Druckerei J. Baumann zum Florhof (1891–2001)

Quelle: «Gedruckt in Wädenswil - Eine Metamophose», 2017 von Peter Ziegler

Haus Florhof um 1900, Sitz der Druckerei J. Baumann.

1891 kaufte Jakob Baumann-Isler (1852–1927), der seit 1865 in der Druckerei im Florhof tätig war und zuletzt den technischen Betrieb geleitet hatte, von Arnold Rüegg den Verlag des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee» und die Druckerei.
Auf Rüeggs Wunsch wurde auch der Kaufmann Arnold Funk in die Nachfolgefirma einbezogen. 1897 schied Funk aus dem Geschäft aus und Jakob Baumann wurde alleiniger Inhaber. Ab 1898 erschien der «Anzeiger» mit einer wöchentlichen Gratisbeilage, dem illustrierten Unterhaltungsblatt «Sonntagsruhe». Mit dem Schritt ins neue Jahrhundert vergrösserte der «Anzeiger» im Jahre 1900 das Format auf 33 x 49 Zentimeter, und ab 1909 trat zur «Sonntagsruhe» die wöchentlich am Montag erscheinende Unterhaltungsbeilage «Der Feierabend» mit feuilletonistischen Beiträgen. Von 1913 an erschien die Zeitung – bis Ende 1936 – viermal wöchentlich: am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag. Ende Dezember 1917 gab der Verleger die «Sonntagsruhe» und 1923 die Wochenbeilage «Der Feierabend» auf. An ihre Stelle trat von 1923 bis 1965 die wöchentliche Beilage «Für den Familienkreis».
An Weihnachten 1927 starb Jakob Baumann-Isler. Der Betrieb ging an den Sohn, den Buchdrucker und Verleger Jakob Baumann-Siegfried (1886–1966) über. Um den Geschäftsinhaber zu entlasten, trat 1929 Dr. iur. Ernst Kunz (1890–1954) als Redaktor in den Verlag ein.

Jakob Baumann-Isler (1852−1927).
1936 trafen die Verleger der beiden Wädenswiler Tageszeitungen, Dr. Adolf Stutz und Jakob Baumann eine freundschaftliche Vereinbarung. Mit Ende des Jahres stellten die «Nachrichten vom Zürichsee» ihr Erscheinen ein. Die Verlagsrechte der «Nachrichten» gingen an den «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» über, der nun ab Jahresbeginn 1937 sechsmal wöchentlich herausgegeben wurde und die erste Tageszeitung am linken Seeufer war.
Unter Dr. Martin Schärer, Nachfolger von Dr. Ernst Kunz seit 1954, erschien der «Anzeiger» in neuer Aufmachung: die lesbarere Antiquaschrift ersetzte die bisherige Fraktur. Ab 19. Oktober 1956 löste die vierspaltige Seite die dreispaltige ab. Zudem wurde jeden Freitag ein Veranstaltungskalender publiziert. Am 11. Januar 1958 erschien erstmals die von Peter Ziegler redigierte Monatsbeilage «Heimatblätter», in welcher, letztmals im Dezember 1962, lokalgeschichtliche Beiträge veröffentlicht wurden. Am 12. Januar 1959 enthielt der «Anzeiger» wieder eine neue Beilage: die fortan jährlich publizierte «Theater-Zeitung», mit vielfältigen Informationen über die bevorstehende Aufführung der «Freunde des Volkstheaters Wädenswil».

Jakob Baumann-Siegfried (1886−1966).
Auf den 1. Juli 1960 wandelte Jakob Baumann-Siegfried die Firma «Jakob Baumann z. Florhof» in die Familienaktiengesellschaft «Baumann & Co. Zum Florhof» um. Von 1960 bis 1981 wirkte Hans Jakob Furrer als Redaktor. Er führte unter anderem den «Jahresrückblick» ein, der das Lokalgeschehen des vergangenen Jahres würdigte.
Nach dem Tod seines Vaters, 1966, übernahm Hans Baumann die Verlagsleitung. 1969 beschloss die Baumann zum Florhof AG, den «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» nicht mehr als eigenständige Tageszeitung herauszugeben, sondern als Partnerblatt der «Zürichsee-Zeitung» in Stäfa. Der «Anzeiger» bezog nun den redaktionellen Mantel von der grösseren Zeitung am rechten Ufer, behielt aber für den Regionalteil die Eigenständigkeit. Aus Gründen der Rationalisierung erfolgte der Druck fortan in Stäfa.
Im Anbau hinten rechts wurde der «Anzeiger» gedruckt und am Schalter im Vorbau ausgegeben.

