75 Jahre Krankenkasse Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2006 von Peter Ziegler

DIE GRÜNDUNG

Im Jahre 1930 führte die Gemeinde Wädenswil ein Obligatorium der Krankenversicherung ein. Einwohnerinnen und Einwohner aus wirtschaftlich schwächeren Verhältnissen mussten obligatorisch einer Krankenkasse angehören und bekamen dadurch finanzielle Unterstützung der Öffentlichkeit. Die Landwirte Jakob Vetterli, Lange Stege, und Heinrich Brändli im Oberen Leihof waren der Ansicht, dass für die bäuerliche Bevölkerung eine eigene Krankenkasse gegründet werden sollte. Der Landwirtschaftliche Verein griff die Idee auf, und an seiner Generalversammlung vom 22. März 1931 wurde die «Krankenkasse des Landwirtschaftlichen Vereins Wädenswil» gegründet. Gemäss den an diesem Tag genehmigten Statuten nahm die konfessionell neutrale Krankenkasse in Wädenswil wohnhafte Personen ab dem vollendeten ersten bis zum fünfzigsten Lebensjahr auf. Der Vorstand sollte aus fünf Mitgliedern bestehen. Das Präsidium der Krankenkasse musste der jeweilige Präsident des Landwirtschaftlichen Vereins innehaben. Der Vorstand des Landwirtschaftlichen Vereins ernannte den Aktuar; die Generalversammlung der Kasse wählte den Quästor und den Beisitzer. Gemäss Beschluss der Gründungsversammlung wurde den Mitgliedern freie Arztwahl zugestanden.

Jakob Vetterli, Gründungsmitglied und Vizepräsident der Krankenkasse Wädenswil


Am 8. April 1931 konstituierte sich im Restaurant Gerenau der erste Vorstand:
   
Präsident  Heinrich Hofmann, Zopf
Vizepräsident Jakob Vetterli, Lange Stege
Aktuar Heinrich Brändli, Oberer Leihof
Protokollführer    Karl Zollinger, Seegut
Quästor E. Bärtschi, zur Palme
 

ERSTE SCHRITTE

Mit Zirkular und persönlicher Werbung wurde die landwirtschaftliche Bevölkerung zum Eintritt in die neue Krankenkasse eingeladen. Bereits Ende Mai lagen viele Anmeldungen vor, und der Vorstand beschloss, die Kasse auf 1. Juni 1931 zu eröffnen. Gemeinde und Kanton hatten die neue Kasse unter der Bedingung anerkannt, dass sie auch vom Bundesamt für Sozialversicherung bewilligt werde. Dieses verlangte jedoch Anfang Juni einige Änderungen in den Statuten, so dass die Tätigkeit erst am 1. September 1931 aufgenommen werden konnte.
In der Zwischenzeit wählte der Vorstand Krankenbesucher für
Stocken: Reinhold Hottinger, Dächenwis
Langrüti: Hans Stocker, Gisenrüti
Dorf: E. Bertschi zur Palme
Ort: Karl Zollinger, Seegut
sowie Frau Nationalrat Rellstab als Krankenbesucherin.

Im Jahre 1931 – als das Kilo Halbweissbrot 41 Rappen kostete – erhob man pro Monat folgende Mitgliederbeiträge:
1-14 Jahre    1 bis 2 Kinder Fr. 1.10
  mehr als 2 Kinder     Fr. 0.90
15-20 Jahre   Fr. 1.65
21-30 Jahre   Fr. 2.00
31-40 Jahre   Fr. 2.30
41-50 Jahre   Fr. 2.60

Am Sonntag, 3. April 1932, fand im Restaurant Neubüel die erste Generalversammlung statt. Die Anwesenden genehmigten die angepassten Statuten und übertrugen dem Vorstand die Kompetenz, die Mitgliederbeiträge festzusetzen. Befriedigt nahmen sie zur Kenntnis, dass die Rechnung mit einem Vorschlag von Fr. 3299.58 abschloss, sodass Fr. 3000.- in den Reservefonds eingelegt werden konnten.
 

