Wädenswil wird ländlicher

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2018 von Sonja Marcec-Wolter

Zahlen und Fakten rund um die erweiterte Gemeinde

Wenn sich am 1. Januar 2019 Hütten und Schönenberg mit der Stadt Wädenswil zusammenschliessen, steigt Wädenswil zur flächenmässig drittgrössten Gemeinde im Kanton nach Zürich und Winterthur auf. Drei Gemeinden finden zusammen, die bereits auf eine lange gemeinsame Vergangenheit zurückblicken können. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bildeten Wädenswil, Hütten und Schönenberg zusammen mit Richterswil und einem Teil der ehemaligen Gemeinde Hirzel die Landvogtei Wädenswil.

Die Einwohnerzahl wächst um 12,6 Prozent

Mit der Eingemeindung der beiden Ortschaften Hütten und Schönenberg erhöht sich die Bevölkerungszahl Wädenswils von 21 716 auf 24 455 Personen. Die Stadt erlebt somit ein sprungartiges Bevölkerungswachstum von rund 12,6 Prozent. Der Anteil von Frauen und Männern wird damit fast ausgeglichen. Während Wädenswil vor dem Zusammenschluss rund 3 Prozent mehr Frauen als Männer vorzuweisen hatte, bringen die beiden Orte Schönenberg und Hütten jeweils rund 3 Prozent mehr Männer mit. 12 467 Frauen und 11 988 Männer wird die erweiterte Gemeinde ab 2019 beheimaten. Damit hat sie insgesamt einen nur noch geringen Überschuss an weiblichem Bevölkerungsanteil. 7968 Personen in der erweiterten Gemeinde sind reformiert, 6916 katholisch.
Die Altersstruktur bewegt sich in allen drei Gemeinden vor dem Zusammenschluss um einen Durchschnitt von 41 bis 44 Jahren; daran ändert auch die Eingemeindung nichts. Auch in der Grösse der Haushalte zeigen sich in allen drei Gemeinden ähnliche Tendenzen. So stellen in der erweiterten Gemeinde Wädenswil Zwei-Personen-Haushalte die Mehrheit dar. Haushalte, in denen nur eine Person lebt, bilden die zweithäufigste Variante. Auch dies ist sowohl im bisherigen Gemeindegebiet Wädenswils, als auch in Hütten und Schönenberg festzustellen.

1216 Kühe mehr

Statistisch verändert sich ab 2019 hingegen die Entwicklung des Viehbestands der Stadt Wädenswil. 2018 kamen auf einen Einwohner Wädenswils nur 0,04 Kühe, 0,02 Schweine und 0,03 Schafe. Hütten bringt nun 486 Kühe, 106 Schweine und 89 Schafe mit, Schönenberg 730 Kühe, 1333 Schweine und 40 Schafe. Damit wird Wädenswil eindeutig viehreicher.
2018 sind in Hütten 91 Personen in der Landwirtschaft beschäftigt (Voll- und Teilzeitbeschäftigung sind ausgeglichen mit je etwa 50 Prozent). Dies macht eine Relation von rund 10 Prozent zur Gesamtbevölkerung aus. Schönenberg weist eine Relation von 5 Prozent aus. Wädenswil weist nur einen winzigen Anteil von 0,9 Prozent in der Landwirtschaft beschäftigter Personen aus – gemessen an der Gesamtbevölkerung. In der erweiterten Gemeinde Wädenswil sind ab 2019 insgesamt rund 400 Personen in 144 landwirtschaftlichen Betrieben tätig. Damit steigt der Anteil von in der Landwirtschaft beschäftigten Personen deutlich auf 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung an. Verglichen mit der Gemeinde Uster (0,4 %), der Stadt Winterthur (0,2 %) oder der Stadt Zürich (0,03 %) ist dies für eine grosse Gemeinde ein recht hoher Anteil.

Weniger Unfälle in Schönenberg als in Wädenswil

Die 24 455 Einwohner Wädenswils verfügen ab 2019 über insgesamt 12 421 Autos. Auf jeden Einwohner fallen damit statistisch gesehen 0,5 Personenwagen. Oder anders ausgedrückt: Glaubt man der Statistik, so teilen sich jeweils zwei Einwohner der neuen Gemeinde ein Kraftfahrzeug. Was übrigens die Zahl der Unfälle betrifft, weisen – laut dem Gemeindeporträt des Statistischen Amts des Kantons Zürich – die Schönenberger mit 6,5 Unfällen pro 1000 Einwohner und Jahr die geringste Unfallquote aus. Gefolgt von Hütten mit 7,8 Unfällen und Wädenswil mit 9,7 Unfällen pro 1000 Einwohner. Vergleicht man diese Unfallstatistik mit der Stadt Zürich, die mit 14,4 Unfällen pro 1000 Einwohner und Jahr zu Buche schlägt, liegt Schönenberg 55 Prozent tiefer.
Mit dem Wasser geht die Hüttner Bevölkerung mit einem Verbrauch von 214 Litern pro Tag und Kopf am sparsamsten um. In Wädenswil werden statistisch 227 Liter verbraucht. Das Schlusslicht bildet Schönenberg mit einem Verbrauch von 250 Litern pro Tag und Kopf. Im Vergleich zur Stadt Zürich (289 Liter pro Tag und Kopf) sind aber alle drei Gemeinden eher sparsam, was den Wasserverbrauch betrifft.

