko-Arbeit ist die interne Vernetzung. Im regelmässigen Austausch halten sich die Juko-Mitglieder über die neuesten Entwicklungen im Jugendhaus, an inoffiziellen Jugendtreffpunkten, auf den Pausenplätzen, in den Jugend- und Sportvereinen und innerhalb aktueller Jugend-Projekte auf dem Laufenden. Hieraus entwickeln sie inhaltliche Schwerpunkte. Diese werden periodisch, im Rahmen von Standortbestimmungen, definiert. Die aktuellen Schwerpunkte der Jugendkommission, festgelegt Ende Mai 2002, sind die Realisierung des Skateparks in der Rietliau und der Themenbereich «Gewalt unter Jugendlichen». Eine Schlägerei am Bahnhof Wädenswil im März 2002 katapultierte letzteres schlagartig auf die Agenda. Seither erarbeitet die Jugendkommission im Auftrag des Stadtrats zusätzliche gewaltpräventive Massnahmen, dies gemeinsam mit Polizei, Schulen, Vereinen und Jugendarbeit. Direkt involviert ist die Jugendkommission auch in den Skatepark-Prozess. Sie ist, vertreten durch Philipp Kutter, Mitglied der zuständigen Projektgruppe unter der Leitung der Gesundheits- und Sportabteilung von Stadtrat Christian J. Huber.
Mit diesen Themen will sich die Juko bis Ende 2003 intensiv befassen, ohne aber andere Bereiche, zum Beispiel die Begleitung von Jugendprojekten, zu vernachlässigen.

RÜCKBLICK: HÜRDEN UND HÖHEPUNKTE

Die Agenda der Jugendkommission ist gut gefüllt, ihr Aufgabenbereich abgesteckt. Das war nicht immer so. In der ersten Zeit nach ihrer Gründung 1994 suchte sie nach ihrer Rolle und nach erreichbaren Zielen. Trotz der Anlaufschwierigkeiten: Die Jugendkommission hat in den acht Jahren jugendpolitische Weichen stellen können. Den Höhepunkt bildete zweifellos die Entwicklung des Leitbilds für die offene Jugendarbeit der Stadt Wädenswil im Jahr 2001, das erste seiner Art. Damit verbunden war die Schaffung einer zusätzlichen Jugendarbeiterstelle. Die städtischen Jugendarbeiter erhielten erstmals einen definierten Leistungsauftrag und dringend nötige zusätzliche personelle Kapazitäten angesichts wachsender Bedürfnisse.
Vornehmlich im Ortsteil Au bestand Handlungsbedarf. Deren Bevölkerung wünschte einen eigenen Jugendtreff, ein Anliegen, das die Jugendkommission im Jahr 1997 mit einer Umfrage dokumentiert hatte. Von da an war sie in die Entstehung des Jugendtreffs in der Au involviert. Sie begleitete eine auf privater Basis entstandene Interessengruppe des Quartiervereins Au, welche in zwei Baracken der Jugendverbände Blauring und Jungwacht einen provisorischen Treff einrichtete. Das Lokal erfreute sich solch regen Zulaufs, dass der Treffpunkt bald an seine Grenzen stiess. Die Räumlichkeiten erwiesen sich als ungenügend, die Betreuerinnen und Betreuer, ehrenamtlich tätige Eltern und Jugendliche, waren auf die Dauer überlastet. Der Jugendtreff musste im Herbst 1998 schliessen, auf der Suche nach kurzfristigen Alternativen blieben Stadtrat und Jugendkommission erfolglos. Dies gar nicht zur Freude des Quartiervereins, der sich von den Behörden im Stich gelassen fühlte. Die Juko blieb aber am Ball: Sie zeigte sich damals überzeugt, dass ein professionell geführter Treff anzustreben sei. Mit dem Leitbild wurden die hierfür notwendigen Voraussetzungen erfüllt. Im März 2002 öffnete ein neuer Jugendtreff Au seine Tore, geführt von der städtischen Jugendarbeit und von engagierten Jugendlichen. Der Zulauf in den «Katakomben» der Schulanlage Steinacher, wo der Jugendtreff vorerst ein Zuhause gefunden hat, ist beträchtlich. Geprüft wird ein Umzug in den neuen Begegnungsort Au der katholischen Pfarrei gegenüber dem Schulhaus Ort. Diesbezügliche Gespräche laufen.

Seit März 2002 hat der Ortsteil Au wieder einen eigenen Jugendtreff. Anja und Jugendarbeiter Tom Manera betreuen die jugendlichen Gäste an der Bar.

In der Jugenddisco Exit auf Untermosen tanzen nicht nur die Beine, sondern auch die Bälle.