DIE KASSE IN DEN 1930ER JAHREN

Die Krankenkasse des Landwirtschaftlichen Vereins Wädenswil entsprach offensichtlich einem Bedürfnis. Mitte 1932 zählte sie bereits 619 Versicherte, davon hundert Freiwillige. Ende 1935 lag die Mitgliederzahl bei 667, Ende 1936 bei 704. Aufgenommen wurden Personen, die in einem Umkreis von 10 Kilometern von Wädenswil Wohnsitz hatten.
Für den Vorstand, der seine anfänglich zwölf Sitzungen pro Jahr abwechselnd in den Wädenswiler Wirtschaften Gerenau, Schwanen, Rosenegg, Eichmühle, Meilenbach, Du Lac, Engel, Neubühl, Hirschen, Eintracht, Schönegg, Schmiedstube, Restaurant Bahnhof Au und Feld abhielt, brachten die angewachsene Mitgliederzahl und einige Neuerungen ein gerüttelt Mass an Arbeit. Zwar hatte der Quästor für die Überweisung der Mitgliederbeiträge den Postcheck eingeführt. Aber viele Mitglieder gaben darauf die Kontrollnummer nicht an, was zusätzlichen Aufwand bedingte. Administrativ ersetzte man die Mitgliederbüchlein durch Doppelkarten, und 1934 schaffte man für den Quästor – von 1932 bis 1938 war dies Albert Blickenstorfer, Bachgaden, – eine Schreibmaschine an.
Auf 1. April 1933 wurde das Angebot um eine freiwillige Unfallversicherung erweitert. Gute Rechnungsabschlüsse, die das Reinvermögen anwachsen liessen und Einlagen in einen 1932 geäufneten separaten Hilfsfonds ermöglichten, erlaubten es, grosszügig Leistungen auszurichten. Mitglieder, welche die Leistungen der Kasse während eines Jahres nicht beanspruchten, erhielten einen Monatsbeitrag vergütet. Wer die Rekrutenschule besuchte, hatte während dieser Zeit keine Beiträge zu bezahlen. Seit 1934 übernahm die Kasse auch die Kosten für das Zahnziehen.
Andererseits erwartete man von den Mitgliedern Eigenleistungen: Auf Ende Oktober 1933 wurde ein Selbstbehalt von 15 Prozent eingeführt, der 1936 auf 10 Prozent gesenkt werden konnte. Er galt bei Krankheiten bis zu 60 Tagen, wenn die Rechnung 50 Franken nicht überstieg. Als weitere Sparmassnahme erhob man seit 1. Januar 1935 für den Bezug jedes Krankenscheins eine Gebühr von zwei Franken. Damit war die Generalversammlung allerdings nicht einverstanden, machte den Beschluss angesichts der guten Finanzlage rückgängig und veranlasste den Vorstand, die bereits erhobenen Gebühren zurück zu erstatten.
Für Leistungen kam die Krankenkasse strikte nach Statuten auf. So vergütete sie keine Behandlungen beim Chiropraktiker. 1935 waren 285 Krankheitsfälle zu erledigen, 1938 deren 283. Ausgerichtet wurden Beiträge an Arzt- und Spitalrechnungen, an Röntgenaufnahmen und Massagen, ans Zahnziehen und an Kuraufenthalte in Baden, Heiden, Davos, Clavadel, Montana, Vitznau, Rheinfelden und Feusisgarten, im Ländli Unterägeri und im Bad Fideris.
In Dr. med. Emil Ochsner stand dem Vorstand seit 1932 ein Vertrauensarzt beratend zur Seite. Auf ihn folgte 1951 der Sohn Dr. med. Peter Ochsner und 1975 Dr. med. Karl Keel.

