Von der Druckerei A. Stutz zur Stutz Druck AG

Quelle: «Gedruckt in Wädenswil - Eine Metamophose», 2017 von Peter Ziegler

Anna und Adolf Stutz-Spühler.

1883 zog der Buchdrucker Adolf Stutz (1854–1938), der sich im Jahr zuvor mit Anna Spühler (1854–1936) verheiratete hatte, von Liestal nach Wädenswil. Hier fand sich bei Goldschmied Hess an der Seestrasse beim Zentral eine Dachwohnung und dicht dahinter, im Hause des Schuhmachers Bürgi (heute Zugerstrasse 3) eine Werkstatt, wo Adolf Stutz am 15. Juni 1883 mit Kapital der Schwiegermutter eine Druckerei eröffnete. Mit Satz- und Druckproben warb der Drucker für seine neue eröffnete Offizin. Von Anfang an wurde die Buchdruckerei Stutz zum Hoflieferanten der Seidenstoffweberei Gessner, was eine gute Referenz bedeutete.
Im kleinen Haus rechts wurde 1883 die Druckerei A. Stutz eröffnet.

Fünf Monate nach der Gründung des Unternehmens erschien am Samstag, dem 24. November 1883, die erste Nummer der liberalen Zeitung «Nachrichten vom Zürichsee», eines «Volksblattes für Politik, Handel und Landwirtschaft». Bis Neujahr 1884 wurde das Blatt, das am Mittwoch und am Samstag erschien, in vierhundert Exemplaren gratis in alle Seegemeinden verbreitet. Der Herausgeber war zugleich Redaktor und Verleger. Die diversen Schriftgrössen hatte er von der Giesserei Otto Weissert in Stuttgart gekauft.
In der Druckerei gab es emsig zu tun, und bald machte sich Platzmangel bemerkbar. Da bot sich am 19. August 1887 die Gelegenheit, vom Kanton Zürich das Haus zum Frieden (abgebrochen 1963) an der Seestrasse zu kaufen, wo Baumeister Blattmann ein Ladenlokal für eine Papeterie einbaute. 1895 wurde das dritte Kind, Adolf, geboren. Als Taufpatin anerbot sich die Freundin der Mutter, die Gattin des Seidenindustriellen Emil Gessner, Meta Gessner-Heusser.
Das Geschäft entwickelte sich erfreulich, so dass im Jahre 1900 die Räumlichkeiten im «Frieden» wiederum zu eng wurden. Daher liess Adolf Stutz einen Zinnenanbau erstellen. Dessen Sousterrain diente als Maschinensaal und das Hochparterre für die Setzerei. Der Maschinenpark bestand damals aus zwei Johannisberger Schnellpressen, einem Tiegel, einer Schneidemaschinen und einer Loch- und Ösenmaschine. Für den Antrieb der Maschinen sorgten ein Elektromotor von 1 PS und ein Wassermotor. Anna Stutz-Spühler führte die Geschäftsbuchhaltung und die Papeterie. 1902 wurde eine Setzmaschine (Typograph) angeschafft, die erste am linken Zürichsee-Ufer. Der «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee», der in dauernder Konkurrenz zu den «Nachrichten vom Zürichsee» stand, kommentierte die Neuanschaffung wie folgt: «Die Buchdruckerei Stutz hat nun auch einen ‚eisernen Kollegen‘ angeschafft, der die Gehilfen brotlos zu machen droht.»
1905 wurde ein Teil der benachbarten Diezingerschen Liegenschaft erworben und hier ein neues Druckereigebäude erstellt. Nun musste in zwei Häusern gearbeitet werden. 1910 stand das Haus zur Gerbe, das bis 1909 die Hut- und Mützenfabrik Felber beherbergt hatte, zum Verkauf. Adolf Stutz entschloss sich zum Erwerb der Liegenschaft. Im Frühsommer 1911 begann der Umbau, und Anfang November waren Druckerei, Laden für Papeterie und Buchhandlung sowie drei Wohnungen in der Gerbe vereint.
Von 1909 bis 1913 absolvierte der jüngste Sohn, Adolf, im elterlichen Geschäft eine vierjährige Setzlehre. Später studierte er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich und erwarb 1921 mit der Dissertation über «Das Schweizerische Buchdruckgewerbe» den Doktortitel.
Erste Nummer der «Nachrichten vom Zürichsee», 24. November 1883.

Haus zum Frieden. Firmensitz von 1887 bis 1911.

Nach einem längeren Aufenthalt in München kehrte er mit neuen Ideen ins elterliche Unternehmen zurück, um gemeinsam mit seiner Schwester Anna (1883–1950) die Geschäftsleitung zu übernehmen. Daneben wirkte er bis 1936 als Redaktor der im Verlag Stutz erscheinenden «Nachrichten vom Zürichsee». Unter der Führung von Adolf Stutz wurde nach und nach die Setzerei ausgebaut und rationalisiert sowie der Maschinenpark in der Druckerei komplett erneuert. Eine Adrema-Anlage in der Ausrüsterei erleichterte die Adressierung der Zeitschriften.
Haus Gerbe. Firmensitz von 1911 bis 1993.

