Fritz Störi-Mathys (1917–2005)

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2005 von Peter Weiss
 

JUGENDZEIT

Geboren wurde Fritz Störi am 11. August 1917 in der «Abläsch» zu Hätzingen im Glarnerland. Wie schon sein Vater wurde er auf den Namen des Glarner Schutzpatrons Fridolin getauft und war damit der Sechste in der Reihe der «Stein-Störi», der diesen Namen trug. Sein Vater war Maschinen- und Fabrikschlosser und amtete nebenberuflich als Gemeindeverwalter und Friedensrichter, seine Mutter war Damenschneiderin und Kunststopferin und arbeitete ebenfalls in der Fabrik.
«Friggeli» Störi (links) mit seinem Freund Jacques nach dem frühmorgendlichen Umgang mit zwei Vorschellen am Chlausmärt.

Fritz Störi vor seinem Elternhaus in Hätzingen. Am Fenster Vater und Mutter.

Zusammen mit seiner älteren Schwester Rösi wuchs er in äusserst bescheidenen Verhältnissen auf. Dennoch erlebte er eine überaus abwechslungsreiche Kinder- und Jugendzeit. Als begabtem Schüler bereitete ihm die Schule keine Mühe. In der Freizeit war er mit seinen Kameraden meist auf dem Turnplatz anzutreffen, organisierte mit ihnen kleine Turnfeste und im Winter Schlittelrennen. Gerne fuhr er auch Ski oder war auf Bergtouren unterwegs. Besonders die Klausenrennen mit ihrem dröhnenden Motorengeknatter, den pfeifenden Pneus und den kreischenden Bremsen faszinierten ihn. In den Schulferien mussten er und seine Schwester im Wald so viel Holz sammeln, dass es für den ganzen Winter reichte. «Als Belohnung für unsere Mühe hatte Mutter jeweils eine währschafte Schüssel gebrannte Creme bereit für uns Schwerarbeiter.» Zudem half er gerne auf einem Bauernhof. «Allzu gerne wäre ich doch selbst Bauer geworden und konnte und wollte nicht begreifen, als Mutter erklärte: «Für das hämmer vil zwenig Geld, dängg emal, was nu so ne Chue choschtet.»
Nach der Konfirmation am Palmsonntag, 25. März 1934, – seinen Konfirman­denspruch aus der Bergpredigt (Matthäus 6, 33) wusste Fritz Störi zeit seines Lebens auswendig – begann er bei der Therma in Schwanden eine vierjährige Lehre als Elektromechaniker. Nicht nur der tägliche, bei jedem Wetter mit dem Fahrrad zurückgelegte Weg von Zuhause zum Arbeitsort diente der sportlichen Ertüchtigung, Fritz Störi trainierte und übte sich unermüdlich im Zehnkampf der Leichtathletik und wurde bereits mit 17 Jahren Sieger des Vorunterrichtes aller Kategorien im Kanton Glarus. Im Turnverein Hätzingen wurde er Aktuar und stolzer Fähnrich.

FAMILIE

Nach seiner Ausbildung fand er Ende 1944 eine Stelle als Betriebsassistent in der Kondensatorenfabrik in Freiburg. «Ich fand bald Gefallen an der kleinen Bernerin hinter der Schreibmaschine. Immer öfters lud ich sie zu einem Bummel durch die schöne Freiburger Gegend ein», liest man in seinen Erinnerungen. Am 14. Juni 1947 feierten Fritz Störi und Hanni Mathys im schmucken Bergkirchlein von Braunwald Hochzeit.
Ein gemeinsamer Freund von beiden hat oft gesagt: «Ohne Hanni wäre Fritz Störi nicht geworden, wer er war.» Seine Frau stellte sich von Anfang an mit Rat und Tat an seine Seite, half ihm, wo sie konnte und stärkte seinen Mut und seine Zuversicht in schwierigen Zeiten.
Drei Kinder wurden dem Paar geschenkt: Die Tochter Eliane und die beiden Söhne Fritz und Balz. Wie er an sich selbst hohe Anforderungen stellte, erwartete er auch von den Kindern viel. Sein Wort galt und sie konnten sich auf ihn verlassen. Seiner Familie war er sehr zugetan und stets grosszügig auf ihr Wohl bedacht. Für sie liess er das prächtige Landhaus im Hangenmoos und das Ferienhaus in Flims bauen.
Eine grosse Freude waren für ihn auch seine fünf Enkelkinder: Kathrin und Martina, Barbara, Eliane und Christian. Lebhaft nahm er Anteil an ihrem Wachsen und Werden.
Wie freute er sich, als er Anfang Juni 2005 in der Wädenswiler Kirche noch an der Konfirmation von Christian teilnehmen konnte. Eindrücklich auch, wie jedes der Enkelkinder im Abschiedsgottesdienst für den Grossvater eine Kerze anzündete und kurz sagte, was ihm als Erinnerung und Vermächtnis wichtig und bedeutsam ist.