VERÄNDERUNGEN IN DEN 1940ER JAHREN

Das neue Jahrzehnt brachte Wechsel im Vorstand. 1940 trat Heinrich Hofmann, der Gründungspräsident der Krankenkasse, als Präsident des Landwirtschaftlichen Vereins zurück. Gemäss Statuten wurde sein Nachfolger, Emil Hottinger im Ödischwänd, auch Präsident der Krankenkasse. Albert Höhn, Frohbüel, der 1938 von Walter Blickenstorfer das Quästorat übernommen hatte, gab sein Amt 1941 ab und überliess es wieder seinem Vorgänger. Das Aktuariat ging 1946 von Heinrich Brändli an Heinrich Aeppli über. 1948 starb Emil Hottinger. Neuer Präsident wurde Hans Bossert im Büelenebnet.
An der Generalversammlung vom 17. Januar 1942 blickte Präsident Hottinger auf zehn erfolgreiche Jahre zurück. Mit einem Reinvermögen von Fr. 39 251.95 und Fr. 15 029.30 im Hilfsfonds war die finanzielle Basis gesichert. Bedenkenlos konnten also an der Jubiläums-Generalversammlung die Konsumationsspesen übernommen werden. «Es wird nur bedauert», hielt der Protokollführer fest, «dass dieser Beschluss erst am Ende der Versammlung bekannt gegeben wurde, da bei vorheriger Bekanntgabe der Durst vielleicht grösser gewesen wäre».
Die grössere Beanspruchung der Kasse durch die Mitglieder und neue Aufgaben bedingten administrative Verbesserungen. Noch immer hatte der Quästor sein Büro in der Privatwohnung. 1942 erhielt er aber einen Aktenschrank, und man richtete ihm einen Telefonanschluss ein. Für 600 Franken wurde auch eine neue Schreibmaschine angeschafft. Die alte überliess man dem Landwirtschaftlichen Verein, allerdings mit der Bedingung, «dass bei einer eventuellen Beanspruchung durch die Krankenkasse diese der Krankenkasse wieder zur Verfügung gestellt wird».
Per Ende 1942 zählte die Krankenkasse 747 Mitglieder, nämlich 291 Männer, 259 Frauen und 197 Kinder. Im Sommer 1947 wurde die Grenze von 900 überschritten. Die Generalversammlungen fanden in der Regel im Anschluss an eine Versammlung der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei oder des Landwirtschaftlichen Vereins statt. Auf Kosten der Kasse servierte man ein Schüblingbankett, was ab 1946 Tradition wurde.
Zwischen 1941 und 1949 stieg das Vermögen von Fr. 39 251.95 auf Fr. 45 811.05 an. Dies erlaubte es, die Vorstandsentschädigungen zu erhöhen und dem Quästor Walter Blickenstorfer 1945 ein Darlehen zum Ankauf der Liegenschaft Schönenbergstrasse 52 zu gewähren. Jährlich konnten auch grössere Einlagen in den Hilfsfonds getätigt werden. Daraus wurden Leistungen ausgerichtet, die nicht in den Statuten vorgesehen waren oder Fortzahlungen übernommen, wenn die statutarischen Leistungen erschöpft waren. Auch an Tuberkulose erkrankte Mitglieder erhielten Beiträge aus dem Hilfsfonds, den man 1932 mit einem Geschenk der Sparkasse Wädenswil geäufnet hatte.

