Reformierte Kirche

Quelle: Rundgang I durch Wädenswil, 1989 von Peter Ziegler

Die 1764 bis 1767 am Standort des abgebrochenen mittelalterlichen Gotteshauses nach den Plänen des Brücken- und Kirchenbauers Hans Ulrich Grubenmann von Teufen (1709-1783) erstellte barocke Querkirche mit Rokokostukkaturen bildet im Grundriss ein Querrechteck (36 x 20 Meter) mit bergseits vorspringendem Risalit (20 x 3 Meter). Vor der Mitte des Risalits steht der 64 Meter hohe Glockenturm. Seine rundbogigen Zwillingsfenster gehen auf romantische Vorbilder zurück, der achtseitige Spitzhelm über leicht geschweiften Giebeln ist gotisches Erbe. Auf den Zifferblättern 3.3 Metern Durchmesser drehen sich Zeiter, die 1.98 Meter und 1.76 Meter lang sind. Die mit Dokumenten versehene Turmkugel hat Ausmasse von 66 x 63 Zentimetern. Der Turmhahn misst 104 Zentimeter von der Zehe bis zum Kamm und 95 Zentimeter vom Schnabel bis Schwanzende. Im Turm hangen 5 Glocken aus den Jahren 1842, 1885 und 1895 mit Gewichten von 4442 kg, 2344 kg, 1317.5 kg, 532.5 kg und 268 kg.
Reformierte Kirche nach der Aussenrenovation von 1983/84.
Reformierte Kirche: Schmiedeeisernes Gitter von 1766.

Männerstühle auf der Nordwestempore, vor 1950, mit Name und Wappen des ersten Besitzers.

Die Kirchenfassaden sind durch ein weitmaschiges System horizontaler und vertikaler Teilungen im Stil von österreichischen Barockarchitektur gegliedert. Auf leicht vorspringendem Sockel ruht ein Hauptgeschoss mit schmalen Rundbogenfenstern. Über deren Scheitel zieht sich ein schmales Gurtgesims hin. Darauf folgt ein niedriges, bis zum Dach reichendes Obergeschoss, dessen Fenster oben und unten mit Einzug gerundet sind. Die Lisenen aus Sandstein und die linearen Fassadenmalereien wurden anlässlich der Aussenrestaurierung von 1983/84 nach Vorlagen der Bauzeit rekonstruiert. Der ebenerdige Turmeingang weist ein Schmiedeeisengitter von 1766 auf, mit der alten Form des Wädenswiler Gemeindewappens. Die übrigen Eingänge sind mit polygonal geschweiften Haubendächern überdeckt, die aus toskanischen Säulen ruhen.
Reformierte Kirche mit Friedhof. Rechts Häuser an der heutigen Schönenbergstrasse. Zeichnung von Johann Jacob Hofmann, 1771.

Das Kircheninnere nach der Innenrenovation von 1950 bis 1952.

Im 1950/51 letztmals renovierten stützenlosen Innern, das von einer brückenähnlichen Dachkonstruktion überspannt wird, an welcher die Decke aufgehängt ist, sind besonders bemerkenswert die drei freitrangenden eingespannten Emporen, die mit Rocaillen, pflanzlichen Elementen und Puttenköpfen gezierten Deckenstukkaturen des Vorarlbergers Peter Anton Moosbrugger (1732-1806), die ebenfalls von diesem Künstler marmorierte hölzerne Kanzel in der Mitte der Längsfassade sowie die 48 Familienwappen ehemaliger Kirchenstuhlbesitzer an den Lehnen je der zweituntersten Stuhlreihe auf der beiden Seitenemporen. Die Kirche verfügt über 1316 Sitzplätze. Im Schnittpunkt des Längs- und des Quergangs, die strenge Bankgevierte abteilen, steht der Taufstein von 1767 aus Bündner Marmor. Am Fuss der Kanzelseite haben sich die Behördensitze aus der Landvogteizeit erhalten. Die Farbfenster von 1862 stammen aus der Werkstatt des Züricher Glasmalers Johann Jakob Röttinger (1817-1877). Die 1952 von der Firma P. Goll in Luzern gelieferte Orgel – die vierte seit 1826 – zählt 49 Register in drei Manualen und wird elektrisch betrieben.
(Über die Reformierte Kirche Wädenswil orientiert ausführlich: Peter Ziegler, Kirche Wädenswil, Wädenswil 1983.)
Plan der von Peter Anton Moosbrugger geschaffenen Stuckdecke von 1766.

Längsschnitt durch die Kirche, 1915. Dachstuhlkonstruktion: Orgelempore vor der Erweiterung von 1919/20.

Grundriss des Kirchenschiffs, 1915. Die Anordnung der Bestuhlung wurde anlässlich der Innenrenovation von 1950/51 verändert.