Die Fläche wächst um 105 Prozent

Topographisch verändert sich Wädenswil bedeutend. Bisher misst der höchste Punkt der Stadt 696 Meter (bei Schlieregg). Ab 2019 misst die höchste Erhebung Wädenswils 1229 Meter. Sie ist in Hütten auf dem Höhronen an der Grenze zu den Kantonen Schwyz und Zug zu finden. Damit liegt diese Erhebung nur knapp hinter dem höchsten Punkt des Kantons Zürichs, dem Schnebelhorn. Dieses ist mit 1292 Metern der höchste Gipfel des Kantons Zürich und liegt an der Grenze zum Kanton St. Gallen. Zum Vergleich: Der Üetliberg als Hausberg der Stadt Zürich misst gerade mal 870 Meter. Man kann feststellen: Im Durchschnitt liegt die erweiterte Gemeinde Wädenswil deutlich höher.
Die bisherige Fläche der Gemeinde Wädenswil beträgt 1735 Hektar. Mit Hütten kommen 724 Hektar hinzu, mit der Gemeinde Schönenberg nochmals 1102 Hektar. Damit erstreckt sich die Gemeinde Wädenswil ab Januar 2019 über 3561 Hektar. Die Fläche vergrössert sich um 105 Prozent. Man kann hier also gut und gerne von einer Verdoppelung der Fläche sprechen.
Der Anteil an landwirtschaftlicher Fläche am Gesamtgebiet steigt auf 80 Prozent. Vor dem Zusammenschluss machten nur knapp 59 Prozent der Gesamtfläche landwirtschaftlich genutztes Land aus. Auch hinsichtlich der zur Gemeinde gehörenden Wälder verändert sich die Statistik Wädenswils merklich. Zu den bereits vorhandenen 154 Hektar erhält Wädenswil mit Hütten und Schönenberg weitere 383 Hektar Wald hinzu. Der eher geringe Anteil an Waldgebiet wächst damit von 8,9 Prozent auf 15,1 Prozent. Mit der Eingemeindung wird die Gemeinde also nicht nur flächenmässig grösser, sondern auch stärker landwirtschaftlich geprägt sowie wesentlich reicher an Wäldern. Ein Vergleich mit der Gemeinde Uster mit einem Anteil an Waldfläche von 26,7 Prozent zeigt aber, dass der Waldanteil insgesamt doch eher gering ist.
80 Prozent der Fläche der erweiterten Gemeinde wird landwirtschaftlich genutzt.

Die Verkehrsfläche vergrössert sich übrigens von 156 Hektar auf 197 Hektar und beträgt somit rund 5,5 Prozent. Das ist deutlich weniger als vor dem Zusammenschluss: Der Anteil der Verkehrsfläche liegt 2018 in Wädenswil bei 9 Prozent.
 

Die Infrastruktur bleibt

Der Zusammenschluss macht sich vorrangig in Politik und Verwaltung bemerkbar. Die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden Hütten und Schönenberg, die ab 2019 zu den Einwohnern Wädenswils zählen, können davon ausgehen, dass der Betrieb der Gemeindeeinrichtungen unverändert fortgeführt wird.
Nach dem Zusammenschluss gilt die aktuell gültige Gemeindeordnung der Stadt Wädenswil für die gesamte erweiterte Gemeinde. Die Behörde in Wädenswil übernimmt die Verwaltung auch für die neu eingemeindeten Ortsteile. Die Behörden in Schönenberg und Hütten besitzen ab dem 1. Januar 2019 keine Funktion mehr.
Weitreichende Veränderungen in den öffentlichen Einrichtungen sind nicht vorgesehen. Laut Zusammenschlussvertrag bleiben Schulen, Friedhöfe, Altersheim, Vereine und Feuerwehren in Hütten und Schönenberg erhalten. Die Eingemeindung bringt vor allen Dingen organisatorische Neuerungen.

- Schulen: Die Kindergärten und Primarschulen in Hütten und Schönenberg bleiben unverändert erhalten. Dies gilt, solange die Schülerzahlen der Einrichtungen den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen.
- Friedhöfe: Die Friedhöfe der Gemeinden Wädenswil, Hütten und Schönenberg sind von den Folgen des Zusammenschlusses nicht betroffen. Sie werden in der bisherigen Weise weiter betrieben.
- Feuerwehr: In Schönenberg und Hütten befinden sich Feuerwehrstandorte, die auch weiterhin erhalten bleiben. Sie gelten ab 2019 als Teile der Feuerwehr Wädenswil.
- Altersheim in Schönenberg: Das Schönenberger Altersheim Stollenweid wird nach dem Zusammenschluss als Teil der Alterszentren Wädenswil geführt und in seiner jetzigen Form weiter betrieben.
- Vereinsförderung: Vereine in Hütten und Schönenberg erhalten die Kultur- und Sportförderung nach den geltenden Regelungen der Stadt Wädenswil.

Einen Vorteil hat der Zusammenschluss im öffentlichen Verkehr: Der Lokaltarif des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) gilt für die gesamte erweiterte Gemeinde. Er gilt schon seit Dezember 2017. Der ZVV hatte die Umstellung im Mai 2017 angemeldet und trotz der Verzögerung der Fusion um ein Jahr nicht rückgängig gemacht, so der Mediensprecher des ZVV. Fahrten zwischen Wädenswil und Schönenberg bzw. Hütten sind seit Ende 2017 günstiger.




Sonja Wolter