PROBLEME IN DEN 1950ER JAHREN

Im Jahre 1949 stellte der Vorstand fest, dass Zahnbehandlungen die Krankenkasse finanziell stark belasteten. Die Generalversammlung vom 1. Februar 1950 hob daher die seit 1943 gewährte Leistung an Zahnbehandlungskosten auf. Bereits ab Neujahr galten erhöhte Ansätze der Monatsprämien:

Obligatorisch Versicherte    
bis 14 Jahre    bisher Fr. 0.70,     neu Fr. 0.90
15-20 Jahre bisher Fr. 1.45, neu Fr. 1.70
21-30 Jahre bisher Fr. 1.55, neu Fr. 1.80
über 30 Jahre bisher Fr. 1.70, neu Fr. 2.00
     
Freiwillig Versicherte          
bis 14 Jahre    bisher Fr. 1.30,     neu Fr. 1.50
15-30 Jahre bisher Fr. 2.05, neu Fr. 2.30
über 30 Jahre bisher Fr. 2.30, neu Fr. 2.60

Die Jahresrechnung 1950 musste einen Rückschlag ausweisen. Die Generalversammlung 1951 erhöhte daher den Selbstbehalt von 10 Prozent auf 20 Prozent. Angehobene Arzttarife und vermehrte Krankheitsfälle führten auch 1951 zu einem Defizit. Als Gegenmassnahme wurden die Monatsprämien für Kinder um 40 Rappen, jene der Erwachsenen um 50 Rappen angehoben. Mit hohen Medikamentenpreisen und vielen Konsultationen rechtfertigte der Vorstand das Defizit des Jahres 1952. Er verzichtete darauf, die Mitgliederbeiträge zu erhöhen, ermahnte aber die Mitglieder ernsthaft, «nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt zu gehen». In den folgenden Jahren bewegte sich das Vermögen zunächst um 75 000 Franken, dann stieg es bis Ende 1959 auf Fr. 105 768.70 an. So konnte man 1957 die Spitalzusatzversicherung einführen – mit einem Prämientarif bis 10 Franken pro Monat, je nach Alter – und 1959 dem Landwirtschaftlichen Verein ein zu drei Prozent verzinsbares Darlehen gewähren.
1953 verlangte das Bundesamt in Bern, dass die Krankenkasse des Landwirtschaftlichen Vereins Wädenswil die doppelte Buchhaltung einführe, was die Anschaffung einer Schreib-Buchungsmaschine nach sich zog. Zudem forderten die Revisoren, dass Präsident und Aktuar künftig nicht nur vom Landwirtschaftlichen Verein, sondern auch von der Generalversammlung der Krankenkasse zu wählen seien. Solche Änderungen sowie die Einführung der Tuberkulose-Rückversicherung und einer Fremdarbeiterversicherung für Hilfskräfte auf den Bauernbetrieben bewirkten eine Totalrevision der Statuten. Die Ausserordentliche Generalversammlung vom 11. November 1954 stimmte dieser zu, beschloss den Beitritt zum Rückversicherungsverband der Schweizerischen Krankenkassen und genehmigte die Reglemente über die Tuberkuloseversicherung, die Kinderlähmungsversicherung, die Fremdarbeiterversicherung und über den Hilfsfonds.
Im Vorstand ergaben sich in den 1950er Jahren nur wenig Änderungen. An Weihnachten 1954 starb das Gründungsmitglied Jakob Vetterli. Er war Vizepräsident gewesen und hatte die Krankenscheine ausgegeben. Diese Aufgabe übernahm hierauf seine Tochter Elsbeth Vetterli, die erste Frau im Vorstand.
 