BERUFLICHER WERDEGANG

Am 25. September 1937 bestand Fritz Störi das Abschlussexamen als Elektromechaniker und konnte die Lehrzeit vorzeitig beenden. Um sich für die Aufnahmeprüfung ans Technikum Winterthur vorzubereiten, arbeitete er als Volontär bei der Firma Spälti Söhne in Zürich und besuchte dort gleichzeitig die Gewerbeschule. In seinen Erinnerungen lesen wir: «Dass es für meine einfachen Eltern ein finanzielles Opfer bedeutete, war mir voll bewusst. Ich nützte daher ihr Wohlwollen auch in keiner Weise aus, sondern lebte äusserst sparsam und solid. Statt mit dem Zug fuhr ich am Samstag mit dem Velo von Zürich ins Glarnerland. Gegen meinen Durst kannte ich in dieser Zeit nichts anderes als frisches Brunnenwasser.»
«Voller Hoffnungen und voll guten Willens nahm ich am 19. April 1938 zum ersten Mal den Weg ans Tech unter die Füsse.» Seine Neugier, aber auch seine Begabung und sein Verständnis für technische Probleme kamen ihm in der strengen, immer wieder vom Militärdienst unterbrochenen Ausbildung sehr zugute.
«Mit den Finanzen hatte ich halt manchmal Schwierigkeiten. Ich war zu stolz oder hatte einen zu harten Kopf, um ständig Vaters mageren Geldbeutel zu beanspruchen. Lieber sparte ich mir noch das Essen vom Mund ab. Ein mir vom Technikum gewährtes Stipendium und ein kleines Darlehen eines guten Dienstkameraden halfen mir, dieses heikle Problem zu lösen.»
Nach dem Technikumsabschluss als Elektroingenieur HTL war er in seinen Lehr- und Wanderjahren von 1942 bis 1947 an verschiedenen Stellen tätig: ein Jahr bei der Firma Locher in Zürich, dann im Büro für Befestigungsbauten im Armeehauptquartier in lnterlaken, in Freiburg als Betriebsassistent bei der Kondensatorenfabrik und in der Au bei der Star Unity.
 

SELBSTÄNDIGER UNTERNEHMER

Sein innigster Wunsch und sein Ziel aber war es, selbständig zu werden und eine eigene Firma aufzubauen. Zusammen mit Adolf Schmidt mietete er sich in der ehemaligen Schuhmacherwerkstatt in der Liegenschaft von Sanitär Kägi am Reblaubenweg ein. Ihr erstes verheissungsvolles Produkt war ein Kalt- und Warmluftventilator mit dem Namen «Vampire». Ein Prototyp wurde angefertigt und das Material für 500 Stück eingekauft. Im Herbst 1947 konnte der «Vampire» ausgeliefert werden. Im Ganzen verkauften sie aber nur drei davon, da genau im Winter 1947/48 wegen anhaltender Trockenheit das Heizen mit Strom verboten wurde, was die junge Firma fast in den Ruin trieb.
Adolf Schmidt konnte zu seinem früheren Arbeitgeber zurückkehren, besorgte aber nach Feierabend weiterhin die Korrespondenz. Fritz Störi erstand eine Occasionsdrehbank und konnte sich mit Lohnarbeiten unter anderem für Brown Boveri in Baden und die Kerag in Richterswil über Wasser halten.
Mit der Produktion von elektrischen Schaltanlagen ging es dann allmählich wieder aufwärts.
Das erste Fabrikat der Firma Störi: Ein Kalt- und Warmluftventilator namens «Vampire Duo-Lux».

