QUARTIERVEREINE STELLEN SICH VOR

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1992 von Erika Haltmeier / Kurt Schreiber

QUARTIERVEREIN AU

Von der Lesegesellschaft zum Quartierverein
Der Quartierverein Au ist 1961 aus der damals 95jährigen Lesegesellschaft Ort hervorgegangen. Schon früh hat sich diese Vereinigung für die Belange des «Orts», der heutigen Quartiere in der Au, eingesetzt und zu verschiedenen Vorhaben Stellung bezogen. Die sprunghaft einsetzende Bautätigkeit, die Entstehung neuer Wohnquartiere und Strassen, veränderte aber Gebiet und Bevölkerung der Au auf nachhaltige Art und Weise. Diese Entwicklung rief nach einem weiteren Ausbau der Tätigkeit der damaligen Lesegesellschaft, und ein Quartierverein wurde als zeitgemässe, notwendige Nachfolgeorganisation bezeichnet.
Diese Organisation – der Quartierverein – sollte sich zum Ziel setzen, die allgemeinen Interessen der Au zu fördern, über öffentliche Angelegenheiten zu informieren und die Anliegen der Bevölkerung gegenüber der Behörde vertreten. Er sollte politisch und konfessionell neutral sein, und jeder in der Au wohnende Bürger sollte ihm beitreten können. Diese Grundsätze gelten heute noch.
Damals, vor mehr als dreissig Jahren, übertrug eine gemeinsame Generalversammlung die Aufgaben der Lesegesellschaft an den Quartierverein Au, und ein neuer Vorstand mit Dr. Walter Eggenberger als Obmann und Hermann Haller, Ernst Brandenberger, Willi Meier-Wunderli, Fredy Meyer Deola und Willi Heuberger wurden gewählt. Als Verbindungsmann zu den Behörden wirkte der damalige Gemeinderat Hans Pfenninger.
Heute – 1992 - zählt der Quartierverein ein zirka 500 Einzel- und 30 Firmen als Kollektivmitglieder. Der Vorstand ist erweitert worden – als Beisitzer nehmen an den Sitzungen auch Vertreter der verschiedenen Vereine in der Au teil, um guten Informationsaustausch zu gewährleisten.

Generalversammlung – ein Ereignis
Vor allem in den siebziger Jahren galten die Generalversammlungen des Quartiervereins Au als Ereignis, an dem sich der grosse Teil der Bevölkerung traf. Ganze Völkerscharen strömten jeweils ins Schützenhaus, wo über die anstehenden Traktanden diskutiert wurde.

Jeden Spätherbst organisiert der Quartierverein Au einen Räbelichtli-Umzug.

Anschliessend blieben die Leute bei Speis und Trank und bei flotter Tanzmusik beisammen, und auf diese Weise liessen sich viele Bekannt- und Freundschaften zwischen Alteingesessenen und Neuzuzügern knüpfen. Heute ist der Widerhall der Generalversammlung des Quartiervereins nicht mehr so gross. Teilnehmerzahlen von über hundert Leuten sind eher selten, es sei denn, es gehe darum, sich für oder gegen irgend ein Vorhaben einzusetzen.
Von den Au-Aktualitäten zum Quartierblatt 1961 waren die «Au-Aktualitäten» Publikationsorgan des Quartiervereins. Damals kostete eine Nummer 30 Rappen. Heute erfüllt diese Aufgabe das Quartierblatt, das gratis viermal jährlich verteilt wird und auf verschiedene Veranstaltungen oder Probleme in der Au verweist.
 
Eine Seefahrt, die ist lustig …
Eine eher kleinere Gruppe trifft sich jeweilen zu einer Rundfahrt nach Rapperswil, um einen lauen Sommerabend zu geniessen. Vorher fanden Tanzkurse oder gar Quartierabende mit Nachtessen, Tanz und Tombola statt, die nun gegenwärtig von dieser Schifffahrt abgelöst worden sind.
 
Erst-August-Feier
Die Erst-August-Feier in der Au auf der Langwies beim Pfadiheim ist anders als die andern. Es läuft nämlich kein Programm ab. Auf Reden oder Darbietungen wird verzichtet. Man ist einfach da, geniesst den Abend, lässt Feuerwerk abbrennen, plaudert mit Nachbarn, geniesst einen Umtrunk oder Imbiss und bewundert das Höhenfeuer, das von Freiwilligen zusammengetragen worden ist.
 
Räbeliechtli-Umzug
Der Räbeliechtli-Umzug im Spätherbst hat Tradition, die über die Gründungszeit des Quartiervereins hinausgeht. Nach dem Eindunkeln bewegt sich ein Umzug von Jugendlichen und Kindern mit wunderschön verzierten Räbeliechtli durch die Quartiere. Zum Teil gibt es Gruppen, die Leiterwagen mit Räbelichtli ausrüsten. Auch hier hat das Wachstum in der Au seine Spuren hinterlassen, indem der Umzug immer wieder ein anderes Ziel ansteuern musste. Gegenwärtig hört er im Seewasserwerk Appital auf. Seit einigen Jahren sorgt die Jugendmusik mit schmissigen Weisen dafür, dass keiner der Teilnehmenden aus dem Takt fällt. Am Ziel haben Helferinnen des Frauenvereins Ort heissen Punsch bereitgestellt; eine andere Gruppe hat die Servelats zum Braten und Brot vorbereitet, ja selbst die Stecken zum Servelat-Braten sind bereit. Daneben schwelt an verschiedenen Feuerstellen eine heisse Glut – es gilt also nur noch, die Würste zu braten und guten Appetit zu wünschen.
 
Weihnachts-Stubete
Seit etwa fünf Jahren kennen die Bewohner der Au die «Weihnachts-Stubete», die ebenfalls vom Quartierverein organisiert wird. Dank dem Entgegenkommen der BASF darf er die hellen und freundlichen Räume des Personalrestaurants benutzen. In einer heimeligen Atmosphäre mit dem Christbaum und bei Kerzenlicht singen jung und alt, Alleinstehende und Familien Weihnachtslieder, lauschen den Weisen der Musikkapelle und plaudern über dies oder jenes.
 
… und weitere Anlässe
Neben diesen regelmässigen Veranstaltungen finden weitere Anlässe statt. So wurde dieses Jahr das Kohlenbergwerk Käpfnach besucht. Im Frühjahr 1991 konnten über 300 Interessierte den westlichen Teil der Halbinsel Au, der damals für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war unter Führung unseres Lokalhistorikers Peter Ziegler, besichtigen und dabei viel Wissenswertes über das Schloss und die Halbinsel Au erfahren.
Alle diese Bespiele zeigen auf, dass es dem Quartierverein Au nach wie vor daran liegt, als Bindeglied zwischen Alteingesessenen und Neuzugezogenen und im Interesse der Bevölkerung der Au zu wirken. Dies war der Grundgedanke bei der Gründung – er gilt heute und soll auch in Zukunft weitergepflegt werden.
 




Erika Haltmeier





Kurt Schreiber