DIE SECHZIGER JAHRE

Mit 1135 Mitgliedern startete die Krankenkasse des Landwirtschaftlichen Vereins Wädenswil ins neue Jahrzehnt. Und zugleich gab es eine Neuerung: Krankenscheine konnten jetzt per Telefon bestellt werden. Im Vorstand kam es bereits 1961 zu ersten Veränderungen. Wegen Verheiratung trat Elsbeth Vetterli aus, und auch Karl Zollinger, der seit der Gründung im Jahre 1931 das Protokoll geführt hatte, trat zurück. Nachfolger wurde Werner Brändli im Oberort, auch Vorstandsmitglied des Landwirtschaftlichen Vereins.
Das auf Bundesebene erlassene Kranken- und Unfallversicherungsgesetz von 1965 bedingte abermals eine Statutenänderung. Neu erhielt die Krankenkasse Subventionen von Bund und Kanton und von der Gemeinde Wädenswil. Die Ausserordentliche Generalversammlung vom 20. Dezember 1965, welche die neuen Statuten genehmigte, fasste noch weitere Beschlüsse: Da nur noch wenige italienische Fremdarbeiter in der Gemeinde lebten, sollte die Fremdarbeiterversicherung aufgehoben werden. Auf die Krankenscheingebühr, die man seit 1954 erhoben hatte, wurde ab 1966 verzichtet. Der Beitritt zur Kasse war neu ab Geburt und bis zum 55. Altersjahr möglich.
Auch hinsichtlich der Organisation brachten die Statuten, die am 1. Januar 1966 in Kraft traten, Neuerungen. Die Verbindung zum Landwirtschaftlichen Verein wurde aufgegeben; der Präsident musste nicht mehr in Personalunion amten. Artikel 78 bestimmte sodann, der Vorstand könne einen Teil der Geschäftsführung einem Verwalter übertragen, der nicht Mitglied der Kasse sein müsse. Denn bei nunmehr 1300 Versicherten stiess die Belastung der Vorstandsmitglieder an Grenzen.
An der Generalversammlung 1968 wurden die Statuten erneut revidiert. Festgeschrieben waren jetzt ein Selbstbehalt von zehn Prozent sowie eine Franchise von fünf Franken bei jedem Krankheitsfall.

NEUERUNGEN ZWISCHEN 1970 UND 1980

Die Generalversammlung 1970 stimmte einer weiteren Statutenrevision zu und genehmigte das Reglement der neu eingeführten Spitalbehandlungskosten-Versicherung. Auf Krankenbesuche, wie sie seit 1932 üblich waren, wurde fortan verzichtet. Die Krankenkasse war auf gutem Kurs. Zufrieden konnte der Präsident Hans Bossert an der 40. Generalversammlung feststellen: «Es hat sich gelohnt, dass man 1931 eine eigene Krankenkasse gründete. Jedes Mitglied profitiert vom ansehnlichen Kassenvermögen, von den guten Leistungen der Kasse und von den günstigen Prämien.» Erhöhte Sicherheit gab 1971 der Beitritt zum Rückversicherungsverband, der Ausgleichs-Rückversicherung für Krankenkassen.
1971 wurde Walter Blickenstorfer Chef des Wädenswiler Steueramtes. Dies zwang ihn zum Rücktritt als Quästor der Krankenkasse; er gehörte aber noch bis 1980 dem Vorstand an. Als neuer Kassier stellte sich Hans Härter zur Verfügung; das Büro verblieb bis 1978 im Hause Blickenstorfer an der Schönenbergstrasse 52 und wurde dann zu Hans Härter verlegt. An der Generalversammlung 1972 trat auch Vizepräsident Karl Zollinger zurück. Sein Sohn Karl Zollinger-Waldmeier rückte nach, und Präsident Hans Bossert wurde im Amt bestätigt. 1979 trat Ueli Rusterholz, Mugern, neu in den Vorstand ein.
Dank Subventionen von Bund und Kanton in der Höhe von 122 000 Franken schloss die Rechnung 1972 bei Fr. 304 509.40 Einnahmen und Fr. 291 387.25 Ausgaben mit einem Gewinn von Fr. 13 122.15 ab. Damit die Kasse im Gleichgewicht blieb, war aber eine Prämienerhöhung auf 1. Januar 1975 unausweichlich. Als Problem erwiesen sich vor allem die 160 Mitglieder, die ausserhalb des Kantons Zürich wohnten. Denn für sie richtete der Kanton keine Beiträge aus. Und ab 1976 kürzten Bund und Kanton die Subventionen um zehn Prozent.
Um die Administration zu vereinfachen, ging man in den Siebzigerjahren vom monatlichen zum vierteljährlichen Prämieninkasso über.