1935 verehelichte sich Adolf Stutz mit der Witwe Martha Brupbacher-Hauser (1898–1978), deren Gatte Gottfried, ein Freund von Adolf Stutz, 1926 auf einer Skitour am Pizol verunglückt war. Zusammen mit ihrer elfjährigen Tochter Verena zog Martha in die Gerbe ein.
Die Krise der 1930er Jahre ging an der Druckerei Stutz nicht spurlos vorüber. Das Verlags- und Akzidenzgeschäft brach ein und führte zum Entscheid, die im 53. Jahrgang erscheinenden «Nachrichten vom Zürichsee» Ende 1936 einzustellen. Dafür baute man die im eigenen Verlag herausgegebenen Fachblätter aus.
1951 trat der Schwiegersohn von Dr. Adolf Stutz, Max Möhr-Brupbacher, als Kommanditär in die Druckerei Stutz & Co. ein. Es folgte eine Zeit technischer Neuerungen: der Ausbau des Zinnenanbaus zur Installation einer Duplex-Druckmaschine, die Totalrenovation von Papeterie und Buchhandlung, die Anschaffung einer lochbandgesteuerten Setzmaschine und der Kauf von Offsetmaschinen. Seit Herbst 1967 – nach dem Tod von Dr. Adolf Stutz – oblag Max Möhr bis 1983 die alleinige Geschäftsführung.
In den 1980er Jahren kam es in der graphischen Branche zu grossen technischen Umwälzungen, auf welche die Buchdruckerei Stutz reagierte.
Dr. Adolf Stutz-Hauser (1895−1967).

Die Fachzeitschriften wurden nun auf dem Fotosatzsystem EuroCat 155 hergestellt und aus den Druckern wurden Bildschirmoperateure, Fotosetzer, Montierer und Offsetdrucker, die nun an computergesteuerten Tastgeräten, Leuchtpulten, Kameras und Reprogeräten arbeiteten. 1982 wurde das neuste Modell eines Kombi-Falzautomaten erworben.
1983 feierte die Firma Stutz das 100-jährige Bestehen. Auf diesen Zeitpunkt wurde die Kollektivgesellschaft Stutz & Co. in eine Familien-Aktiengesellschaft umgewandelt. Räto Möhr und Peter Fuhrer übernahmen die Geschäftsleitung. Zur Belegschaft gehörten damals 42 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie vier Lehrlinge. Sämtliche Fachzeitschriften wurden nun im Fotosatzsystem hergestellt. Zum 100-Jahr-Jubiläum erschien eine ausführliche bebilderte Festschrift. Sie diente auch für diesen Text als Grundlage.
Briefköpfe der Firma Stutz von 1955, 1964, 1983, 1990 und 1997.

Die engen, über drei Stockwerke verteilten Lokalitäten im Haus zur Gerbe und die prekären Verkehrsverhältnisse – die Gerbestrasse wurde zur Fussgängerzone erklärt – standen Modernisierungen im Wege. Im Frühjahr 1993 beschlossen deshalb die Inhaber, sich in der ehemaligen Tuchfabrik Wädenswil AG (Tuwag) einzumieten. Nach viermonatiger Umbauzeit erfolgte im Januar 1994 der Umzug der Stutz & Co. AG in die neu eingerichtete Fabrikhalle an der Einsiedlerstrasse 29. Hier profitierte man unter anderem von folgenden Verbesserungen:
- Attraktiver Kundenempfang im Büro-Anbau
- Korrektorat in separatem Raum
- Druckerei mit optimaler Tagesbelichtung
- Vereinfachte Betriebsabläufe durch Anlieferung, Ausrüstung, Druck, und Auslieferung auf gleicher Ebene
- Genügend Lager- und Stauräume
- Aufenthaltsräume für das Personal
Ein neues Erscheinungsbild – ein stilisiertes «S» als Symbol für Papierbogen, die über den Zylinder der Druckmaschinen laufen, sowie ein sattes Blau, das der bisherigen Hausfarbe Rot zugeordnet wurde – markierte den Neuanfang eines traditionsreichen Unternehmens, das an eine positive Zukunft glaubte und bald vom Fotosatz auf Computer to plate überging.
1998 wurde die Offset- und Buchdruckerei unter dem neuen Namen «Stutz Druck AG» ins Handelsregister eingetragen. 1999 trat Bruno Häusler als Geschäftsführer in die Firma ein. Im selben Jahr wurde eine Fünf-Farben-Druckmaschine angeschafft. 2006 verkaufte die Familie Möhr die Stutz Druck AG an Bruno Häusler. Dieser arbeitete ab 2007 mit der Pomcany’s Printingcenter AG in Zürich zusammen, wodurch die Kunden von der Unternehmens- und Marketingkommunikation mit folgenden Dienstleistungen profitierten: Kreation, Realisation, Full Service und Produktion. Im Jahr 2007 wurden zwei neue Fünf-Farben-Druckmaschinen angeschafft und so zusätzliche Arbeitsplätze generiert.
2012 wurde Rudolf Stutz – bisher Präsident des Veraltungsrates – der Inhaber der Pomcany’s Printingcenter AG, durch Kauf alleiniger Eigentümer der Stutz Druck AG. Die Unterschrift von Bruno Häusler wurde gelöscht und Rudolf Stutz übernahm die Geschäftsführung.
Seit 1. Januar 2017 heisst die zukunftsorientierte Firma Stutz Medien AG. Sie ist noch die einzige Offset- und Buchdruckerei auf dem Platz Wädenswil und hilft den Kunden mit kreativen Lösungen verstehen, vereinfachen und vernetzen. Sie ist in der Lage, ein breitgefächertes Angebot von Mediendienstleistungen anzubieten: von der Beratung bis zum fertigen Produkt – auf Papier, digital oder als Event. Ein eingespieltes Team erbringt kreative Höchstleistungen, ist flexibel und reagiert schnell auf die Wünsche der Kunden.




Peter Ziegler