Die Werkstatt wurde in die ehemalige Strumpffabrik Wellinger an die Schönenbergstrasse 10 verlegt, 1950/51 wurde an der Zugerstrasse 76 ein eigenes Fabrikationsgebäude mit Wohnung erstellt, in dem sich heute die Firma Fischer Bettwaren AG befindet. 1963 konnten die gesamte Produktion und der Firmensitz in die neue Fabrik in der Hinter Rüti verlegt werden.

Die gemietete erste Werkstatt am Reblaubenweg, 1947.

Bereits 1952 holte Fritz Störi seinen Freund und Kampfgefährten Adolf Schmidt in die Firma zurück und anvertraute ihm das gesamte Rechnungswesen und den Verkauf, während er selber sich vor allem der Entwicklung und Fertigung von neuen Produkten wie z.B. Speicheröfen, Boilern für Küchenkombinationen und Kantineneinrichtungen widmete. Geprägt durch seine Erfahrungen ging er mit seinen Mitteln äusserst sparsam und haushälterisch um. Büros und Werkhallen wurden einfach, aber zweckmässig eingerichtet. Für Luxus war kein Platz. Vielfach erwarb er Occasionsmaschinen für seinen Betrieb. So sehr er für seine Arbeiter und Angestellten ein gutes Herz hatte, so zurückhaltend war er doch in Lohnfragen.
Fritz Störi mit Adolph Schmidt, dem Mitbegründer, ersten Compagnon und späteren Direktor mit der Verantwortung für den Verkauf und das Kaufmännische.

Einem Werkmeister, der ihn um eine Lohnerhöhung ersucht habe, habe Fritz Störi mit einer derartigen inneren Ergriffenheit in den anschaulichsten Bildern geschildert, mit wie wenig er in seinen jungen Jahren habe auskommen müssen, dass der Werkmeister, das Augenwasser zuvorderst, beinahe nach seinem Portmonee gegriffen hätte, um Fritz Störi aus lauter Erbarmen eine Zwanzigernote in die Hand zu drücken.
1948 bezog die Firma Störi den ersten Stock der ehemaligen Strumpffabrik Wellinger an der Schönenbergstrasse 12.

Das erste eigene Fabrikgebäude Zugerstrasse 76, eingeweiht 1951.
Anderseits stand er zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hielt ihnen auch in schwierigen Zeiten zäh und beharrlich die Treue und entliess nie jemanden aus wirtschaftlichen Gründen oder weil zu wenig Arbeit vorhanden gewesen wäre.
Auch errichtete er im Jahre 1989, als es ihm finanziell gut ging, im Andenken an seine Eltern mit einer Viertelmillion eine Stiftung, die Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen im Glarner Hinterland bei ihrer Ausbildung helfend unterstützen soll. Sie sollten es besser haben als er zu seiner Zeit.
Mit nie erlahmendem Eifer setzte sich Fritz Störi für die Entwicklung seiner Firma ein. Unermüdlich suchte er nach Neuerungen und Verbesserungen und liess nicht locker, bis ein Problem gelöst war. Sein Wesen, stets vorwärts strebend, hatte etwas Dynamisch-Pionierhaftes. Er konnte andere begeistern und ihnen schöpferische Impulse geben. So wurde er ein erfolgreicher Unternehmer und Geschäftsmann. Im Jahre 1980 zählte die Firma 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und überschritt erstmals die Zwanzigmillionen­Umsatzgrenze.
Fritz Störi war auch Mitbegründer, Präsident und Ehrenpräsident des «Verbandes Schaltanlagen und Automatik Schweiz».
Wenige Monate nach seinem 65. Geburtstag übertrug er die Leitung der Firma seinem ältesten Sohn Fritz, sein Büro aber behielt er und nahm weiterhin lebhaft Anteil am Schicksal und Ergehen seines Lebenswerkes.
1963 bezog die Firma Störi die neue Fabrikanlage in der Hinteren Rüti.
 