EIGENES BÜRO UND NEUER NAME: DIE 80ER JAHRE

Prämienerhöhungen und Statutenrevisionen prägten auch die 1980er Jahre. Und es gab einen Höhepunkt: das 50-Jahr-Jubiläum, gefeiert an der Generalversammlung vom 24. April 1981 im Restaurant Neubüel. Hans Bossert, seit 44 Jahren im Vorstand und 33 Jahre Präsident, blickte in seiner Rede auf die Gründungszeit zurück und würdigte das langjährige Engagement übriger Vorstandsmitglieder: Walter Blickenstorfer 42 Jahre Kassier, Heinrich Aeppli 42 Jahre Aktuar, Werner Brändli 20 Jahre Protokollführer. Gleichzeitig trat Hans Bossert zurück und übergab die Leitung dem Vizepräsidenten Karl Zollinger-Waldmeier. Werner Hauser zeigte anschliessend Lichtbilder von Wädenswil und Umgebung. Als Menü kamen heisser Beinschinken, Kartoffelsalat, Dessert und Kaffee auf den Tisch.
Bei der Krankenkasse des Landwirtschaftlichen Vereins Wädenswil war man sich gewohnt, mit den Finanzen haushälterisch umzugehen. Mit lediglich 4,4 Prozent der Gesamtausgaben waren auch die Verwaltungskosten tief. Steigender administrativer Aufwand nötigte aber bald zu neuen Massnahmen. Um den Kassier zu entlasten, übertrug man den Zahlungsverkehr für Rückerstattungen der Arztrechnungen und den Prämiensektor per 1. Januar 1984 dem Rechnungscenter RESO, einer selbständigen Abteilung des Konkordates Schweizerischer Krankenkassen.
Nach der Generalversammlung 1984 konstituierte sich der Vorstand neu. Karl Zollinger übernahm das Präsidium, Ueli Rusterholz wurde Vizepräsident, Hedi Hitz Protokollführerin, die 1983 gewählte Ruth Joss Sekretärin; Hans Härter amtete weiterhin als Quästor. 1985 löste Walter Brändli, Ödischwänd, Heinrich Aeppli als Beisitzer ab. Im gleichen Jahr erklärte Hans Herter den Rücktritt, da er in Wädenswil zum Stadtammann gewählt worden war. 1987 übergab Karl Zollinger das Präsidium an Ueli Rusterholz. Walter Brändli rückte als Vizepräsident nach, und Trudi Kägi-Hottinger, Apfelmatte, trat neu in den Vorstand ein.
Zu Beginn der 1980er Jahre musste der Vorstand erkennen, dass die rund 1300 Mitglieder nicht mehr im Nebenamt betreut werden konnten. Auskunft, Information, Rechnungskontrolle, Krankenscheinausgabe und Büroarbeiten sollten einer Halbtagsangestellten übertragen werden. Ab 1. Dezember 1984 übernahm Frau Krucker, von 1986 bis 1990 auch Vorstandsmitglied, diese Aufgabe. Sie bezog Büroräume im Haus Freieck an der Zugerstrasse 43 und arbeitete dort an fünf Vormittagen von 8 bis 12 Uhr. 1986, nach dem Rücktritt von Frau Krucker, waren im Büro der Krankenkasse zwei Teilzeitangestellte im Einsatz: Margrit Flückiger und Marlen Achermann-Marbot. Am 1. November 1988 übernahm Felix Waldmeier als Krankenkassen-Sekretär das Büro, das er ab 1990 als Geschäftsführer betreute.

Im Haus Freieck an der Zugerstrasse 43 befand sich von 1984 bis 1991 das Büro der Krankenkasse Wädenswil.

