Reformierte Kirche Wädenswil: Wappen des Baumeisters Johann Ulrich Grubenmann

Anhang: Zürichsee-Zeitung 23. Juli 1998 von Peter Ziegler
 
In der vergangenen Woche hat die Firma Späth AG aus Rapperswil als erste Massnahme der begonnenen Innenrestaurierung auf der turmseitigen Empore der reformierten Kirche die aus dem Jahre 1951/52 stammende Orgel abgebaut. Dabei ist an der freigelegten Turmwand das seit 1867 durch Orgeln verdeckte, stuckierte Wappen des Baumeisters Johann Ulrich Grubenmann wieder sichtbar geworden.

Wappen Hans Ulrich Grubenmanns an der Wand der turmseitigen Empore.

Dass die reformierte Kirche Wädenswil in den Jahren 1764 bis 1767 durch den bekannten Brücken- und Kirchenbauer Johann Ulrich Grubenmann (1709–1783) aus Teufen geplant und durch seinen Bautrupp erstellt wurde, ist aktenmässig gut belegt. Der selbstbewusste Baumeister hat indessen sein Werk, auf das er zu Recht stolz sein durfte, auch selbst mit einem Hinweis auf seinen Namen zeichnen lassen, Gegenüber der Kanzel liess er als Meistersignet an der Wand der turmseitigen Empore durch den Stuckateur Peter Anton Moosbrugger sein Familienwappen anbringen, Es zeigt ein triumphbogenartiges Portal, aus dem ein Löwe mit aufgerissenem Rachen herausschreitet. In den Fries des Tores ist ein Haus eingezeichnet. Aus dem Portalabschluss wächst ein segnender Engel, der auf ein aufgeschlagenes Buch blickt. Schon Johann Ulrich Grubenmanns Vorfahren führten dieses Wappen. Er selbst verwendete es auch auf seinem Siegel, mit welchem er Verträge beurkundete, so etwa 1764 für den Bau der Limmatbrücke in Wettingen.
Das Grubenmann-Wappen in der reformierten Kirche Wädenswil war letztmals 1951 für kurze Zeit sichtbar, als man die aus dem Jahre 1920 stammende dritte Kirchenorgel abbrach. Und es wird mit dem Wiederaufbau der bestehenden oder einer neuen Orgel, worüber die Kirchgemeindeversammlung vom 22. September 1998 entscheiden wird, wieder verschwinden.
In die Stuckdekoration verwobene Wappen von Bauherren, Bauverantwortlichen, Kollatoren oder Stiftern sind – wie der Kunsthistoriker Andreas Morel feststellt – häufig anzutreffen. Das stuckierte Wappen als Baumeistersignatur ist jedoch nicht üblich und dürfte ein persönliches Anliegen Grubenmanns gewesen sein. Es findet sich neben Wädenswil in folgenden Kirchenbauten von Johann Ulrich Grubenmann: Oberrieden (1761), Ebnat (1762), Oberuzwil (1766) und Teufen (1777). Im Unterschied zu Wädenswil ist das Wappen in der Kirche Teufen mit der Jahreszahl 1777, der Entstehungszeit des Bauwerks, datiert. Auch die Kirchendecke im zürcherischen Wald trägt ein Grubenmann-Wappen. Es dürfte auf einen Vertreter der Nachfolgegeneration hinweisen, welcher die Kirchenrenovation von 1785 leitete.
Ausser dem Familienwappen sind in Werken des Baumeisters Johann Ulrich Grubenmann häufig seine Initialen anzutreffen, Es scheint, dass er keine Gelegenheit zur Legitimation ungenützt liess. Seine Initialen finden sich, nach den Feststellungen von Andreas Morel, häufig an der Decke stuckiert oder in Stein gemeisselt über dem Hauptportal seiner Kirchenbauten. So 1749 in Stein (AR), 1751 in Sulgen, 1761 in Mühlehorn und Oberrieden, 1762 in Ebnat und 1763 in Brunnadern. In der reformierten Kirche Schwanden von 1753 steht der Namenzug von «Hans-Ullerich Gruobenmann» in einem Feld der bemalten Holzdecke. In Oberrieden finden sich die Anfangsbuchstaben des Meisternamens und das Jahr des Kirchenbaus «HUGM 1762» über dem Südfenster des Chores in Stuck aufgetragen.




Peter Ziegler