BEGEISTERT FÜR SPORT UND MILITÄR

Von jung auf war Fritz Störi ein begeisterter Turner. Er hatte besonderes Talent für die Leichtathletik. Durch hartes und konsequentes Training brachte er seinen Körper in Hochform. Sowohl als Mitglied des Turnvereins Hätzingen wie als Oberturner des Turnvereins vom Technikum Winterthur erturnte er sich manchen Lorbeerkranz.
Ähnlich verhielt es sich mit dem Schiessen. Vom Vater in diese Sportart eingeführt, wurde er dank guten Augen, viel Üben und seiner besonderen Fähigkeit sich zu konzentrieren ein herausragender Schütze. über 1200 Kränze schoss er in Einzel- und Vereinsmeisterschaften, nicht zu reden von den Pokalen, Bechern und Plaketten.
Seine militärische Laufbahn begann 1937 mit der Artillerie-Rekrutenschule auf dem Monte Ceneri; es folgten die Artillerie-Unteroffiziersschule in Thun und die Zentralschule in Biere. Auf Ende 1945 wurde Fritz Störi zum Artillerie-Hauptmann befördert und erhielt das Kommando über die Schwere motorisierte Kanonenbatterie 113. «Ich freute mich, später als Kommandant zu den mir vom Aktivdienst her bekannten Thurgauersoldaten zurückzukehren», schreibt er in seinen Erinnerungen.
1872 Diensttage hat Fritz Störi insgesamt geleistet und, solange es ihm seine Gesundheit erlaubte, regelmässig an den Zusammenkünften seiner ehemaligen Dienstkameraden teilgenommen.
Sport und Militär haben sich bei Fritz Störi im Militärischen Fünfkampf zu einer einzigartigen Einheit verbunden. 1947 wurde er Schweizer Meister im militärischen Winterfünfkampf: Abfahrt, Langlauf, Fechten, Schiessen und Reiten waren die Disziplinen, in denen er sich bewähren musste.
Als in Wädenswil ruchbar wurde, der Schweizer Fünfkampfmeister arbeite in der Au, wurde er von den Schützen unverzüglich in ihren Verein geholt. Er schoss besser als sie alle und sein Karabiner war mit einem Kornschieber ausgerüstet. 1950 wurde er unter Präsident Karl Ziegler zum Schützenmeister gewählt und von 1952 bis 1958 als dessen Nachfolger Vorsitzender. Dank seiner eingehenden Kenntnisse brachte er den Verein schiesstechnisch auf Vordermann, aktivierte das Vereinsleben und führte die Wädenswiler Schützen zu neuen Erfolgen. Ich erinnere nur an einen Höhepunkt: das Eidgenössische Schützenfest in Lausanne im Jahre 1954, von dem die Wädenswiler Schützen mit einem prachtvollen Wanderpokal zurückkehrten. Wegen seiner zahlreichen Verdienste um den Verein ernannten ihn seine Schützenkameraden zum Ehrenpräsidenten.
Fritz Störi war auch Mitglied der Offiziersgesellschaft Wädenswil, in der er von 1954 bis 1958 das Vizepräsidium innehatte.
Fortschreitende Abnützung der Hüftgelenke, ihr Ersatz durch Prothesen und ein chronischer Infekt – seit 1960 wurde Fritz Störi 28 Mal operiert – schränkten seine sportlichen Betätigungen zusehends ein und erschwerten ihm das Gehen immer mehr.
Erfolgreicher Fritz Störi am Glarner-Bündner Kantonalturnfest Netstal 1943.
Hauptmann Fritz Störi, Schweizer Winter-Fünfkampfmeister 1947.
Schützenkameraden: Fritz Störi, Göpf Huber.

