75 Jahre Naturfreunde Wädenswil-Richterswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1992 von Peter Ziegler

DIE VEREINSGRÜNDUNG

1895 Der Wiener Volksschullehrer Georg Schmiedel gründet die touristische Gruppe «Die Naturfreunde», um die Arbeiter aus ihren dumpfen Wohnungen und den rauchgeschwängerten Lokalen in die freie Natur hinauszuführen.
1905 In Zürich entsteht die erste ausländische Ortsgruppe und zugleich die erste Sektion in der Schweiz.
1910 Gründung der Sektion Horgen, zu der sich auch Genossen aus der Region Wädenswil gesellen.
1914 Als Untergruppe der Sektion Horgen wird eine Zweigstelle Wädenswil ins Leben gerufen, der neun Mitglieder angehören.
1915 An einer Versammlung in der «Sonne» Wädenswil wird beschlossen, dass die Ergebnisse der Wädenswiler Versammlungen in einem Protokollbuch festzuhalten seien.
1917 Im Vereinslokal zur «Sonne» wird am 25. Februar von zwölf Anwesenden die selbständige Sektion «Die Naturfreunde Wädenswil» gegründet. Dem ersten Vorstand unter Obmann Hans Schmied gehören an: Emil Vollrath sen. (Vizeobmann), Frau Berta Disep (Kassierin), Fräulein Anny Lang (Aktuarin), Emil Züger und Heinrich Baur (Revisoren). Gemäss Statuten müssen zwei Drittel der Mitglieder organisierte Arbeiter sein, das heisst Gewerkschafter oder Mitglieder der Sozialistischen Partei.
1918 Die Vereinsversammlungen finden fortan im Restaurant Löwen statt, dem späteren «Volkshaus».
1919 Die Ortsgruppe Wädenswil betreut vom September bis November neun Wiener Ferienkinder und hilft mit Kleider- und Geldspenden.
1920 Ab Mai werden nebst der Monatsversammlung auch Sektionstouren durchgeführt. An den elf Touren beteiligen sich insgesamt 143 Personen. Am Ende des Vereinsjahrs zählt die Ortsgruppe 57 Mitglieder.
Naturfreund Wädenswil auf einem Ausflug auf Hohfläsch, 1920.

