Die Kupferstecher und Lithografen Brupbacher (1789–1867)

Quelle: «Gedruckt in Wädenswil - Eine Metamophose», 2017 von Peter Ziegler

Im Mai 1759 liess der Krämer Hans Heinrich Brupbacher-Wysling (1711–1793) gegenüber dem Gasthof Hirschen das heutige Haus Gerbestrasse 9 an der Ecke Gerbestrasse/Schönenbergstrasse bauen und zog vom Buck, wo sein Vater als Petschaftstecher tätig war, ins neue Heim. Sein Sohn Heinrich Brupbacher-Knabenhans (1758–1835) schuf sich hier als Zeichner, Schrift- und Kupferstecher einen bedeutenden Namen. Der Zeichner Füssli nennt ihn einen der besten Schriftstecher der damaligen Zeit. In seinem Wohnhaus unterhielt Brupbacher einen kleinen Kunsthandel mit Verlag. Er gab Schreibvorlagen, Umrisszeichnungen und kleine Landkarten und Formulare heraus, so Taufscheine, Lehrlings-Attestate und Zeugnisse. 1789 veröffentlichte er ein von ihm gestochenes, aus 42 Blättern bestehendes Schreibvorlagenbuch der Schreiblehrer J.J. und J.R. Roschli an der Kunstschule in Bern. 1793 und in den folgenden Jahren stach er eine Karte des Zürichsees sowie 27 Blätter mit Ansichten der Dörfer rund um den See. Dies im Auftrag des Zürcher Verlegers Johannes Hofmeister (1721–1800). Die Stiche tragen daher den Vermerk «Cura Hofmeisterj, gavé par H. Brupbacher».
Schloss und Luftquartier Wädenswil. Kupferstich von Heinrich Brupbacher, 1794.

Heinrichs ältester Sohn, Hans Jakob Brupbacher-Blattmann (1792–1831) eröffnete im Jahre 1817 in seinem Haus beim «Hirschen» eine Steindruckerei: die erste lithografische Anstalt im Kanton Zürich. Das Material und besonders die Steine stammten offenbar von Andreas Pecht, einem Bayern, der Anfang April 1815 seine bisher in Konstanz betriebene Steindruckerei nach Zürich und im Sommer des gleichen Jahres nach Wädenswil verlegt hatte. Weil man hier seine lithografierten Kunstblätter, besonders die vier Ansichten vom Rigi-Kulm, abgelehnt hatte, zog der im Herbst 1815 verärgert wieder nach Konstanz.
Sittenrichter und Schulpfleger Hans Jakob Brupbachers «Lithographie-Anstalt» erfreute sich wachsenden Zuspruchs. Der Unternehmer profitierte von der politischen Bewegung seiner Zeit und druckte Aufrufe, Petitionen und Erinnerungsblätter, so etwa ein Blatt zum Gedenken an der Teuerung und Hungersnot von 1816/17. Er lithografierte auch Bildnisse, wie 1825 jenes des Wädenswiler Pfarrers Paul Philipp Bruch (1767–1818), des Gründers der Sparkasse. Die leistungsfähige Steindruckerei schuf sodann Buchillustrationen und Titelblätter. Bekannt ist das Titelblatt zu Dr. Johann Heinrich Zuppingers «Leben und Taten und Schicksale Napoleon Bonapartes«, zu einem Werk, das der Wädenswiler Autor um 1827 bei Abraham Keller in Ebnat drucken liess. Aus der Wädenswiler Verlagsanstalt gingen indes auch literarische Erzeugnisse hervor, so in 400 Exemplaren das Festgedicht für den Sängerverein am Zürichsee aus dem Jahre 1826. Pfarrer Hans Rudolf Wirz hatte dazu den Auftrag gegeben, ohne die Einwilligung des Verfassers Johann Jakob Reithard. In der Folge verlegte sich Hans Jakob Brupbacher, seit 1818 mit Barbara Hauser verheiratet, mehr auf die Herstellung von Kunstblättern und auf Akzidenzarbeiten. Ein bekanntes Werk ist die Lithografie «Landesversammlung Uster am 22. November 1830» von Gottlieb Werner.
Taufformular aus der lithografischen Anstalt Brupbacher, 1806.

Seit 1832 gehörte die Liegenschaft beim «Hirschen» dem Lithografen Johannes Brupbacher-Isler (1794–1859), Hans Jakob Brupbachers Cousin. Seine Anstalt wurde nach und nach konkurrenziert durch den Lithografen Allamand, der in den 1830er Jahren ebenfalls eine Steindruckerei mit Verlag betrieb, sowie durch Robert Hermann (1818–1889), der um 1838 in Wädenswil einen gleichen Betrieb eröffnete. Johannes Brupbacher konnte sich jedoch erfolgreich behaupten und sein Geschäft dem Sohn Joannes Brupbacher-Blattmann (1824–1867) vererben. Dieser zeigte sein Können an der Industrie- und Gewerbeausstellung vom 8. Bis 22. Oktober 1865 im Dorfschulhaus sein Können mit einem «Tableau und einem Haargemälde». Johannes war der letzte Lithograf aus dem Geschlecht der Brupbacher. Seine Witwe verkaufte die lithografische Anstalt im Jahre 1867 an J.C. Brack, der sie kurz darauf dem Lithografen Robert Hermann veräusserte.




Peter Ziegler