POLITIK

Als selbständigem Unternehmer stand Fritz Störi das Gedankengut der Freisinnigen am nächsten. 1953 trat er in die Freisinnig-Demokratische Partei ein, wurde zwei Jahre später in den Parteivorstand berufen und 1958 Präsident. Im selben Jahr wurde er nach heftig geführtem Wahlkampf in den Gemeinderat und in einem zweiten Wahlgang zu dessen Präsident gewählt.
In seiner 16-jährigen Präsidialzeit wuchs Wädenswil bedeutend und wichtige Bauten wurden verwirklicht: Die Unterführung Gerbestrasse/Bahnhofplatz sowie die Speerstrasse, die Kläranlage Rietliau, das Realschulhaus Fuhr, das Wasserreservoir Schlieregg, die Alterssiedlungen «Tobelrai» und «Bin Rääbe» sowie das Krankenheim Frohmatt, die Schulanlage Steinacher, der Werkhof im Winterberg, die Schulanlage Untermosen und das Hallenbad. Viel Zeit und Kraft beanspruchte auch die Planung für ein neues Spital in der Eichweid. Ebenso wurde eine neue Gemeindeordnung mit Exekutive und Parlament vorbereitet. Erwähnt zu werden verdient auch der jahrelange Kampf um einen neuen Schiessstand.


Fritz Störi - Wädenswils Gemeindepräsident von 1958 bis 1974.
 
Tatkräftig und mit grossem Sachverstand packte Fritz Störi zusammen mit Gemeindeschreiber Emil Bader und seinen zwölf Gemeinderatskollegen – alles Männer – diese Aufgaben an. Freundschaftlich, aber zielstrebig führte er die Behörde.
Er hatte eine Meinung und stand auch dazu. «Ja, das hani gseid und eso isch es.» Er konnte gut verhandeln, sagte offen, wenn er mit einer Sache nicht einverstanden war und machte aus seinem Herzen keine Mördergrube.
Fritz Störi präsidiert am 22. Januar 1974 in der reformierten Kirche die letzte Wädenswiler Gemeindeversammlung.


Ich mag mich an eine Veranstaltung im Schützenhaussaal in der Au erinnern, als Fritz Störi in seiner ganzen Grösse vorne stehend mit innerem Feuer die Richtlinien der Gemeindepolitik erläuterte und der Bevölkerung Red und Antwort stand. Das «gelezi, gelezi» klingt heute noch in meinen Ohren nach. Ich erinnere auch an die souveräne Art, wie er in der Wädenswiler Kirche jeweils die Gemeindeversammlungen leitete und die verschiedenen Angriffe von Reinhold Hottinger parierte. Ein besonderes Ereignis war die letzte Gemeindeversammlung vor der Einführung der neuen Gemeindeordnung am 22. Januar 1974, als in der Kirche über tausend Personen versammelt waren und plötzlich das Licht ausging. Als «Untergang der Titanic» ging diese Begebenheit in die Geschichte Wädenswils ein.
Was mir ein alter Bauer einmal sagte, gilt auch für die Politik: «Es grat' nüd alls und es fählt nüd alls.» Wenn Fritz Störi in seiner 16-jährigen Amtszeit auch nicht alle seine Pläne verwirklichen konnte, so erinnert doch manch gelungenes Werk an die damalige lebhafte Zeit und an seinen uner­müdlichen Einsatz zu Gunsten unserer Gemeinde.
Acht Jahre, von 1959 bis 1967, war er auch Mitglied des Kantonsrates. Er erreichte unter anderem, dass die Studienabgän­ger des Technikums Winterthur künftig den Titel «Ingenieur» führen durften. Im Übrigen war er in diesem Rat nicht sehr glücklich. Es sei ihm dort «zvil gschnöret worde», wie er einmal sagte.