1990 bezogen Verlag, Redaktion und Druckerei der Baumann zum Florhof AG den Neubau an der Moosacherstrasse 14 in der Au. Das Haus zum Florhof samt zweistöckigem Druckereianbau wurde verkauft, im Jahre 1996 abgebrochen und durch ein neues Gebäude ersetzt. Im Sommer 2001 kam es zur Liquidation der Druckerei Baumann zum Florhof AG.
Die Druckerei J. Baumann zum Florhof druckte von 1891 bis 1969 nicht nur den «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee», sondern stellte bis 2001 auch eine Vielzahl von Büchern, Broschüren, Geschäftsberichten und anderen Druckschriften her. Aufgeführt seien hier lediglich jene Publikationen, welche auf Wädenswil Bezug nehmen oder von hiesigen Autoren stammen:
Jakob Pfister. Unser Vater: Predigten, 1898
Wädenswil, wie es war und ist, 1903
Emil Stauber. Die zürcherischen Schanzen an der schwyzerischen Grenze, 1905
Jakob Höhn. Rückblicke auf die Entstehung der Eisenbahn Wädenswil-Einsiedeln, der schweizerischen Südostbahn und der Dampfboot-Gesellschaft Wädenswil und meine Mitwirkung bei diesen Unternehmungen, 1910
Eingabe des Gemeinderates Wädenswil betreffend die Eisenbahnangelegenheit, 1913
Jakob Pfister. Abschiedspredigt, gehalten am 18. November 1917, 1917
Karl Otto Hürlimann. Orgelweihe Wädenswil: Predigt, gehalten am Sonntag, den 15. August 1920, 1920
Jakob Pfister. Die ältesten Familiennamen der Pfarrei Wädenswil bis ungefähr 1650, 1921
Jakob Pfister. Der Aufzug des Landvogtes : ein Bild aus Alt-Wädenswil, 1923
Ernst Eschmann. Blühendes Leben: hundert Jahre Verkehr in Wädenswil: Festspiel zum 50-jährigen Jubiläum der X-Gesellschaft, 1873–1923. Festspiel mit Umzug, Wädenswil, 27. Mai und 3. Juni 1923,1923
Emil Hürlimann-Weber. Jubiläumsschrift des Turnvereins Wädenswil, 1848–1923, 1923
Jakob Pfister. Die Ortsnamen der Pfarrei Wädenswil, die lebenden und die ausgestorbenen, 1924
Jean Suter. Einwohnerverein Wädenswil, 1874–1924, 1924
Jakob Pfister. Johann Heinrich Rusterholz (1760–1806): ein Schulmann aus Wädenswil, 1925
Jakob Pfister. Geschichte der Pfarrei Wädenswil, 1930
Neujahrsblatt der Ehemaligen Freien Vereinigung Wädenswil, 1930
Albert Schreiber. Allezeit bereit zur Verantwortung: Konfirmationspredigt gehalten von A. Schreiber, Pfr. Zur Erinnerung an die Konfirmation, Sonntag den 29. März 1931 in der Kirche zu Wädenswil, 1931
Walter Höhn-Ochsner. Das Werden unseres Heimatbodens: Bilder aus der Geologie der Herrschaft Wädenswil; Beiträge zur Naturgeschichte der Gemeinden Wädenswil, Richterswil, Schönenberg und Hütten, 1934
Johann Jakob Pfister / Willy Wuhrmann. Lebenserinnerungen von Johann Jakob Pfister, Pfarrer und Dekan in Wädenswil 1849–1935, 1935
K.E. Hoffmann. Das Leben Heinrich Leutholds, Neujahrsblatt der Lesegesellschaft Wädenswil, 1935
Jakob Eugster. 100 Jahre Sekundarschule Wädenswil-Schönenberg, 1936
Walter Höhn-Ochsner. Die Pflanzen- und Tierwelt unserer Heimat, 1. Teil, Neujahrsblatt der Lesegesellschaft Wädenswil, 1937
Gotthard Jedlicka. Johann Gottfried Steffan (1815–1905), Neujahrsblatt der Lesegesellschaft Wädenswil, 1938
Walter Höhn-Ochsner. Die Pflanzen- und Tierwelt unserer Heimat, 2. Teil, Neujahrsblatt der Lesegesellschaft Wädenswil, 1939
Walter Höhn-Ochsner. Die stehenden Gewässer und Moore der Herrschaft Wädenswil, 1. Teil, Neujahrsblatt der Lesegesellschaft Wädenswil, 1942
Walter Höhn-Ochsner. Die stehenden Gewässer und Moore der Herrschaft Wädenswil, 2. Teil, Neujahrsblatt der Lesegesellschaft Wädenswil, 1944
Peter Ziegler / Hans ten Doornkaat. Hundert Jahre Kirche Hütten 1856–1956, 1956
Peter Ziegler. Aus der Geschichte der Siedlung Giessen in Wädenswil, 1960
Peter Ziegler. Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel Wädenswil, 1963
Hans Jakob Furrer / Peter Friedli. Wädenswil, 1978
Hans Zollinger. Wädenswil von Kopf bis Fuss, 1981
Kurt Rohr. 100 Jahre Musikverein Harmonie Wädenswil, 1883–1983, 1983
Peter Ziegler. Reformierte Kirche Wädenswil: Aussenrestaurierung 1983/84, 1985
Peter Friedli. Das Beste aus Wädenswil: eine Sammlung von Fotografien, Rezepten und Inseraten, 1987
Peter Ziegler. Die Johanniterkomturei Wädenswil, 1287 bis 1550, 1987
Peter Ziegler. Das Haus «Zur Sonne» in Wädenswil, 1988
Josef Bachmann. 100 Jahre Samariterverein Rotes Kreuz Wädenswil, 1889–1989, 1989
Recco Däppeler. Veloclub Wädenswil: Vereinschronik 1890–1990, 1990
Josef Auf der Maur. 50 Jahre Ingenieurschule Wädenswil, 1992




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