Rücktritt von Prof. R. Fritzsche als Direktor der Forschungsanstalt Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1984 von Peter Ziegler
 
Ende September 1984 ist Professor Robert Fritzsche, Direktor der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wädenswil, nach über 40 Jahren Tätigkeit in den Ruhestand getreten.
Der 1919 in Schanghai geborenen Robert Fritzsche wuchs am Zürichsee auf und begann 1940 das Studium an der Abteilung Landwirtschaft der ETH Zürich. Nach dessen Abschluss trat er in die damalige Eidgenössische Versuchsanstalt Wädenswil ein. Unter der Leitung ihres Direktors, Professor Fritz Kobel, bot sich ihm Gelegenheit, eine Dissertation zu schreiben über das Thema «Untersuchungen über die Jugendformen des Apfel- und Birnbaums und ihre Konsequenzen für die Unterlagen- und Sortenzüchtung».
Nach sechs Jahren erfolgreicher Forschertätigkeit auf dem Gebiet der Obstbauphysiologie und -züchtung wurde R. Fritzsche 1950 mit der Leitung der Sektion Obstbau betraut. Die 1961 erfolgte Wahl zum Direktor der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wädenswil bedeutete einen weiteren Marchstein in der von Erfolg gekrönten wissenschaftlichen Laufbahn. Robert Fritzsche verstand es, als kompetenter, pflichtbewusster und grosszügiger Chef das Ansehen der traditionsreichen Forschungsanstalt im In- und Ausland zu wahren und weiter zu festigen. Mit der ihm eigenen Kontaktfreudigkeit gelang es ihm, gute Beziehungen herzustellen zur landwirtschaftlichen Praxis, zu Verbänden und Organisationen, zu Fachgremien und Hochschulen, zu Behörden, Handel und Konsumenten. 1972 würdigte der Bundesrat Direktor Fritzsches Einsatz als Dozent (Vorlesungen: «Einführung in die Intensivkulturen», «Obstproduktion und Tafelobstverwertung“) mit der Verleihung des Titels eines Professors der ETH.
Während der Amtszeit von R. Fritzsche herrschte an der Forschungsanstalt eine rege Bautätigkeit. Sichtbare Zeugen des Ausbaus sind unter anderem die neuen Gewächs- und Kühlhäuser, zwei neue Labor- und ein Garagegebäude sowie die Restaurierung der historischen Schlossanlage. Mit dem Erwerb der Versuchsbetriebe Sandhof Wädenswil, Güttingen TG und Seemühle Walenstadt konnte die praktische Versuchstätigkeit weiter intensiviert werden.
Trotz aller Belastung fand R. Fritzsche immer wieder Zeit zum Publizieren. Er verfasste unter anderem gegen 200 Fachartikel, ein Standardwerk und Lehrbuch über Obstbau sowie die Biographie über seinen Grossvater, Hermann Müller-Thurgau, den Gründer und ersten Direktor der Forschungsanstalt Wädenswil.
Für seine Tätigkeit zum Wohle der Landwirtschaft und der Forschungsanstalt gebührt Direktor Fritzsche herzlicher Dank. In den Dank eingeschlossen sei auch Frau Hanny Fritzsche, die als Gattin eines erfolgreichen Forschers oftmals Entbehrungen hinnehmen musste, aber durch ihr Verständnis zweifellos wesentliches zu seinem Wirken beigetragen hat. Die besten Wünsche für Gesundheit und Freude an der Freizeit begleiten Robert Fritzsche in den wohlverdienten Ruhestand.

Prof. Robert Fritzsche, von 1961 bis 1984 Direktor der Forschungsanstalt Wädenswil.




Peter Ziegler