Zwei Sprachlabors auf der Oberstufe Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1981 von Peter Christiansen

Wie kam es dazu?

Die ersten Sprachlaboranlagen waren vor rund 30 Jahren in den USA zu finden. Von dort haben sie sich mittlerweile über die ganze westliche Welt verbreitet. Allein in der Schweiz wird heute an über 600 Schulen mit dem Sprachlabor unterrichtet.
Ihr Interesse an einer Sprachlehranlage hatte die Lehrerschaft von Wädenswil erstmals anfangs der 1970er Jahre bekundet. Anlässlich einer Konventsreise wurden damals zwei Labors in Thalwil und Kilchberg besichtigt. Die Folge war allerdings nicht nur helle Begeisterung, präsentierten sich doch die damaligen Anlagen in ihrer Bedienung recht kompliziert, und das Kommandopult des Lehrers erinnerte einen allzu sehr an ein Flugzeugcockpit. Ob so viel − heute Gott sei Dank unnötiger Technik − war man verunsichert und zweifelte mit Recht am erfolgreichen, praktischen Einsatz. In der Folge wurde eine Sprachlaborkommission gebildet, welche den Auftrag hatte, die Notwendigkeit, den Zeitpunkt der Inbetriebnahme, die Kosten, die Raumfrage sowie die Wahl des bestgeeigneten Produkts abzuklären. 1973 war es möglich, aus Rechnungsüberschüssen rund 144‘000 Franken in einen Sprachlaborfonds zu überweisen.
Nachdem an der Realschule schon seit mehreren Jahren mehrheitlich mit dem neuen Französischlehrgang «On y va» unterrichtet worden war, erklärte die Erziehungsdirektion auf das Schuljahr 1980/81 dieses Lehrmittel auch für die Sekundarschule als obligatorisch. Damit war die Notwendigkeit zweier Sprachlabors unbestritten, existierten doch zudem bereits gute Laborübungen für Englisch und Italienisch an den dritten Klassen. Trotzdem musste wegen der prekären Raumverhältnisse in den Oberstufenschulhäusern auf den Einbau per Frühling 1980 verzichtet werden. Für die Schulanlage Steinacher schien es vorerst sogar unmöglich, das Labor auf Frühjahr 1981 einzurichten, da die Primarschule den von ihr benutzten Schulraum weiterhin benötigte. Durch den Verzicht der Lehrerschaft auf das zweite Naturkundezimmer wurde es dennoch möglich, den bis anhin als Klassenzimmer benutzten Laborraum seiner eigentlichen Zweckbestimmung zuzuführen.
Der Einbau der beiden Anlagen konnte in den Oberstufenzentren Fuhr und Steinacher im Februar/März 1981 realisiert werden. Die Kosten für die beiden REVOX-Labors beliefen sich auf rund 136‘000 Franken, dazu kamen Raumanpassungsarbeiten im Betrage von zirka 15‘000 Franken. Erfreulicherweise konnten mit dem zurückgestellten Betrag des Sprachlaborfonds die Kosten nicht nur beinahe gedeckt werden, nein, es war sogar möglich, dank den gesunkenen Preisen zwei Anlagen zu installieren. Die Folge- und Betriebskosten dürften sich kombiniert mit einem Servicevertrag möglicherweise auf rund 4500 Franken pro Jahr und Labor belaufen.

Wozu ein Sprachlabor?

Das Sprachlabor ist ein anerkanntes und ausgezeichnetes Instrument zur Förderung der Sprechbereitschaft und zur Überwindung der Sprechangst. Bei richtig dosiertem Laboreinsatz werden Lehrer und Schüler über ein freieres und verbessertes Sprachverhalten in Französisch, Englisch oder Italienisch verfügen. Im Labor lernt man seine eigene Stimme kennen, und nur im Sprachlabor hat man die Möglichkeit, seine Stimme und seine Aussprache zu verbessern und zu verfeinern. Das Sprachlabor soll als Unterrichtshilfe verstanden werden. Es entbindet nicht vom konventionellen Unterricht, sondern ergänzt denselben. Es kann nur nach entsprechender Vorbereitung im Klassenzimmer erfolgreich eingesetzt werden. Die Arbeit darin sollte normalerweise 30 Minuten nicht übersteigen. Der Schüler spricht seine Antworten auf Band, zwischen die Fragen, und vergleicht seine sowie die Antworten des Speakers. Er kann das Arbeitstempo individuell beeinflussen durch modulationsgesteuerte Satzrepetition oder durch schnelles Vor- und Zurückspulen. Die Übungen können beliebig wiederholt und zur Kontrolle mit der eigenen, aufgezeichneten Stimme abgehört werden. Die Lehrerruftaste ermöglicht dem Schüler, mit dem Lehrer jederzeit Kontakt aufzunehmen.
Die Firma REVOX, welche die beiden Sprachlehranlagen geliefert und installiert hat, gilt weltweit als Pionier auf dem Gebiet der Magnettontechnik. Sie stellt seit rund 15 Jahren Sprachlabors her. REVOX darf für sich buchen, die neue mikroprozessorgesteuerte Sprachlaborgeneration, von welcher nun auch in Wädenswil zwei Anlagen stehen, massgeblich mitgeprägt zu haben. Der Lehrer schätzt die einfache Bedienung und die geringe Störanfälligkeit. Er kann Programme ab Kassette oder Spule in die Kassetten der Schülergeräte einspielen. Er hat die Möglichkeit, beim einzelnen Schüler diskret mitzuhören, mit ihm über Kopfhörer ein Gespräch zu führen und sein Gerät fernzusteuern. Im Labor können zur Zeit zwei Gruppen mit getrennten Programmen arbeiten. Der Lehrer kann beispielsweise mit der einen Gruppe ein Konferenzgespräch führen, während die andere mit individueller Arbeit beschäftigt ist.
Anlässlich der Einweihungsfeier vom 18. Mai 1981 testeten Mitglieder der Oberstufenschulpflege das neue Sprachlabor des Steinacher-Schulhauses.

Einweihung

Eine kleine Gästeschar versammelte sich am 18. Mai 1981 zur Einweihungsfeier im neuen Sprachlabor des Steinacher-Schulhauses. Nach einer Begrüssung durch den Präsidenten der Oberstufe, Herrn Dr. Walter Eggenberger, und einer Orientierung über den Werdegang der bei den Anlagen durch den Kommissionspräsidenten, Herrn F. Schlegel, liess sich der Kustos des dortigen Sprachlabors etwas Besonderes einfallen, um seinen Gästen ein Stück praktischer Arbeit zu vermitteln. Schulpflegemitglieder und Lehrer wurden aufgefordert, sich Kopfhörer aufzusetzen und an einer ersten Lektion Serbokroatisch teilzunehmen. Die unbekannte Sprache liess gerechterweise alle gleichermassen im uferlosen Gewässer fremder Laute zappeln und nach Halt suchen, einem Halt, der zur allgemeinen Erleichterung schriftlich dargeboten wurde. Jedermann konnte sich überzeugen, wie intensiv und anstrengend die Arbeit im Sprachlabor ist, wie sie aber gleichzeitig eine willkommene Abwechslung im Fremdsprachenunterricht darstellt. Sicher wird mit dieser neugeschaffenen Unterrichtshilfe ein noch besserer Lernerfolg in den Fremdsprachen ermöglicht.




Peter Christiansen