An der Generalversammlung 1985 war zu vernehmen, dass das Durchschnittsalter der männlichen Mitglieder bei 35,2 Jahren lag, jenes der weiblichen bei 38,2 Jahren. Das Vermögen stieg in jenem Jahr auf Fr. 699 983.80 an. Neu wurde den Mitgliedern eine Zusatzversicherung für Unfall-Tod und Unfall-Invalidität angeboten. Dafür gab man die IV-Rentner- und Tuberkulose-Rückversicherung per Ende 1989 auf. Trotz Verwaltungskosten von nur 5,7 Prozent schlossen die Rechnungen 1985 und 1986 mit Defiziten ab. Alle Mitglieder ab 21 Jahren hatten daher einen Sonderbeitrag von 120 Franken zu bezahlen, und 1987 war eine massive Prämienerhöhung unumgänglich. Die Reserve lag aber immer noch bei 59,4 Prozent; vorgeschrieben waren 48 Prozent.
Die Krankenkasse des Landwirtschaftlichen Vereins Wädenswil war längst nicht mehr nur für die bäuerliche Bevölkerung bestimmt. Der alte Name täuschte daher. Die Statutenrevision von 1989 gab Gelegenheit zum Wechsel auf «Krankenkasse Wädenswil».

«KRANKENKASSE WÄDENSWIL»

Als Kleinkasse trat die weiterhin als Verein konstituierte «Krankenkasse Wädenswil», wie sie nun hiess, in die 1990er Jahre ein. Gemäss besonderen Reglementen führte sie folgende Versicherungsabteilungen: Krankenpflege-Grundversicherung; Zusatzversicherung für erweiterte Behandlungskosten; KOMBI halbprivat und privat mit Gültigkeit in der ganzen Schweiz; Krankengeldversicherung. Seit 1. Januar 1991 galten für Mann und Frau gleich hohe Prämien. Mitte 1991 gab man das Büro an der Zugerstrasse auf.
Da Felix Waldmeier auch als Geschäftsführer der Molkereigenossenschaft Wädenswil/Horgen amtete, konnte die Krankenkasse ein Büro im Molkereigebäude Schönenbergstrasse 28 beziehen. Dort befindet sich der Geschäftssitz in seit 2003 vergrösserten Räumlichkeiten noch immer.Früher hatten gewählte Revisoren die Jahresrechnung überprüft. Dann verlangte das Bundesamt für Sozialversicherung in Bern, wirksam ab 1992, eine externe und neutrale Kontrollstelle. Die Wahl des Vorstandes fiel auf die Treuhand- und Revisionsgesellschaft in Zürich.
Seit Inkrafttreten des neuen Krankenversicherungsgesetzes (1996) musste sich die Krankenkasse Wädenswil für jedermann öffnen. Dies führte zu grossem Wachstum. Ende 1994 zählte man 1394 Mitglieder, im März 1997 bereits 1579, im Herbst 2000 deren 2000. Damit überstieg das Prämienvolumen bereits vier Millionen. Dann verlief der Zuwachs sprunghaft: Ende 2003 gehörten der Kasse rund 6050 Mitglieder an, Ende 2004 bereits 6700 und im Herbst 2006 nach Austritten noch rund 5200 Personen. Nach der Statutenänderung von 2004 konnte die Krankenkasse Wädenswil ihren Tätigkeitsbereich – der sich vorher über die ganze Schweiz erstreckt hatte – auf die umliegenden Kantone Zürich, Aargau, Zug und Schwyz beschränken, wo 98 Prozent der Versicherten wohnten.

Felix Waldmeier, Geschäftsführer der Krankenkasse Wädenswil.