GESELLSCHAFT UND GESELLIGKEIT

Was Fritz Störi zeitlebens überaus zu schätzen wusste, waren Kameradschaft und Freundschaft. So trat er seinerzeit der Studentenverbindung des Turnvereins Technikum Winterthur bei und wurde Fuchsmajor, Bursche und Präsident. «Ungezählte feuchtfröhliche Stunden unter den Farben Rot – Weiss – Blau habe ich miterlebt. Als Vulgo wählte ich ,Kärpf, nach dem schönen aussichtsreichen Freiberg im Glarnerland, den ich schon als Bub immer gerne bestieg.»
Im Rotary Club Au am Zürichsee, dessen Mitbegründer er war, konnte er gesellschaftliche Beziehungen pflegen und engagierte sich in verschiedenen Chargen wie auch als Präsident.
Auf seine Initiative wurde auch das «Stöckli» ins Leben gerufen, das monatliche Treffen ehemaliger Mitglieder der Wädenswiler Exekutive zu gemeinsamem Essen, Jassen und Gedankenaustausch.
Fritz Störi war ein überaus geselliger Mensch. Wie lebendig konnte er doch erzählen und eine ganze Runde unterhalten. Sei es im «Stöckli», bei den Schützen, bei den Dienstkameraden oder der Studentenverbindung, selten einmal fehlte er bei deren Zusammenkünften. Er reiste von Flims her an und auch als er kaum mehr gehen konnte, sei er, wie es einer seiner Freunde formulierte, «na anezchrüüche choo und heig sich am Handlauf d Stääge ufezoge». Fröhliches Beisammensein, Diskutieren und Jassen taten seinem Gemüt wohl.
Schon über die Zeit in lnterlaken lesen wir in seinen Erinnerungen: «Welche Feste wurden da gefeiert! Wie oft sah uns der Mond zu mitternächtlicher Stunde oder auch die Morgendämmerung singend in gehobener Stimmung.»
Auch nach den Schiessübungen dauerte es manchmal länger als den Frauen zuhause lieb war. «Ja weisch, de Göpf isch halt debii gsii», entschuldigte sich Fritz Störi bei seiner Frau Hanni. Und Gottfried Huber zu seiner Frau: «Ja weisch, de Fritz isch halt debii gsii.» Und so kam die Welt jeweils wieder in Ordnung.
Wenn wir auch nur einen kurzen Blick auf die verschiedenen Bereiche des Wirkens von Fritz Störi in der Familie, im Beruf, in Sport und Militär sowie in Politik und Gesellschaft geworfen haben, so können wir nur staunen, was er alles geleistet hat. Eine unglaubliche Lebenskraft war ihm eigen, ein Wille, an sich zu arbeiten und weiter zu kommen, aber auch eine grosse Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und sich für das Gemeinwesen einzusetzen. Er war eine originelle, vielseitig begabte Persönlichkeit mit einem ausgeprägten Willen und einer faszinierenden Ausstrahlung.
Hanni und Fritz Störi-Mathys.

Sein Motto: «nüd lugg loo gwünnt» liess ihn immer wieder Schicksalsschläge, Hindernisse und Grenzen überwinden und voller Optimismus zu neuen Ufern aufbrechen. Ganz dem Leben zugewandt, meinte er noch im hohen Alter: «Mir gfallts da unde, de Herrgott cha mich no lang da laa.»
In den letzten eineinhalb Jahren nahmen seine Kräfte sichtlich ab. Im Krankenheim Frohmatt, das seinerzeit unter ihm gebaut wurde, fand er liebevolle Aufnahme. Seine Angehörigen umsorgten und begleiteten ihn und mancher Freund und Schützenkamerad erfreute ihn mit einem Besuch und liess in ihm Erinnerungen an frühere Zeiten aufleben. Am Dienstag, 19. Juli 2005, wurde Fritz Störi für immer heimgerufen.
An der Konfirmation seiner Tochter Eliane gab ihr Fritz Störi folgenden Spruch mit auf den Weg, der meines Erachtens sein Leben und sein Wesen auf einzigartige Weise zum Ausdruck bringt:
«Gottes sind Wogen und Wind,
Segel und Steuer
aber sind euer,
dass ihr den Hafen gewinnt.»



Peter Weiss