UNTERSTÜTZUNG ALS GÖTTI

Momente wie im Leitbild-Prozess und in der aktuellen Jugendgewalt-Diskussion, in welchen sich das Scheinwerferlicht auf die Jugendkommission richtet, waren und sind selten. Im «Alltag» arbeitet die Jugendkommission im Hintergrund. Sie vermittelt Räumlichkeiten an Musikbands und DJs, weist Jugendlichen, die ein Openair-Konzert planen, den Weg durch den Behördenwald, analysiert mit den Jugendarbeitern neueste Trends in der lokalen Jugendszene oder unterstützt die Jugendverbände bei der Realisierung eines Grossanlasses. Hier wirkt die Jugendkommission als «Götti», fördernd und begleitend. Festzustellen ist, dass Jugendliche von diesem Service nur beschränkt Gebrauch machen. Dies hat wohl damit zu tun, dass die Jugendkommission bzw. ihr Angebot nicht überall bekannt ist.
Es soll hier darum nicht der Eindruck entstehen, die Juko sei in Sachen Jugendarbeit der Nabel Wädenswils. Sie vertritt lediglich die Anliegen Jugendlicher und von Jugendarbeit-Anbietern auf kommunaler Ebene.

BREITES ANGEBOT FÜR JUGENDLICHE

Genau genommen betreibt die Jugendkommission also keine Jugendarbeit, sondern Jugendpolitik. Ersteres tun viele andere. Jugendliche finden in Wädenswil eine breite Palette von Freizeit-Angeboten vor. Zu den Anbietern zählen die Sportvereine, Turnverein(e), Fussball-, Handball-, Volleyballclub oder der Tischtennisclub. Andere Jugendliche rudern, schwimmen oder betreiben Judo. Die Sportvereine leisten ausserordentlich gute Arbeit, nicht nur – aber auch – im Bereich der kulturellen Integration. Ergänzt werden sie durch Kulturvereine, d.h. Orchester (Jugendmusik, Posaunenchor), Chöre (Ten-Sing, Oberstufenchor), Theatergruppen (Theatergruppe Bühne frei). Zu den etablierten Jugendarbeit-Anbietern zählen sodann die Jugendorganisationen Pfadi, Cevi und Jubla. Ihr spezielles Merkmal ist, dass sie nach dem Motto «von Jugendlichen für Jugendliche» organisiert sind. Ihnen kommt im Bereich der Partizipation besondere Bedeutung zu: Jugendliche übernehmen hier Verantwortung als Leiterinnen und Leiter für Kinder, organisieren im Team mit Gleichaltrigen Lager und Gruppenaktivitäten.
Cevi und Jubla sind gleichzeitig Teil der Jugendarbeit der beiden Landeskirchen. Diese verfügen, wie andere Kirchen auch, über ein eigenes Jugend-Angebot und je nach Ressourcen über eigene Jugendarbeiter. Zum kirchlichen Jugendprogramm zählen Gruppen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten oder ein eigenes Jugendkafi. Prominentes Produkt kirchlicher Jugendarbeit ist das Jugendhaus Adlerburg am Kirchenweg. Initiiert von Mitgliedern des Cevi ist «die Burg» heute ein separater Verein mit eigenem Angebot, das sich nicht nur der Verbandsjugendarbeit zuordnen lässt. Die engagierten Betreiber der Adlerburg führen ein offenes Jugendhaus. Die Burg hat ihren festen Platz in der Wädenswiler Jugendkultur, sie ist eine wichtige Ergänzung zum städtischen Jugendhaus Sust.

Farbig sind nicht nur Schminke, sondern auch die Aktivitäten der Jugendverbände.

In den Jugendverbänden hat die Natur ihren zentralen Platz. Kinder und Jugendliche schlafen im Zelt, sind unterwegs in den Bergen.