Im Vorstand kam es auch in den 1990er Jahren zu Veränderungen. 1992 trat Walter Brändli zurück, und nach Neuwahlen von Maria Höhn-Baschnagel und Karl Blickenstorfer konstituierte sich der Vorstand wie folgt:
   
Präsident  Ueli Rusterholz
Vizepräsident Karl Blickensdorfer
Protokollführerin        Hedi Hitz
Beisitzerinnen Marlen Achermann (Finanzen)
  Trudi Kägi (Sekretariat)
  Maria Höhn-Baschnagel
Geschäftsführer           Felix Waldmeider
 
1997 lösten Paul Huggel und Walter Nievergelt als Beisitzer die zurückgetretenen Vorstandsmitglieder Trudi Kägi und Marlen Achermann ab.
Kostenbewusste Mitglieder und schlanke, effiziente Verwaltung halfen der Krankenkasse Wädenswil zu erfolgreichen Geschäftsergebnissen. Es gelang, solide Reserven anzulegen und die nötigen Rückstellungen zu bilden. So konnte man sich punkto günstiger Prämien weiterhin im Spitzenfeld bewegen. Dennoch prüfte der Vorstand 1994 eine eventuelle Fusion mit einer anderen Krankenkasse, um langfristiges Überleben sichern zu können. Er entschied sich dann, selbständig zu bleiben, aber ab 1995 auf Verwaltungsebene mit der Kranken- und Unfallkasse Sanitas in Zürich zusammenzuarbeiten. Als Sanitas auf 1. Januar 1997 eine Fusion wünschte, schloss die Krankenkasse Wädenswil für diese Dienstleistungen einen Vertrag mit der Mutuel-Gruppe ab.

STIFTUNG KRANKENKASSE WÄDENSWIL

Im Januar 2003 beschloss der Vorstand einstimmig, die Krankenkasse Wädenswil vom bisherigen Verein in eine Stiftung umzuwandeln, was unter anderem schnellere Entscheidungswege ermöglichen sollte. Die Generalversammlung vom 25. Juni 2003 gab hiezu grünes Licht. Am 12. Februar 2004 hielt der Stiftungsrat, der sich aus den bisherigen Vorstandsmitgliedern zusammensetzte, die erste Sitzung ab.
Im Herbst 2004 traten Ernst Brupbacher, Wädenswil, und Heinrich Schärer, Euthal, in den Stiftungsrat ein. Im Frühling 2005 verabschiedete sich der langjährige Präsident Ueli Rusterholz von diesem Gremium. 2006 erklärte Paul Huggel den Rücktritt.







Ernst Brupbacher, Präsident der Stiftung Krankenkasse Wädenswil.


Seither setzt sich der Stiftungsrat der Krankenkasse Wädenswil wie folgt zusammen:
   
Präsident Ernst Brupbacher
Vizepräsident Karl Blickenstorfer
Aktuar Heinrich Schärer
Beisitzer Maria Höhn
  Walter Nievergelt
  Peter Schwarzenbach
Geschäftsführer          Felix Waldmeier
 

BESUCH IM CIRCUS KNIE

Am 12. Mai 2006 feierte die Krankenkasse Wädenswil das 75-Jahr-Jubiläum. Der Stiftungsrat lud seine Mitglieder samt Familienangehörigen mit einem Rabatt von 75 Prozent auf die Eintrittskarte zu einer Sondervorstellung des Circus Knie nach Zürich ein. Und die Mitglieder füllten das grosse Zelt, genossen die artistischen Darbietungen und die Gastronomie der Familie Wipf. Der würdige Jubiläumsanlass wird noch lange in Erinnerung bleiben. Beim Stiftungsrat, dem Geschäftsführer und seinem Mitarbeiterteam aber ist längst wieder der Alltag eingekehrt, geprägt von vielseitigem Einsatz zu Gunsten der Versicherten.

Die Krankenkasse Wädenswil lädt zum Jubiläum des 75-jährigen Bestehens zur Sondervorstellung in den Circus Knie ein.

2 200 Personen, meist aus Wädenswil, füllen das grosse Zelt des Circus Knie.

Anregende Pausengespräche.




Peter Ziegler