1921 Im Gegensatz zur Delegiertenversammlung in Zürich beschliesst die Generalversammlung der Ortsgruppe Wädenswil, auch nichtorganisierte Mitglieder in den Verein aufzunehmen. Gründung einer Subsektion Richterswil.
1922 Es wird ein von der Vereinskasse unabhängiger Hüttenfonds geäufnet.
1923 Um den Mitgliederschwund zu stoppen, wird ein Reisehilfsfonds geschaffen, damit auch minderbemittelte Mitglieder an Vereinstouren teilnehmen können. Reduktion des Vorstandes von sieben auf fünf Mitglieder. Zur Unterstützung der Subsektion Richterswil finden die Versammlungen wechselweise in Wädenswil und Richterswil statt.
1924 Namensänderung der Ortsgruppe auf «Touristenverein der Naturfreunde Wädenswil-Richterswil». Für die Dauer von drei Jahren wird eine Hütte im Alpthal gemietet.
1925 Der Verein beteiligt sich am Landkauf und Bau eines Naturfreundehauses auf Schönboden durch die Sektion Rapperswil.
1926 Aufhebung der Reisekasse und des Hüttenfonds. Die Vereinsbibliothek wird mit jener des Arbeiter-Bildungsausschusses zusammengelegt.
1927 Die Ortsgruppe Wädenswil hat für das neue Naturfreundehaus Sonnenberg auf Körnlisegg turnusgemäss einen Hüttenwart zu stellen, Kauf einer Projektionsleinwand.
1928 Dreissig Naturfreunde aus Wädenswil und Richterswil besuchen die Hauptversammlung des 8. Bezirkskreises in Rapperswil.
1929 Gründung einer Sängergruppe. Der Verein zählt 48 Mitglieder.
1930 Einladungen zu den Versammlungen erfolgen nicht mehr schriftlich, sondern werden fortan im Organ «Berg frei» publiziert.
1931 Auf Antrag von Alfred Nicolai wird eine Lesemappe in Zirkulation gesetzt.
1932 Anstelle der bisherigen Tourenversammlungen hält man im «Volkshaus» jeden Freitagabend freie Tourenbesprechungen ab. Der Vorstand wird ermächtigt, arbeitslosen Mitgliedern den Jahresbeitrag zur Hälfte oder sogar ganz zu erlassen.
1933 Die neu gewählte Bezirksleitung 8 besteht aus drei Mitgliedern der Naturfreunde der Ortsgruppe Wädenswil-Richterswil und vier Naturfreunden aus Horgen.
1934 Gründung einer Jugendgruppe, zu der sechs Mädchen und sechs Burschen schriftlich den Beitritt erklären.
1935 Mitgliederbestand am Ende des Vereinsjahrs: 122 Naturfreunde, davon 19 Jugendmitglieder.
1937 Jubiläumsfeier «20 Jahre Naturfreunde WädenswiI-Richterswil» auf dem «Sonnenberg».
1939 Nach dem Wegzug des Jugendleiters betreut die Muttersektion die Jugendgruppe.
1940 Für Mitglieder, die Aktivdienst leisten, wird der Vereinsbeitrag reduziert bzw. ganz erlassen.
1942 Um für den Verein vermehrt junge Mitglieder gewinnen zu können, abonniert die Ortsgruppe die Zeitschrift «Junge Garde».
1945 Die Jugendgruppe ersteht wieder mit eigenem Vorstand.
1946 An der Generalversammlung wird endlos diskutiert, ob sich die Naturfreunde auch politisch betätigen sollen.
1947 Die Generalversammlung wird erstmals von zwei Samichläusen besucht.
1948 Der Jahresbeitrag beträgt neu 13 Franken; er kann in zwei Raten bezahlt werden.
1949 Die Entschädigung des gesamten Vorstandes wird grosszügig auf jährlich 50 Franken erhöht.
1951 Gründung eines Mandolinenorchesters.
1952 Eröffnung eines Postcheckkontos für die finanziellen Belange der Ortsgruppe. Wegen zu vielem Politisieren treten rund 50 Mitglieder aus dem Verein aus.
1953 Die Landesdelegiertenversammlung streicht in den Landesstatuten die Bezeichnungen «sozialistisch».
1956 Gemäss Schreiben der Landesleitung sind Mitglieder der Kommunistischen Partei oder deren Sympathisanten aus den Naturfreunde-Sektionen auszuschliessen.
1957 Die Verhandlungen der Monatsversammlung vom 29. Oktober werden, erstmals, auf Tonband aufgezeichnet.
1958 Auf die neu eingeführte monatliche Singstunde muss mangels Beteiligung noch im gleichen Jahr wieder verzichtet werden.
1959 Abschluss einer Haftpflichtversicherung für Tourenleiter.
1960 Das reformierte Pfarramt teilt mit, für kinderlehrpflichtige Schüler würden Entschuldigungen wegen Sonntagsausflügen nicht mehr akzeptiert.
1962 Im Verein herrscht ein larger Betrieb. Als Aktuar amtet ein Nichtmitglied, die Protokolle sind nichtssagend.
1965 Da seit Februar 1915 eigene Protokollbücher über die Treffen der Wädenswiler Naturfreunde geführt werden, feiert man bereits in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen, obwohl die offizielle Gründung erst 1917 erfolgte.
1968 Den Vorstandsmitgliedern soll neu der Jahresbeitrag erlassen werden.
1970 Wieder einmal wird eine freiwillige Reisekasse eingeführt.
1971 Die Papiersammlung bringt der Vereinskasse einen willkommenen Zustupf.
1974 Der Verein schafft eine Schreibmaschine an.
1975 Die Vereinsversammlungen sollen fortan nur noch quartalsweise durchgeführt werden.
1976 Ein Mitglied der SP Wädenswil fordert in einem Schreiben, dass die Naturfreunde anstelle eines geplanten Blustbummels geschlossen an der 1.-Mai-Kundgebung teilnehmen sollen. Der Vorstand stellt den Entscheid jedem Mitglied frei.
1978 Interne Differenzen bewegen verschiedene Naturfreunde zum Austritt aus dem Verein, dessen Bestand auf 87 Mitglieder sinkt.
1979 Der Verein organisiert eine kontradiktorische Veranstaltung zum Thema «Waffenplatz Rothenthurrn». Die Naturfreunde beteiligen sich mit einer Wanderung erstmals am Ferienpass Wädenswil.
1982 Jeden Donnerstag trifft man sich neuerdings auf dem Vita-Parcours. Es werden einheitliche T-Shirts mit dem Aufdruck der Sektion bestellt.
1983 Für die Vereinskorrespondenz wird ein Postfach eröffnet.
1984 Informations-Nachmittag zum Thema «Waldsterben». Längere Diskussionen darüber, ob für die verschiedenen Touren die Bahn oder Autos benützt werden sollen.
1987 Wanderwoche im Naturfreundehaus «Cristolais» im Engadin. Mitglieder der Sektion schliessen sich zu einer Fotogruppe zusammen.
1988 Bisher mussten beim Kassier bezogene Beitragsmarken in den Mitgliederausweis geklebt werden. Neu gilt der quittierte Abschnitt des Einzahlungsscheins als Mitgliederausweis.
1989 Im April erscheint die erste Nummer der monatlich herausgegebenen «Vereinsposcht».
1991 Erstmals werden die «Naturfreunde Wädenswil-Richterswil» von einer Frau präsidiert. Die Sektion zählt 130 Mitglieder.
1992 Die Sektion Wädenswil-Richterswil feiert am 23. Mai im Mehrzweckgebäude Samstagern das 75-Jahr-Jubiläum.

Über dem Silvaplanersee. Tour der Naturfreunde Wädenswil-Richterswil im Jubiläumsjahr 1992.

Die Präsidenten

1917–1918 Hans Schmied
1918–1920 Emil Vollrath sen.
1920–1921 Hensler
1921–1922 Emil Vollrath sen.
1922–1926 Narziss Schmid
1926–1929 Alfred Nicolai
1929–1933 Ernst Huber
1933–1934 Otto Gasser
1934–1937 Hans Tanner
1937–1938 Ernst Suter
1938–1941 Jakob Strickler
1941–1943 E. Steinmann
1943–1947 Ernst Suter
1947–1952 Hans Tanner
1952–1957 Josef Willi
1957–1961 Hans Kinkel
1961–1963 Emil Stocker
1963–1973 August Ebi
1973–1975 Ueli Gautschi
1975–1976 Edy Marbot
1976–1978 Walter Roth
1978–1991 Jürg Frei
seit 1991 Ursula Keller
(Nach der Festschrift «75 Jahre Naturfreunde Wädenswil-Richterswil, 1917 bis 1992» von Karl Zeller und Jürg Frei.)
 




Peter Ziegler