DOPPELTES ENGAGEMENT DER STADT

Die politische Gemeinde selbst engagiert sich auf zwei Arten im Freizeit-Jugendarbeitbereich. Erstens unterstützt sie Institutionen, die Jugendarbeit betreiben, finanziell. Zu nennen sind beispielsweise die jährlichen Entschädigungen an Vereine, die Altpapier sammeln. Ausserdem entrichtet sie an gewisse Vereine und Institutionen direkte Finanzhilfen: Zu den Empfängern zählen etwa die Wädenswiler Sportvereine (via IWS), die Jugendmusik, die Jugendverbände (Pfadi, Cevi, Jubla), die Gemeinschafts- und Freizeitanlage, die Musikschule. Unterstützt werden Infrastruktur-Aufwendungen (z.B. Pfadiheim Langwies) oder der Betrieb. Ein Kriterienkatalog regelt die Ansprüche.
Zweitens betreibt die Stadt Wädenswil, in Ergänzung zu den privaten Angeboten, eine eigene «offene Jugendarbeit». Hierzu beschäftigt sie ein Team von Jugendarbeitern unter der Leitung von Sebastian Zink. Seit der Genehmigung des neuen Leitbilds inkl. Stellenaufstockung im Juni 2001 stehen für Jugendarbeit total 300 Stellenprozente zur Verfügung. Das Zentrum städtischer Jugendarbeit ist das Jugendhaus Sust zwischen Güterschuppen und Seestrasse.
Die Ursprünge der städtischen Jugendarbeit sind eng mit dem Jugendhaus und mit der Jugenddisco in der Freizeitanlage Untermosen verknüpft. Angefangen hat alles im Jahr 1968. Damals wurde der Verein Jugendzentrum Wädenswil (JZW) gegründet. Er betrieb eine Disco, erst im Realschulhaus Fuhr, ab 1975 in den neuen Räumen der Freizeitanlage Untermosen. Der JZW war es auch, der den Wunsch nach einem Jugendhaus äusserte. Dieses entstand in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre. 1985 stimmte der Gemeinderat der Umwandlung der Liegenschaft Sust in ein Jugendzentrum zu und bewilligte hierfür 200 000 Franken. Beim Umbau wirkten die Jugendlichen und ihre Betreuer selber mit, Trägerschaft wurde der Verein Jugendhaus Sust. Dieser finanzierte bis 1998 den Betrieb, die Stadt stellte das Haus kostenlos zur Verfügung und setzte die Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter ein.
Inzwischen ist die Stadt selbst Trägerin von Jugendhaus und Disco. Dies aus zwei Gründen: Zum einen gibt es den einst aktiven Verein praktisch nicht mehr, zum andern besteht die Arbeit der Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter heute nicht mehr nur darin, das Jugendhaus Sust zu betreiben. Ein neuer Standort – der Jugendtreff Au – und neue Aufgaben sind hinzugekommen: Die Jugendarbeiter betreuen als Coaches Interessengruppen wie den Verein Skate-Unit (den Zusammenschluss der Skater), den Jugendrat oder die Betreiber der Jugenddisco Exit in der Anlage Untermosen. Sie stehen im Austausch mit benachbarten Gemeinden, mit der Primarschule und der Oberstufe, mit den ortsansässigen Jugendorganisationen und dem Jugendhaus Adlerburg. Sie betreuen Cliquen im und ausserhalb des Jugendhauses, treffen sie in den Quartieren, am Bahnhof oder auf dem Seeplatz (Aufsuchende und mobile Jugendarbeit). Weiter verwalten sie Band- und andere Räume, begleiten Jugendliche in persönlichen Gesprächen, organisieren spezielle Projekte und sind Ansprechpersonen für Eltern, Politiker und andere Interessierte.

Unvergessliche Erlebnisse bieten die Lager der Jugendverbände. Hier Jungwächtler beim Abseilen.

Die Leistung der städtischen Jugendarbeit ist beträchtlich: Sie bietet Jugendlichen wertvolle Hilfen bei der Gestaltung der Freizeit, stabilisiert mit Präventionsmassnahmen gefährdete Jugendliche und Cliquen, unterstützt die kulturelle Integration, fördert die politische Integration (Jugendrat, Skate-Unit), unterstützt andere Jugendarbeit-Anbieter (z.B. das Adlerburg-Team), sorgt für eine Vernetzung im Jugendbereich (IG Jugend). Sie ist weiter eine niederschwellige Anlaufstelle in problembelasteten Situationen (in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz) und ermöglicht Begegnungen zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft.

Bitte nicht vergessen: die Skater. Seit 12 (!) Jahren kämpfen sie um eine feste Anlage. Während zwei problemlosen Sommern stand eine provisorische Fun Box beim Schulhaus Untermosen. 

FAZIT: NICHT ORGANISIERTE JUGENDLICHE BRAUCHEN MEHR BEACHTUNG

Wädenswil verfügt über eine vielfältige und farbige Jugendarbeit. Private und öffentliche Anbieter ergänzen sich gut. Seit knapp einem Jahr hat auch der Ortsteil Au, lange Zeit vernachlässigt, einen eigenen Jugendtreff. Diese positiven Eckwerte sollen nicht verdecken, dass Wädenswil jugendpolitisch vor grossen Herausforderungen steht. Zu wenig zur Kenntnis genommen wurden bislang nämlich die Bedürfnisse jener Jugendlichen, die ihre Freizeit nicht in Sport- oder anderen Vereinen verbringen. Sie und ihre Anliegen sind fast nicht hörbar. Ihnen fehlt der potente Vorstand, der Rückenwind jahrelanger Lobbyarbeit. Ihre Anliegen drohen darum oft auf der Strecke zu bleiben. Prominentes Beispiel: die Skater. Es war 1990, als erstmals die Idee formuliert wurde, eine Skateanlage zu errichten. Auf eine definitive Anlage warten die Skater noch heute. Immerhin scheint sich jetzt eine Lösung in der Rietliau anzubahnen, wenn auch in gemächlichem Tempo. Ich empfehle dringend, den Anliegen nicht organisierter Jugendlicher vermehrt Gehör zu schenken. Denn sie sind definitiv keine quantité négligeable. Immer mehr junge Menschen bevorzugen Aktivitäten ausserhalb der traditionellen Vereinsstrukturen.
Vermehrtes Gewicht erhält in Zukunft auch die Vernetzung im Jugendbereich. Um neue Themen (z.B. Gewalt unter Jugendlichen) anzugehen, bedarf es der Zusammenarbeit aller Jugendarbeit-Anbieter in der Gemeinde. Angezeigt ist auch ein verstärkter regionaler Austausch. Jugendliche sind heute mobiler denn je, sie reisen von Pfäffikon nach Wädenswil. Dieser «Jugendtourismus» stellt Jugendarbeiter vor neue Herausforderungen.


Philipp Kutter
Präsident der städtischen Jugendkommission