Wädenswiler Bundesfeier

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1976 von Kurt Rohr
 
Früher wurden in Wädenswil drei Bundesfeiern durchgeführt: eine auf der Halbinsel Au, eine auf dem Geren und die offizielle Feier auf dem Seeplatz bzw. im Rosenmattpark oder in der Kirche. Die Langrütler-Feier war ein kleine, schlichte, fast familiäre Angelegenheit, dafür mit einem um so grösseren Höhenfeuer. Der Verkehrsverein hatte im Dorf je länger desto mehr Mühe, Leute zu finden, die sich – mitten in der Ferienzeit – für diese Aufgabe zur Verfügung stellten. Es kam dazu, dass die in kurzen Intervallen durchfahrenden Züge Darbietungen auf dem Seeplatz fast verunmöglichten. 1970 gelangte der Verkehrsverein Wädenswil an die Bergvereine mit dem Ersuchen, die Bundesfeier nicht nur für die Langrüti, sondern für die ganze Gemeinde auf dem Geren zu organisieren. Nach einem gelungenen Versuch beauftragte dann der damalige Gemeinderat (Exekutive) die Bergvereine, sich der Durchführung der 1.-August-Feier künftig anzunehmen. Es wurde in der Folge ein Organisationskomitee gebildet, bestehend aus Vertretern des Gemischten Chors, des Männerchors und des Quartiervereins Langrüti.
Natürlich stellte sich diesem Bundesfeier-Komitee sofort die Frage, ob man an der bisher eher konventionellen Feier festhalten oder, wie da und dort gefordert, nach einer neuen Form suchen solle.
Das OK entschloss sich, einstweilen die auf dem Geren bewährte, bodenständige Feier beizubehalten, jedoch in einem zweiten Teil ein frohes Fest mit Wirtschaftsbetrieb und Tanz anzugliedern. Auf die in anderen Gemeinden teils verketzerte Ansprache wollte man nicht verzichten. Wir meinen, dass es uns wohlansteht, am 1. August einen Moment der Besinnung auf unsere Aufgaben, unsere Rechte und Pflichten als Staatsbürger einzuschalten. In der Auswahl der Redner wird darauf geachtet, dass alle staatserhaltenden politischen Richtungen abwechslungsweise zu Worte kommen. Dieser Turnus wird höchstens aus besonderem Anlass durchbrochen.
Obwohl immer wieder Stimmen laut werden, die Bundesfeier gehöre an den See, steigt die Besucherzahl auf dem Geren von Jahr zu Jahr. Sicher sind es auch die herrliche Lage und die idealen Verhältnisse bei jeder Witterung, die immer mehr Leute anziehen. Vielleicht ist es aber auch das Programm, das vielen Mitbürgern gefällt, wobei sich die Organisatoren bemühen, stets für gewisse Abwechslungen zu sorgen. Fester Bestandteil der Bundesfeier sind die Darbietungen der Harmonie, einer der beiden Langrüti-Chöre, und die Kurzansprache eines Politikers. 1975 stand die 1.-August-Feier unter dem Motto «Wädenswil für Lü». Die Frauen vom Berg und vom Landwirtschaftlichen Verein hatten allerlei Kleingebäck, Bauernbrot und Kuchen gebacken. Der Verkauf dieser Backwaren trug der Aktion einen Erlös von über tausend Franken ein. Im Mittelpunkt des Abends stand die Ansprache eines Bürgers von Lü, Regierungsrat O. Largiadèrs. Auch die Festwirtschaft ging mit Ihrem Angebot auf die Aktion «Wädenswil für Lü» ein, offerierte sie doch nebst dem bereits zur Tradition gewordenen «Kaffee Patriot» auch einen besonders fein zubereiteten «Kaffee Münstertal».
So ist denn die Bundesfeier auf dem Geren bereits zur guten Tradition geworden. Die Bewohner der Langrüti werden sich der 1.-August-Feier auf dem Geren annehmen, solange dazu ein Bedürfnis besteht. Sollten sich aber Vereine oder Private bereitfinden, wiederum eine Bundesfeier am See zu organisieren, wären die rund fünfzig Langrütler, die für Organisation und Durchführung der Bundesfeier im heutigen Rahmen nötig sind, nicht unglücklich, einmal nur als Zuschauer und Zuhörer teilzunehmen.
 




Kurt Rohr